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Deutsche Glücksspielsteuer endgültig festgelegt

Die meisten freuen sich, dass die Ratifizierung des deutschen Glücksspielstaatsvertrages funktionierte und nun auch in Deutschland auf legale Weise Casinospiele und Slots gespielt werden können. Doch leider bringt der Vertrag auch negative Seiten mit sich – zum Beispiel die Glücksspielsteuer. Die beschlossenen Änderungen dieser Steuer begeistert weder die Glücksspielkonzerne, noch die Spieler.

Auf einem Berechnungsbogen liegt ein Taschenrechner und ein Kugelschreiber.

Trotz Sondersitzung im Bundesrat wurde die deutsche Glücksspielsteuer wie geplant festgesetzt. Das könnte zum Absenken der Auszahlungsquote führen. (©stevepb/Pixabay)

Negative Folgen für die Spieler

Deutschlands Casinofans – zumindest die von Online Casinos – müssen womöglich mit der negativen Folge rechnen, dass die Auszahlungsquoten verringert werden. Profis wissen, dass die Auszahlungsquote wiedergibt, wie viel vom eingezahlten Geld wieder an die Spieler zurückfließt. Natürlich kann nun niemand davon ausgehen, dass er zum Beispiel bei einem Einsatz von 100 Euro wieder 96 Euro zurückbekommt, wenn die Auszahlungsquote bei 96 Prozent liegt. Die Quote gibt den Durchschnittswert an, den beispielsweise ein Slot grundsätzlich wieder über lange Zeit als Gewinn auszahlt. Das bedeutet, dass womöglich ein Spieler den Jackpot erhält, andere hingegen keinen Gewinn bekommen.

Trotzdem ist die Auszahlungsquote ein wichtiger Wert, der von Online Casino zu Online Casino variiert. Viele greifen bewusst zu einem Slot, der eine hohe Quote oder RTP (return to player) bietet. Mit diesen hohen Werten könnte es bald Schluss ein, wenn die Bundesregierung die Glücksspielsteuer so belässt wie geplant. Der Grund liegt zwar nicht in der Höhe der Steuer, sondern in der Art der Besteuerung. Sie soll in Zukunft nicht auf den Bruttoertrag berechnet werden, sondern auf die Einsätze. Hierdurch verringert sich der Gewinn der Online Casinos, der normalerweise den Unterschied zwischen Einsätzen und Auszahlungsquote ausmacht. Wer dem Thema Steuer aus dem Weg gehen möchte, findet hier alle Online Casinos ohne Steuer im Test.

Bundesrat hat im Rahmen einer Sondersitzung die geplante Steuer beschlossen

Diese Woche hat der Bundesrat im Rahmen einer Sondersitzung über die geplante Glücksspielsteuer beraten. Trotz umfangreicher Kritik von mehreren Seiten hat nun der Bundesrat die Steuer beschlossen. Das bedeutet, dass es beim Steuersatz von 5,3 Prozent auf die Einsätze bleibt. Womöglich wurde die Entscheidung deshalb getroffen, da ein Rechtsanwalt der Meinung war, dass die Spieler gar nicht zu illegalen Angeboten greifen könnten, da diese keine Werbung betreiben können.

Die deutsche Steuer-Gewerkschaft hatte sich ebenfalls zu Wort gemeldet und war der Ansicht, dass der Steuersatz noch sehr niedrig angesetzt wäre. Immerhin hätten Online Casinos weniger Personalkosten, weshalb sie die geänderte Steuer nicht über die Auszahlungsquote ausgleichen müssten. Ein weiterer Anwalt hatte sogar angeregt, die Steuer strenger einzutreiben, falls jemand diese nicht zahlen würde.

Selbstverständlich gab es vor dem Bundesrat nicht nur positive Äußerungen bezüglich der Glücksspielsteuer. Es gab wesentlich mehr Kritik, die zum Teil über Studien belegt werden. Scheinbar konnten sich diese Expertenmeinungen nicht durchsetzen.

Deutscher Verband für Telekommunikation und Medien warnt vor illegalem Markt

In der Sondersitzung kam unter anderem Renatus Zilles zu Wort, der Vorsitzender beim Deutschen Verband für Telekommunikation und Medien ist. Er wies darauf hin, dass die nun festgesetzte Steuer 125 Prozent des Bruttogewinns entsprechen würde. Somit bliebe den Glücksspielanbietern nichts anderes übrig, als die Auszahlungsquoten zu senken. Trifft dies zu, würden sehr viele Spieler zu den illegalen Angeboten abwandern. Diese müssen die neue Steuer nicht bezahlen und können somit weiterhin die gewohnt hohen Auszahlungsquoten bieten. Wenn jedoch die meisten zum Schwarzmarkt abwandern, würde die Regierung ein Eigentor schießen – die errechneten Steuereinnahmen werden nicht erzielt.

Die gleichen Argumente brachte Dr. Haucap hervor, der auf die Studie von der Düsseldorfer HHU hinwies. Er nannte als Beispiel ausländische Anbieter, die zum Beispiel Kryptowährungen anbieten. Zu diesen könnten die Spieler bei einer verringerten Quote abwandern. Würde sich diese Befürchtung bewahrheiten, hätte der Glücksspielstaatsvertrag seinen Zweck verfehlt. Zu diesem Schluss kam bereits die Studie von Goldmedia, die sich mit den Folgen der neuen Steuer befasste. Anhand dieser Studie könnten die legalen Anbieter 49 Prozent ihrer Kunden verlieren, da die Quote wahrscheinlich auf 90 Prozent gesenkt wird.

Änderung des Rennwett- und Lotteriegesetzes vollzogen

Die Änderung der Glücksspielsteuer war deshalb nötig, da die bisherige Steuer immer noch auf dem Gesetz aus dem Jahr 1922 fußt. So gesehen war der Glücksspielstaatsvertrag die perfekte Zeit, um über eine Änderung der Glücksspielsteuer nachzudenken. Laut Antje Tillmann, Sprecherin der CDU/CSU, würden mit dem neuen Steuersatz problematische Spielweisen und weitere glücksspielbezogene Spielweisen bekämpft werden. Ebenfalls sieht Tillmann in der festgesetzten Besteuerungsart die notwendige Grundlage des Glücksspielstaatsvertrages.

Ebenfalls wurde darauf hingewiesen, dass auch die als illegal angesehenen Angebote unter die deutsche Steuer fallen. Nur weil ein Online Casino-Betreiber keine Lizenz beantragt, heißt es nicht, dass er der Steuer entfliehen kann. Ferner gelten nun für Online Poker, Spielautomaten, Rennwetten, Sportwetten und Lotterien der gleiche Steuersatz. Auch darin wird ein großer Vorteil gesehen, wenn zwischen den verschiedenen Spielarten kein Unterschied besteht.

Welche Seite Recht behält und ob die Online Casinos überhaupt die Quoten senken, wird erst in der Zukunft in Erscheinung treten. Auf der anderen Seite gilt zu bedenken, dass auch die maltesische Aufsichtsbehörde die Auszahlungsquoten senken möchte. Eventuell wird von allen Anbietern in Zukunft der gleiche RTP-Wert angeboten. Das würde den Wettbewerb vereinfachen und die Spieler hätten eine bessere Übersicht.

Der Beitrag wurde am 18.6.2021 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
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