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Großbritannien: Hilfe für Glücksspielbranche

Autor: Steffen Breitner – Casinoexperte – Aktualisiert im 29.09.2022

Ging es in den letzten Jahren für die britische Glücksspielbranche nahezu stets bergauf, mehren sich in den letzten Monaten die Probleme. Im negativen Sinne die Krone aufgesetzt wird dem Ganzen nun durch das Corona-Virus. Dessen Auswirkungen auf die Branche sind so massiv, dass der Betting andGaming Council (BGC) die britische Regierung um Unterstützung bitten musste. Die gute Nachricht: Die Branche, an der hunderttausende Arbeitsplätze hängen, kann sich offenbar auf finanzielle Hilfen durch die Regierung verlassen.

Spielautomaten in einer Spielhalle.

Leere Spielhallen, leere Kassen. In Großbritannien kann sich die Glücksspielbranche aber in Zeiten der Corona-Krise offenbar auf die Hilfe der Regierung verlassen. (©kaisender/Pixabay)

Corona-Krise hält Glücksspielbranche im Würgegriff

Seit nun mehr mehreren Wochen rollt das Corona-Virus unerbittlich über den ganzen Globus. Auch vor Großbritannien macht die Krankheit keinen Halt und so sind zahlreiche Branchen und Unternehmen „auf der Insel“ betroffen. Insbesondere den Sportwetten-Unternehmen geht es aktuell an den Kragen. Der Grund hierfür liegt vor allem in der Absage nahezu aller Sportveranstaltungen. In der britischen Premier League wird kein Fußball mehr gespielt. Allein dieser Bereich beschert den Wettanbietern in der Regel einen Großteil ihrer Einnahmen. Darüber hinaus soll das Grand National Pferderennen abgesagt werden. Dieses hätte eigentlich Anfang April starten sollen. Bis Ende April wird der gesamte Pferdesport in Großbritannien pausieren. In der Premier League dürfte die Pause sogar noch länger ausfallen.

Rückschläge bedeutet dies nicht nur für die Sportvereine, sondern eben auch für die Glücksspielunternehmen. An dieser Branche hängen in Großbritannien unzählige Arbeitsplätze und eigentlich eine massive Wirtschaftsmacht. Genau die scheint in den aktuellen Tagen allerdings bedrohter denn je.

BGC fordert Hilfe von britischer Regierung

Als unmittelbare Reaktion auf die zahlreichen Absagen und drohende finanzielle Einbußen hat sich der BGC daher an die Regierung gewandt. Am Dienstag wurden finanzielle Hilfen erbeten, mit denen die Arbeitsplätze in der Branche gerettet werden sollen. Konkret geht es dabei laut dem Council vor allem um Unterstützung bei der Zahlung von Personalkosten oder Gehältern. Zudem seien laut BGC Erleichterungen bei den Steuerzahlungen, Verlängerungen von Zeiträumen für Zahlungsverpflichtungen und der Zugang zu weiteren finanziellen notwendig. Die British Horseracing Authority teilte in Persona von Hauptgeschäftsführer Nick Rust mit:

“Wir stehen in ständigem Kontakt mit der Regierung, welche die schwerwiegenden Konsequenzen dieser Entscheidung für Arbeitsplätze und Unternehmen versteht. Wir werden mit ihr eng zusammenarbeiten und unser Bestes tun, um mit den negativen Auswirkungen fertig zu werden.“

Auswirkungen bereits spürbar

Schon jetzt ist allerdings klar, dass die Glücksspielbranche in Großbritannien vor einer der größten Herausforderungen überhaupt steht. Zahlreiche Konzerne wie Flutter Entertainment, William Hill oder auch die Entain Group äußerten sich jüngst zum Corona-Virus und den Auswirkungen. Allein durch die Absage der Sportveranstaltungen droht demnach ein Minus von rund 109 Millionen Euro. Darüber hinaus würde man jeden Monat mehrere zehn Millionen Pfund verlieren, da die Pferderennen abgesagt werden und Wettbüros schließen müssen. An der Börse mussten die Papiere der Unternehmen folglich enorme Einbußen hinnehmen. Die Flutter-Aktien verloren zwischenzeitlich um acht Prozent, GVC-Papiere sogar um zwölf Prozent. Trauriger Spitzenreiter in diesem Bereich war allerdings William Hill. Hier verloren die Aktien zwischenzeitlich um mehr als 25 Prozent an Wert.

Positiv gestimmt ist man derweil noch beim Entwickler Playtech. Auch hier wird die Flut an Absagen eine Menge Geld kosten. Allerdings teilte der Entwickler zuletzt mit, dass im Casino-Bereich, dem Kerngeschäft, bislang kaum Auswirkungen spürbar gewesen seien. Stattdessen könne man sogar ein leichtes Plus beim Online Bingo oder Poker erkennen. Dass dieser Umstand nicht unbedingt anhalten muss, sei dem Konzern aber klar, so Playtech. Dennoch sehe man das eigene Unternehmen derzeit gut aufgestellt und sei zuversichtlich, diese Krise überleben zu können. Neben Playtech haben auch andere Unternehmen zuletzt damit begonnen, sich verstärkt den virtuellen Sportwetten und Online-Casinospielen zu widmen. William Hill etwa wirbt laut britischen Medien in den letzten Tagen verstärkt mit alternativen Produkten wie virtuellen Sportwetten oder Wetten auf die Weißrussische Fußball-Liga. In Letzterer wird tatsächlich noch gespielt.

Neuer Druck durch Einsatz-Obergrenze?

Vor allem aufgrund der Absage der Sportveranstaltungen profitieren die Online-Casinoanbieter im Land. Die Spieler platzieren offenbar weitaus größere Einsätze, die sonst möglicherweise an die Sportwetten gegangen wären. Wie die britische Zeitung „The Guardian“ berichtet, bereitet dieser Umstand aber offenbar mehreren Politikern Kopfschmerzen. So sollen mehrere Abgeordnete in einem Schreiben den BGC dazu aufgefordert haben, die Einsätze auf ein Limit von maximal 50 Pfund pro Tag zu begrenzen. Eingeführt werden soll dieses allerdings nur kurzzeitig im Zuge der Corona-Krise. Wie Experten mitteilten, seien Menschen mit einem problematischen Spielverhalten in Zeiten der Corona-Krise nun ganz besonders gefährdet. Diese wären nun im eigenen Raum rund um die Uhr vom Glücksspiel umgeben und könnten die Sucht jederzeit stillen. In dem Brief fordern die Abgeordneten daher das BGC auch auf, die eigene Gesundheit der Unternehmen nicht über die Gesundheit der Kunden zu stellen. Konkret heißt es hierzu im Schreiben:

“Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass sich immer mehr Menschen als Ablenkung dem Online-Glücksspiel zuwenden werden, wenn wir noch tiefer in diese Krise eintauchen müssen. Wenn sich die Branche selbst ein Tageslimit von 50 Pfund pro Spieler auferlegen würde, wäre dies ein kleiner Beweis dafür, dass die Branche bereit ist, in dieser schrecklichen Zeit verantwortungsbewusst zu handeln und alles zu tun, um die Gesellschaft und die Finanzen der Menschen zu schützen.“

Wie die Glücksspielbranche auf die Forderungen bzw. das Schreiben der Abgeordneten reagieren wird, ist bislang noch unklar. Angesichts der finanziellen Schieflage zahlreicher Unternehmen scheint es jedoch nur schwer vorstellbar, dass sich die Unternehmen wirklich auf diesen Deal einlassen werden.

Der Beitrag wurde am 30.3.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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