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Betfred und Playtech mit Neu-Ausrichtungen

Das Corona-Virus hält die Welt weiterhin fest im Griff. Mittlerweile sind unzählige Branchen betroffen. Und auch die eigentlich krisensichere Glücksspielbranche wackelt zumindest in Ansätzen. Einige große Unternehmen sind massiv betroffen und müssen dementsprechend große Einbußen vermelden. Zumindest beim Entwickler Playtech sieht man sich allerdings weiterhin gut aufgestellt. Eine Art „Vorsorge“ betreibt auch der Glücksspielriese Betfred. Der hat jüngst die Kundendatenbank von MoPlay übernommen und hofft so auf einen Zuwachs an Neukunden.

Finanzen Chart.

Börsennotierte Glücksspielunternehmen haben in diesen Tagen mit der Corona-Krise schwer zu kämpfen. Teilweise richten sich die Unternehmen etwas anders aus. (©️AhmadArdity/Pixabay)

Playtech mit Problemen im Sportwetten-Segmet

Als einer der größten Glücksspiel-Konzerne der Welt ist der Software-Entwickler Playtech mittlerweile direkt von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Das Unternehmen teilte jüngst mit, dass man die weiteren Folgen der Krise ganz genau im Auge behalten wolle. Zudem äußerte sich der Konzern im Rahmen eines aktuellen Geschäftsberichts zu den spürbaren Auswirkungen. Schlecht sieht es demnach im Sportwetten-Bereich aus. Hier könne man derzeit von einem Zusammenbruch sprechen, heißt es von Seiten des Unternehmens. Betroffen sei demnach vor allem die Tochterfirma Snaitech mit Sitz in Italien. Playtech erklärt, man rechne mit einem Verlust in Höhe von rund vier Millionen Euro. Auch die Börse reagierte umgehend auf diese Meldung. Die Aktien sanken an der Londoner Börse zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent.

Neben diesen durchaus negativen Meldungen gibt es aber auch erfreuliche Nachrichten aus dem Hause Playtech. Wie der Konzern mitteilte, sei der Casino-Sektor online bisher kaum von den Auswirkungen betroffen. Im Gegenteil: Man habe sogar einen Anstieg beim Online Poker und Bingo beobachten können. Dies könnte sich jedoch wieder ändern, so der Konzern. Noch etwas bedenklich wird bei Playtech zudem auf das Live-Dealer-Geschäft geblickt. Auf den Philippinen wurde das Live-Dealer-Studio von Playtech bereits geschlossen. Ein weiteres Live-Studio ist noch in Riga aktiv, auch hier könnte aber bald eine Schließung bevorstehen. In diesem Fall dürften dann auch die Auswirkungen im Casino-Bereich deutlicher zu spüren sein.

Performance in 2020 bisher stark

Damit der ganz große Einbruch möglicherweise verhindert werden kann, plant Playtech eine ganze Reihe von Anpassungen in den kommenden Tagen. So wurden bereits alle Dividenden, Aktienrückkäufe und Aktionärsrenditen ausgesetzt. Auf diesem Wege möchte der Konzern für mögliche finanzielle Drucksituationen gewappnet sein. Ebenfalls teilte Playtech mit, dass die Performance in 2020 die Erwartungen bisher übertroffen hätte. Leider gäbe es nur keine Garantie dafür, dass die Rahmenbedingungen zumindest für den Casino-Bereich so rosig bleiben. Dass es um Playtech dennoch gut bestellt ist, bestätigt Gavin Kelleher, der als Gaming- und Freizeitanalyst beim Unternehmen Goodbody tätig ist:

“Selbst wenn das derzeitige Ausmaß der Störung über einen längeren Zeitraum andauert, verfügt die Gruppe über genügend Liquidität, um sich bis weit in die zweite Hälfte des Jahres 2021 hinein halten zu können.“

Auch Betfred lotet neue Optionen aus

Änderungen wird es in den kommenden Monaten auch beim Glücksspielriesen Betfred geben. Der Konzern teilte jüngst mit, dass man die Kundendatenbank der Addison Global übernehmen wolle. Hierbei handelt es sich um den Mutterkonzern des Online-Glücksspielanbieters MoPlay. MoPlay musste jüngst Insolvenz anmelden, nachdem schon seit geraumer Zeit finanzielle Schwierigkeiten bekannt waren. Seit einigen Wochen bekamen die Besucher lediglich einen Hinweis präsentiert, dass keinerlei Abbuchungen vom Konto mehr möglich sein. Ändern könnte sich das jedoch künftig für die Kunden aus Irland und Großbritannien. Betfred teilte mit, dass man die Datenbank genau prüfen wolle. Anschließend sollen die Kunden aus Großbritannien und Irland ihre Gelder auf dem MoPlay-Konto von Betfred erhalten. Es gibt allerdings eine Voraussetzung: Kunden müssen zunächst ein eigenes Konto bei Betfred einrichten. Über dieses werden die ausstehenden Gelder dann ausgezahlt.

Betfred gab zudem an, sich in den kommenden Tagen noch einmal genauer zu den Planungen äußern zu wollen. Bislang ist lediglich bekannt, dass der Anbieter die Kunden innerhalb von 72 Stunden bezüglich ihrer Auszahlung kontaktieren wolle.

MoPlay zufrieden mit Betfred-Übernahme

MoPlay hat auf die Ankündigung von Betfred bereits reagiert und gab sich mit dieser Lösung enorm zufrieden. Der Konzern teilte mit, dass man sich dafür entschuldige, dass es so lange gedauert habe, bis eine Lösung gefunden wurde. „Aber es war wichtig sicherzustellen, dass der Betreiber, mit dem wir uns geeinigt haben, einen seriösen Ruf genießt und strenge Datenschutz- bzw. Sicherheitsstandards erfüllt“, so ein Sprecher des Unternehmens. Doch warum ist MoPlay überhaupt in diese finanzielle Schieflage geraten? Immerhin war diese bereits vor der Corona-Krise zu spüren. Bereits Ende 2019 wurde MoPlay vom Fußballverein Manchester United auf die Zahlung von 11,9 Millionen Euro verklagt. Trotz bestehender Partnerschaft waren offenbar zwei Raten von MoPlay nicht an die Briten gezahlt worden. Aktiv ist MoPlay auch noch als Sponsor von Hertha BSC in der deutschen Bundesliga. Wie lange diese Partnerschaft nun erhalten bleiben kann, ist noch ungewiss.

Sicher ist, dass der Untergang im letzten Monat komplett besiegelt wurde. Vor gut vier Wochen verlor der Konzern seine Lizenzen auf Gibraltar und in Großbritannien aufgrund seiner finanziellen Schwierigkeiten. Laut Konzern ist hierfür ein Schuldenberg von rund 597.000 Euro verantwortlich. MoPlay teilt mit, dass man sich eigentlich auf die Unterstützung der Aktionäre verlassen habe. Ein Konzernsprecher erklärte, dass es sehr enttäuschend sei, dass die finanzielle Unterstützung durch die Aktionäre nicht eingetreten ist. Fraglich, ob diese in der aktuell schweren Zeit ausreichend gewesen wäre. So dürfen sich immerhin einige Kunden freuen, wieder an ihre Gelder zu gelangen. Fakt ist, dass MoPlay trotz lange bekannter Schieflage keine richtige Krisenbewältigung an den Tag gelegt hat. Normalerweise müssen Kundengelder auch in einer Insolvenz gesichert sein. Dies war hier offenbar nicht der Fall. Schwer vorstellbar ist so, dass die Addison Global jemals wieder eine Lizenz aus Großbritannien oder Gibraltar erhalten wird. Mit Betfred haben die Kunden nun allerdings einen seriösen und erfahrenen Glücksspielgiganten an der Hand. Hier dürften derartige Probleme nicht auftreten.

Der Beitrag wurde am 25.3.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , , veröffentlicht.
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