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Casinos Austria: Gehaltskürzungen und Stellenabbau

Dass die Casinos Austria wirtschaftlich nicht mehr auf einem Top-Niveau arbeiten, ist kein Geheimnis. Durch die Corona-Krise hat sich die finanzielle Ausgangslage für das Unternehmen aber noch einmal deutlich verschlechtert. Das könnte nun schwerwiegende Folgen haben. Mit einem Sanierungsprogramm sollen die stotternden Spielbanken wieder auf Vordermann gebracht werden. Eben jenes Programm könnte aber auch den Abbau jeder vierten Arbeitsstelle bedeuten. Zudem stehen offenbar Gehaltskürzungen im Raum. Die Lage ist brisant.

Automatenbereich in einer Spielbank.

Der Betrieb in den Casinos Austria lief jahrelang gut. Jetzt aber drohen Gehaltskürzungen und Stellenabbau. Jeder vierte Arbeitsplatz ist bedroht. (©sarangib/Pixabay)

Casinos Austria: Keine Gäste trotz Wiedereröffnung

Bereits seit geraumer Zeit ist bekannt, dass sich die Zahlen bei den Casinos Austria nicht so entwickeln wie gewünscht. Nun aber wird die Lage offenbar dramatisch. Durch die Corona-Krise sind wichtige Einnahmen weggefallen. Die Casinos haben zwar seit dem 29. Mai zumindest wieder eingeschränkt geöffnet, der große Ansturm an Spielgästen ist bisher aber ausgeblieben. Das wiederum wird im Unternehmen wohl seine Spuren hinterlassen. Wie die österreichische Tageszeitung „Kurier“ berichtet, steht der Casinos Austria AG ein großer Stellenabbau bevor. Diese drastische Maßnahme ist Teil eines Sanierungsprogrammes mit dem Namen „Refit“, welches vom Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen McKinsey erarbeitet wurde. Betroffen sein werden von dem Stellenabbau wohl rund 27 Prozent der Mitarbeiter, also knapp jeder vierte Arbeitsplatz. Insgesamt sollen so bis 2021 427 Vollzeitstellen gestrichen werden.

Eine Horror-Meldung für die Angestellten, die nun insbesondere an den defizitären Standorten um ihren Arbeitsplatz bangen müssen. Hier kann der Stellenabbau demnach deutlich größer ausfallen. Zahlen von 55 Prozent stehen im Raum, das wäre mehr als jeder zweite Arbeitsplatz. Das Sanierungsprogramm sieht dafür allerdings vor, dass alle Standorte der Casinos Austria AG erhalten bleiben können. Für den Konzern ist das wichtig, für die Mitarbeiter dürfte das kein Trost sein.

Aufsichtsrat muss Sanierungsprogramm zustimmen

Ob das Sanierungsprogramm wirklich in die Tat umgesetzt wird, hängt nun mit der Entscheidung des Aufsichtsrats zusammen. Diesem wird „Refit“ in einer Sondersitzung am 8. Juli vorgestellt. Anschließend wird der Aufsichtsrat darüber entscheiden, ob die Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden. Sollte es soweit kommen, wäre es mit dem Stellenabbau bei den Vollzeitstellen nicht getan. Auch die Mitarbeiter, die sich lediglich in Teilzeit bei den Casinos Austria befinden, wären betroffen. Und: Wer bleiben darf, muss sich offenbar mit deutlich weniger Gehalt zufrieden geben. Wie es heißt, könnten die Gehälter zwischen 15 und 20 Prozent geringer ausfallen. Das Sanierungsprogramm sieht konkret vor, die Personalkosten insgesamt um rund elf Prozent zu verringern.

Betroffen sein werden von den Kürzungen und dem Abbau allerdings nicht nur die „normalen“ Angestellten. Auch auf den Führungsebenen soll es demnach Kürzungen geben. Das Sanierungsprogramm sieht hier einen Abbau von rund einem Drittel der Stellen vor. Im Management könnte die Anzahl der Vollzeitstellen so von 113 auf 75 verringert werden. Darüber hinaus könnten im Headoffice rund 41 Prozent aller Arbeitsplätze betroffen sein. Das würde bedeuten, dass sich die Anzahl der Mitarbeiter hier auf 113 Angestellte verringert. Zu betrachten sind die Zahlen allerdings mit einer gewissen Vorsicht. Eine Äußerung der Casinos Austria zu diesen konkreten Zahlen steht bislang auch noch aus.

Minus von 65 Millionen Euro?

Wie schwer die finanzielle Lage derzeit bei der Casag wirklich ist, zeigen die Erwartungen der Beteiligten. So heißt es von Seiten des Betriebsrates, dass man ein Defizit von rund 47 Millionen Euro erwarte. Der Aufsichtsrat sieht die Situation sogar noch etwas dramatischer und befürchtet ein Minus von rund 65 Millionen Euro. Mindestens aber 56 Millionen Euro im kommenden Jahr, wenn sich die Unternehmensgruppe keiner Sanierung unterziehen würde. Weiter heißt es, dass die Sparmaßnahmen das Minus deutlich verringern könnten. Insgesamt würde dies dann nur bei 13 Millionen Euro liegen. Schon für das Jahr 2022 sei dafür wieder mit einem positiven Verlauf und einem Plus von 9,5 Millionen zu rechnen. Ob dies wirklich eintritt, fraglich. Die stationären Casinos in Österreich haben mit einem deutlichen Besucherschwund zu kämpfen. Im Jahr 2000 fanden noch fast zwei Millionen Besucher den Weg in die Spielbanken, 20 Jahre später hat sich diese Zahl mi 1,23 Millionen fast halbiert.

Die Corona-Krise verschlimmert die Situation. Einnahmen fallen weg – und das nicht nur von den Einheimischen. Insbesondere die Touristen sorgen an vielen Standorten für gute Umsätze. Aber nicht in diesen Tagen. Medienberichten zufolge sollen selbst die Einheimischen aktuell noch skeptisch gegenüber einem Besuch in der Spielbank sein. Und die Konkurrenz schläft nicht. Die Online Casinos haben die Corona-Krise in vielen Fällen positiv für sich nutzen können.

Schlechte Stimmung bei den Angestellten

Dass die Mitarbeiter der Casag über die neuen Meldungen alles andere als erfreut sind, liegt auf der Hand. Abgesehen von der eigentlichen Maßnahmen stört die Mitarbeiter aber offenbar vor allem die Tatsache, dass diese erst über die Medien von den Umstrukturierungsplänen erfahren hätten. Zentralbetriebsratschef Manfred Schönbauer erklärte, dass die Erträge höher ausfallen würden als erwartet. Den Angestellten würde deshalb mit der Androhung von Kündigungen Unrecht getan werden. Immerhin hätte diese auch seit der Wiedereröffnung hervorragende Arbeit geleistet. Gegenüber den „Salzburger Nachrichten“ erklärte Schönbauer, dass die Casag offensichtlich Druck auf ihre Verhandlungspartner ausüben wolle. Zusätzlich dazu seien die Annahmen über die finanziellen Verhältnisse der Unternehmensgruppe deutlich überzogen. Zuspruch bekommt Schönbauer von Barbara Teiber, der Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft GPA-djp. Diese erklärte, dass es sich bei dem Vorgehen der Casag um Pläne handele, die sozial unverantwortlich sein würden. Es wird spannend zu sehen sein, wie man sich im Aufsichtsrat in dieser Woche entscheidet.

Der Beitrag wurde am 8.7.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
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