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Macau: So hart trifft Corona die Spielerstadt

Weltweit sind Länder und Regionen unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Auffällig: Dort, wo das Glücksspiel eine wichtige Rolle übernimmt, kommt es zu Problemen. Der Grund ist schnell zu finden: Die gesamte Glücksspielbranche stand bis vor wenigen Tagen still. Eine besondere Rolle nimmt die Branche bekanntermaßen in der chinesischen Sonderzone Macau ein. Hier ist das gesamte Land enorm abhängig von den Einnahmen der Casinos. Und das bedeutete in den letzten Wochen nichts Gutes. In der Tat zeigen die Zahlen, dass von einer enormen Schieflage gesprochen werden kann. Sorgen müssen sich die Einwohner Macaus aber offenbar nicht machen.

Straße in der Stadt Macau.

Die Welt in Macau ist schillernd. Von der Corona-Pandemie wurde die Glücksspielmetropole allerdings voll erwischt. Mit spürbaren Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt. (©konkarampelas/Pixabay)

Bruttoinlandsprodukt um fast die Hälfte gesunken

In den lezten Monaten gab es immer wieder Meldungen, dass sich die Lage in Macau wirtschaftlich gesehen deutlich verändert hat. Die Casinos warfen nicht mehr zuverlässig Gewinne ab, nun kommt auch noch die Corona-Pandemie dazu. Und die trifft die Sonderverwaltungszone offenbar ganz besonders hart. Jüngst hat Macau die Umsatzzahlen der Glücksspielbranche vorgelegt. Und sonderlich überzeugen sind die nicht. Im Mai konnten insgesamt rund 198,4 Millionen Euro von den Casinos eingenommen werden. Im Vergleich zum April ist das ein sehr guter Anstieg. Im Vergleich mit dem Vorjahr bedeutet diese Summe allerdings ein Minus von mehr als 93 Prozent. Die Casinos sind zwar mittlerweile wieder geöffnet, die Werte aus dem letzten Jahr sind aber uneinholbar.

Erkennbar ist das auch an einer anderen Stelle. Die Einnahmen für das gesamte Jahr 2020 stehen aktuell bei rund 3,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von mehr als 73 Prozent. Problematisch: Ein Großteil (rund zwei Drittel) der Einnahmen stammen noch aus dem Januar – und damit vor der Corona-Pause. Der Januar 2020 war im Vergleich zum Vorjahres-Januar aber um mehr als 11 Prozent schwächer. Nur an der Corona-Krise liegt es also nicht.

Rekordrückgang mit traurigem Höhepunkt im Mai

Wie massiv die Auswirkungen der Einbrüche in der Glücksspielbranche für die gesamte Wirtschaft von Macau sind, zeigt ein Blick auf das Bruttoinlandsprodukt. Rund 60 Proeznt des BIP werden durch die Glücksspielbranche erwirtschaftet. Und genau das hat nun dazu geführt, dass das BIP im ersten Quartal des Jahres 2020 um fast 49 Prozent (48,7 Prozent) gesunken ist. Hierfür sei vor allem der eingebrochene Tourismus verantwortlich. Dieser führe dazu, dass Spielgäste und Touristen aus China derzeit nicht einreisen können. Die allerdings sind bekanntermaßen die umsatzstärksten Spieler in den Casinos in Macau.

Wie der US-Nachrichtendienst Bloomberg berichtet, könne man beim aktuellen Rückgang von einem Rekordrückgang sprechen. Und das, obwohl nun bereits zum achten Mal in Folge rückläufige Einnahmen verbucht wurden. Auch das zeigt, wie hart Macau derzeit von den Problemen getroffen wird. Bloomberg erklärt, dass der aktuelle Einbruch noch einmal verdeutliche, wie schwierig es werden würde, sich von der Abschaltung im Februar zu erholen. Das Problem: Mittlerweile wurden die Beschränkungen zwar gelockert, allerdings nur im stationären Business. Die Reisebeschränkungen gelten noch immer. Die führen bei den Casinos zu Verlusten von umgerechnet rund einer Million Euro pro Tag. Gesundheitsexperten warnen allerdings davor, mit Blick auf eine zweite Infektionstionswelle die Grenzen zu früh wieder zu öffnen.

Forderung nach mehr wirtschaftlicher Diversifizierung

Dass noch immer gewisse Gefahren rund um eine Ansteckung vorhanden sind, dürfte ein weiterer Grund dafür sein, dass die Besucher in den Casinos aktuell ausbleiben. Obwohl sich die Casinos zu strengen Hygienemaßnahmen bereiterklärten, strömen aktuell kaum Besucher in die Etablissements. Das wirft wieder einmal die Frage auf, ob Macau nicht viel zu sehr von den Einnahmen der Casino-Branche abhängig ist. Genau das hat nun auch der Regierungschef Ho Iat Seng kritisiert. Dieser erklärte, es könne mehrere Jahre dauern, bis sich die Wirtschaft des Landes wieder von den Schäden erhole. Für die Zukunft fordert Seng daher eine wesentlich größere geschäftliche Vielfalt. Der Fokus solle nicht mehr nur auf das Glücksspiel, sondern auch auf andere Einnahmequellen gelegt werden.

Grund zur Sorge würde aktuell noch nicht wirklich bestehen, so Seng. Stattdessen würde der Glücksspielsektor Macau auch noch in den kommenden Jahren zu einer stabilen Wirtschaft verhelfen. Allerdings müsse man die Wirtschaft nachhaltig weiterentwickeln und hierfür die „Monotonie der Infrastruktur“ durchbrechen, so der Regierungschef.

Rettungsfonds im Wert von über einer Milliarde Euro

Um die Pläne umzusetzen, strebt Seng bereits in den kommenden Monaten Schritte an. Noch in diesem Jahr soll eine öffentliche Konsultation zu den Casino-Lizenzen gestartet werden. In die Karten spielen dürfte Seng, dass die Lizenzen der größten Glücksspielunternehmen im Juni 2022 auslaufen. Es scheint möglich, dass nicht alle Konzerne auf eine Verlängerung ihrer Lizenz hoffen können. Im Rahmen der „Reform“ der Wirtschaft dürften also auch die Lizenzen zu einem Thema werden. Parallel dazu, so Seng, wolle man auch das Glücksspielgesetz des Landes umgestalten.

Für die schnelle Hilfe von allen Einwohnern, Arbeitnehmern und Konzernen versprach der Regierungschef ein Rettungspaket in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro. Das kann sich Macau locker leisten. Der Konzern verfügt über Finanzreserven von mehr als 55 Milliarden Euro. Pro Kopf würde das also einer Rücklage von rund 90.000 Euro entsprechen. Der eine oder andere Krisen-Monat ließe sich damit also noch gut überstehen.

Der Beitrag wurde am 15.6.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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