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Mecklenburg-Vorpommern: Arbeitsplatzabbau wegen Glücksspielstaatsvertrag

Nicht jeder freut sich über den neuen Glücksspielsstaatsvertrag, der nun zum ersten Juli 2021 in Kraft tritt. Dieser Vertrag soll das Online Glücksspiel reformieren und zum ersten Mal legalisieren. So notwendig dieser Schritt war, so negative Folgen könnte der Vertrag für die Casinos und Spielhallen vor Ort haben: Der Vertrag gilt auch für das landbasierte Glücksspiel. Und genau hierin sehen viele ein großes Problem und es könnte zum Arbeitsplatzabbau in Mecklenburg-Vorpommern kommen.

Eine Spielhalle in der acht Spielautomaten nebeneinander stehen.

Die Regeln des deutschen Glücksspielstaatsvertrages könnten in Mecklenburg-Vorpommern 600 Arbeitsplätze kosten. Grund ist der Mindestabstand zwischen den Glücksspielbetrieben. (©Bru-nO/Pixabay)

Anhörung im Innen- und Europaausschuss in Mecklenburg-Vorpommern

Aufgrund der weitreichenden Folgen, die der Glücksspielstaatsvertrag mit sich bringen könnte, wurde im Innen- und Europaausschuss des Landtages Mecklenburg-Vorpommern eine Anhörung durchführt. An dieser waren nachfolgende Teilnehmer anwesend:

  • Georg Stecker – Vorstandssprecher vom DAW
  • Steffen Rehr – zweiter Vorsitzender der Automatenkaufleute Berlin und Ostdeutschland
  • Bernd Werner von Tollense Automaten

Ziel dieser Anhörung war, die negativen Auswirkungen des Vertrages zu verhindern. In erster Linie handelt es sich hierbei um den Erhalt der Arbeitsplätze. Laut dem neuen Vertrag soll es Mindestabstände zwischen den Casinos und Spielhallen geben. Zudem soll ein bestimmter Abstand zu Kinder- und Jugendeinrichtungen eingehalten werden. Diese Regelung führt dazu, dass einige Casinos und Spielhallen auf Dauer schließen müssen.

Exakt dies möchte Mecklenburg-Vorpommern verhindern. Eine Idee besteht darin, Mehrfachkonzessionen aufrecht zu erhalten. In solch einer Konzession dürfen drei Filialen betrieben werden. Voraussetzung ist ein bestimmtes Maß an Qualität. Dank dieser Kriterien wird eine hohe Spielersicherheit gewährleistet. Die in der Sitzung Anwesenden waren sich einig, dass eine Reduzierung des legalen Spielangebots dazu führt, dass viele Spieler zu illegalen Angeboten abwandern. Damit wäre die Zielverfolgung des Glücksspielstaatsvertrages nicht mehr gegeben.

Mögliche Folgen für Mecklenburg-Vorpommern

Würden in Mecklenburg-Vorpommern die gewünschten Mindestabstände eingehalten werden, müssten in diesem Bundesland zwei Drittel aller Casinos und Spielhallen schließen. Laut Rehr wären hiervon viele familiengeführte Betriebe betroffen. Insgesamt arbeiten in Mecklenburg-Vorpommern 1200 Personen in Glücksspielbetrieben. Nach der Schließung der betroffenen Spielhallen würden 600 Personen ihren Arbeitsplatz verlieren.

Werner hingegen gab zu Bedenken, dass es keinerlei Ausweichstandorte gibt. Im Umkreis der erforderlichen Mindestabstände gäbe es zum Beispiel keine Erlaubnis für Glücksspielbetriebe. Aus diesem Grund setzt Werner ebenfalls auf eine hohe Qualität der Betriebe, sodass diese offen bleiben können. Eine Reduzierung der Casinos wäre derzeit nicht vertretbar.

Selbstverständlich wird dies auch so von den betroffenen Mitarbeitern gesehen. Diese starteten bereits im März diesen Jahres eine Petition, um die Schließung der Casinos und Spielhallen zu verhindern. Diese Gefahr ist generell schwer abzuwenden, nachdem ab Juli die Online Casinos legal angeboten werden. Hier besteht die Befürchtung darin, dass viele Spieler generell zum Online Casino wechseln. Die dann fehlenden Kunden könnten das Problem zusätzlich verstärken und eventuell müssen einige Casinos aufgrund der Umsatzeinbußen schließen.

Nordrhein-Westfalen setzt ähnliche Pläne fest

Nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern bestehen die Bedenken, dass zu viele Arbeitsplätze verloren gehen. Nordrhein-Westfalen sieht es ähnlich, weshalb die Regierung beschlossen hat, den Mindestabstand zwischen den Casinos und Spielhallen auf 100 Meter zu reduzieren. Wie in MV gilt auch hier als Voraussetzung, dass die Spielhallen besondere Spielerschutz-Maßnahmen anbieten. Wer diese nicht bietet, muss sich an den Mindestabstand halten und eventuell seine Pforten schließen.

Nord-Rhein-Westfalen war im Übrigen das letzte Bundesland, das seine Zustimmung für den Glücksspielstaatsvertrag gegeben hat. Die Regierung ist der Meinung, dass der Vertrag keinen ausreichenden Spielerschutz bietet. Aus diesem Grund geht das Bundesland das Problem selbst an und möchte den Schutz vor Ort erhöhen. Zwar ist dies mit zusätzlichem Zeitaufwand und Kosten auf Seiten der Spielhallen verbunden. Wer jedoch die Kosten scheut, muss womöglich seinen Betrieb aufgrund fehlender Einnahmen schließen.

Ortsansässige Casinos gegen Online Casinos

Über die strengen Regeln im Glücksspielstaatsvertrag freuen sich die Casinos vor Ort in keiner Weise. Sie kämpfen seit Monaten mit fehlenden Einkünften und nun müssen sie ab dem ersten Juli alle Regeln des Vertrages einhalten. Zu den Regeln zählt zum Beispiel, dass jeder Spieler überprüft werden muss. Die Überprüfung erfolgt hinsichtlich des Einsatzlimits und ob der Kunde eventuell gesperrt ist. Hierzu muss ein spezielles System installiert werden, das sich meistens am Eingang zur Spielhalle befindet. Alternativ hierzu kann ein Termin im Inneren des Casinos aufgestellt werden.

Zwar müssen auch Online Casinos jeden Kunden überprüfen. Nachdem dies jedoch digital abläuft, ist dies wahrscheinlich mit niedrigeren Kosten verbunden. Somit erleiden die landbasierten Glücksspielbetriebe erneut einen Nachteil. Müssen sie zudem wegen des Mindestabstandes einige Filialen schließen, könnte das gesamte Unternehmen auf dem Spiel stehen.

Aus Sicht der Spieler bieten die Online Casinos mehr Komfort. Sie sind zu jeder Zeit erreichbar, bieten ein umfangreicheres Sortiment und unterliegen keinem Lockdown. Logisch, dass die landbasierten Betriebe befürchten, dass in Zukunft viele Kunden zu den Online Casinos abwandern werden und sie das Opfer der Legalisierung der Online Casinos werden. Umso besser, dass sich bestimmte Organisationen und Unternehmen um den Erhalt der Betriebe vor Ort bemühen.

Der Beitrag wurde am 7.5.2021 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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