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Casinos Austria: ReFit-Plan sorgt für Ärger

Um die Casinos Austria wird es nicht still. In den letzten Monaten sorgte die Übernahme der Novomatic-Anteile durch die Sazka-Gruppe für Aufsehen, jetzt steht der Casino-Konzern vor einer satten Sanierung. Der sogenannte ReFit-Plan wurde im Sonderaufsichtsrat der Casinos zugelassen. Somit stehen nun rund 500 Arbeitsplätze auf der Kippe, ebenso sollen Gehaltskürzungen vorgenommen werden. Das gefällt dem Betriebsrat wiederum überhaupt nicht. Vor allem deshalb, weil die Manageretagen von den Kürzungen offenbar ausgenommen sind. Im Hintergrund plant die Sazka-Gruppe zudem, das Lotterie- und Casinogeschäft künftig voneinander zu trennen.

Croupier an einem Roulettetisch.

Schweres Spiel: Finanziell sind die Casinos Austria angeschlagen. Ein ReFit-Plan soll Abhilfe schaffen, sorgt aber für Ärger bei der Belegschaft. (©whekevi/Pixabay)

Casinos Austria auf Sparkurs: ReFit-Plan soll kommen

Der ReFit-Plan hat sich bei den Angestellten der Casinos Austria in den letzten Wochen schnell zum „Unwort des Jahres“ entwickelt. Bereits im Juli wurde der Plan erstmalig näher in Betracht gezogen, nun konnten sich die Sonderaufsichtsräte auf grünes Licht verständigen. Das Sanierungskonzept sieht einige einschneidende Änderungen vor und soll die Personalkosten insgesamt um elf Prozent mindern. Das ist allerdings nur mit dem Abbau von Vollzeitstellen möglich. Ziemlich genau 500 dieser Vollzeitstellen sollen deshalb gestrichen werden. Ebenso hält sich der Konzern offenbar die Schließung verschiedener Standorte vor. Insgesamt sollen so Personalkosten in Höhe von rund 40 Millionen Euro eingespart werden können.

Beim Betriebsrat sorgten die geplanten Sanierungsmaßnahmen keinesfalls für Begeisterung. Alle sechs Betriebsräte sprachen sich gegen den ReFit-Plan aus. Dennoch teilte das Management erst vor wenigen Tagen mit, dass die Umsetzung auf jeden Fall auf den Weg gebracht werden solle.

Mehrere Eckpunkte im ReFit-Plan

Im Detail besteht der Sanierungsplan aus verschiedenen Eckpunkten. Eine der wichtigsten Aufgaben ist demnach die Effizienzsteigerung und die Neuorganisation der Konzernstrukturen. Ebenso sollen die Profitabilität sichergestellt und eine strategische Redimensionierung vorangetrieben werden. Konkret sehen die Casinos Austria zum Beispiel die Etablierung einer souveränen Konzernzentrale vor. Darüber hinaus plant die Sazka-Gruppe, das Casinogeschäft stärker von anderen Geschäften des Konzerns zu trennen. Also zum Beispiel von den Lotteriegeschäften. Robert Chvatal, CEO der Sazka-Gruppe, dem mehrheitlichen Eigentümer der Casinos Austria gab an, dass man auf diesem Wege bis zu 1.200 Arbeitsplätze „retten“ könne. Genauso wichtig sei aber auch die Kürzung der Gehälter, am liebsten würde Chvatal bei 15 bis 20 Prozent den Rotstift ansetzen. So könne man die zwölf Standorte der Casinos Austria am Ende wohl ebenfalls retten, so der CEO.

Bei den Betriebsräten stoßen die Planungen des Konzerns auf regen Widerstand. Diese haben mit ganz eigenen Vorschlägen gekontert, wie die Einsparungen ohne größere Entlassungen vorgenommen werden könnten. So sprach sich der Betriebsrat zum Beispiel für Teilzeitangebote für ältere Mitarbeiter aus. So könne man Personalkosten senken, laut Betriebsrat bis 2022 um ganze 30 Prozent. Für viel Ungemach sorgt beim Betriebsrat zudem die Tatsache, dass teure Berater der Firma McKinsey engagiert wurden, um den ReFit-Plan zu erarbeiten. Die Kosten hierfür würden demnach bei mehr als 500.000 Euro für sechs Wochen Arbeit liegen. Geld, das laut Betriebsrat anderweitig besser eingesetzt wäre.

Es läuft nicht rund bei den Casinos Austria

Dass nun wieder innere Unruhe im Konzern aufkommt, dürfte den Casinos Austria aktuell nicht sonderlich gut gefallen. Der Glücksspielriese steht massiv unter Druck. Laut eigenen Aussagen würden sich die Verluste ohne Sanierung bis zum Jahr 2021 auf bis zu 65 Millionen Euro belaufen. Als Ursachen hierfür nennt der Konzern mehrere Gründe. Bereits seit November 2019 soll sich zum Beispiel das Rauchverbot negativ auf die Kundenzahl ausgewirkt haben. Darüber hinaus haben natürlich auch die Casinos Austria unter den Schließungen während der Corona-Krise zu leiden gehabt. Ebenfalls nicht gut sieht es bei der Auslandstochter, den Casinos Austria International, aus. Hier sind die Spieleinnahmen im ersten Halbjahr von rund 87 Millionen auf nur noch 52,8 Millionen Euro gesunken. Aktuell stammen die überwiegenden Einnahmen von der Online-Glücksspielseite „win2day“, die vor allem während der Corona-Krise stabile Zahlen geliefert hat. Die Spielhallenmarke „Winwin“ wiederum blickt auf rote Zahlen in den vergangenen Wochen zurück.

Für zusätzliches Unbehagen, zumindest bei der Belegschaft, sorgen darüber hinaus Gerüchte um die Managergehälter. Von Kürzungen auf diesen Ebenen schien bislang noch keine Rede gewesen zu sein. Das dürfte zahlreichen Mitarbeitern übel aufstoßen. Die Manager verdienen in der Regel ein Vielfaches der Angestellten. Zudem waren die Casinos Austria in den vergangenen Jahren auch mit ihren Abfindungen enorm großzügig. Der ehemalige Vorstand Dietmar Häscher soll gut vier Millionen Euro Abfindung kassiert haben, ist aber in einer Nebenposition weiterhin beim Unternehmen beschäftigt. Ganze zwei Millionen Abfindung erhielt Alexander Labak, der ebenfalls als Vorstand beim Unternehmen tätig war.

Der Beitrag wurde am 11.9.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , , veröffentlicht.
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