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Sachsen-Anhalts Lottochefin sagt nicht aus

Im letzten Jahr gab es Aufruhr wegen einer Lottozentrale in Zerbst. Diese Filiale hatte ungewöhnlich hohe Einsätze und ebenso ungewöhnlich hohe Gewinne zu verzeichnen. Schnell kam der Verdacht auf, dass hier etwas nicht stimmt und dass es sich teils um illegale Aktivitäten handelt. Die noch im letzten Jahr begonnenen Untersuchungen mussten kurzfristig unterbrochen werden. Nun jedoch gehen die Ermittlungen weiter.

Ein Kugelschreiber liegt auf einem Lottoschein, bei dem vier Felder ausgefüllt wurden.

Die Ermittlungen des Skandals der Lotto Sachsen-Anhalt gehen weiter. Maren Sieb und Herr von Einem haben die Aussage verweigert. (©Hermann/Pixabay)

Lottochefs wurden zum Verhör geladen

Die im Jahr 2020 amtierenden Lottochefs Maren Sieb und Ralf von Einem wurden im letzten Jahr entlassen. Dies war die Reaktion auf die kriminellen Machenschaften, die aufgrund der Vorfälle vorgeworfen wurden. Nun wurden beide zum Verhör geladen. Eine große Frage stellte sich bezüglich der Position von Frau Sieb: Wie und warum gelang sie an den Posten? Ihrer eigenen Aussage zufolge musste sie keine besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse vorlegen, um den Posten zu erhalten. Zudem wurde sie im Jahr 2012 vom damaligen Innenstaatssekretär Ulf Gundlach angeworben. Damals war er Staatssekretär von Holger Stahlknecht.

Im Grunde genommen waren diese Fakten das einzige, das Frau Sieb von sich gab. Weitere Aussagen verweigerte sie. Herr von Einem tat ihr gleich und gab ebenfalls keine weiterführenden Informationen zu Protokoll. Aus diesem Grund konnten keine wichtigen Fakten gewonnen werden, wie es zu den Großspielern aus Zerbst kam.

Stahlknecht wurde ebenfalls befragt und konnte sich an noch weniger Einzelheiten erinnern. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann Frau Sieb den Posten als Lotto-Chefin übernahm. Um dieses dubiose Vorgehen zu entwirren, wurde auch Tiemo Kracht befragt. Hierbei handelt es sich um den Personalchef. Er gab zu bedenken, dass ein fehlender Hochschulabschluss kein Grund darstellt, den Posten als Geschäftsführerin nicht zu erhalten.

Untersuchungen laufen weiter

Nachdem die Untersuchungen bislang die Vorgänge nicht aufklären konnten, gehen die Untersuchungen weiter. Bereits in ein paar Tagen sollen weitere Personen befragt werden. Eventuell könnte der Ehemann von Frau Sieb zum Verhör geladen werden. Dieser hatte eine individuelle Software für die Lottostelle in Zerbst entworfen. Ob hier ein Zusammenhang mit den hohen Einzahlungssummen besteht, muss noch geklärt werden.

In den letzten Jahren hatten neun Spieler innerhalb weniger Monate mehr als 100.000 Euro eingezahlt. Hierbei handelte es sich vorrangig um Wetteinsätze. Solche Summen sind mehr als ungewöhnlich und es dauerte nicht lange, bis der Vorwurf der Geldwäsche entstand. Das Geschäftsduo hingegen beteuert nach wie vor, dass sie die Vorgänge gemeldet hätten. Ein Beweis hierfür existiert jedoch nicht.

Es scheint generell seltsam zu sein, dass es so lange gedauert hat, bis überhaupt ein Untersuchungsausschuss eingerichtet wurde. Immerhin hatten Lotto Bayern und Lotto Niedersachsen im Jahr 2018 den Verdacht geäußert, dass hier etwas nicht stimmt. Als Lotto Sachsen-Anhalt vorschlug, die Vorgänge zu überprüfen, verlief die Angelegenheit zunächst im Sande.

Fördermittel sollen transparenter werden

Der Skandal in Zerbst zieht natürlich weitere Kreise nach sich. So hat sich der Thüringer Rechnungshof für eine höhere Transparenz eingesetzt. In diesem Zusammenhang geht es vorrangig um die Lotto-Fördermittel. Diese müssen zwar laut Glücksspielgesetz für bestimmte Bereiche eingesetzt werden. Ob diese Vorgaben umgesetzt werden, scheint unklar. Um weitere Skandale wie in Zerbst zu verhindern, soll die Vergabe der Fördermittel veröffentlicht werden.

Bislang hieß es nur, dass die Fördermittel an kulturelle, soziale, umweltaktivistische und sportliche Instanzen vergeben werden. Bezüglich der Lottostelle in Zerbst steht jedoch im Raum, dass die Fördermittel an andere Stellen vergeben wurden. Maren Sieb soll die Fördermittel gegen Werbeaufträge ausgezahlt haben. Aus diesem Grund wurde eine Strafanzeige gegen die ehemalige Lottochefin gestellt. Inhalt der Strafanzeige: Verdacht auf Veruntreuung.

Interessanterweise wurden die Fördermittel von Lotto Sachsen-Anhalt vorrangig an den Handballverein SC Magdeburg vergeben. Frau Sieb ist in diesem Verein Vorstand. Allerdings konnten die Fördermittel nur vergeben werden, weil der Aufsichtsrat dem zustimmte. Hier muss geklärt werden, ob dieser seiner Tätigkeit nicht im ausreichenden Maße nachkam.

Stellungnahme von Lotto Sachsen-Anhalt

Abgesehen von den Zeugenbefragungen ehemaliger Mitarbeiter gab der jetzt amtierende Aufsichtsrat von Lotto Sachsen-Anhalt eine Stellungnahme ab. Zwar liegt diese Stellungnahme bereits ein paar Jahre zurück. Der Aufsichtsrat hat versprochen, Lotto Sachsen-Anhalt wieder als zuverlässig dastehen zu lassen. Aus diesem Grund wurde der Ausschuss gegründet, der aus der Glücksspielaufsicht des Innenministeriums, den Gesellschaftern und der Geschäftsführung von Lotto Sachsen-Anhalt besteht.

Zum Anklagepunkt des Verdachts auf Veruntreuung kamen noch die Punkte Vetternwirtschaft, Geldwäsche und illegale Vergabe von Fördermitteln hinzu. In erster Linie betraf es die Filiale in Zerbst, in der extrem hohe Summen eingezahlt wurden. Zugleich wurden sehr hohe Gewinnsummen ausgezahlt – das perfekte Vorgehen bei Geldwäsche. Damals gab es eine neue Chefin bei Oddset. Auch hier stellt sich die Frage, inwieweit diese daran beteiligt war.

Nach diesen Vorkommnissen wurde die Filiale in Zerbst relativ schnell geschlossen. Anschließend ging es Schlag auf Schlag: Maren Sieb wurde angeklagt und von ihrem Job beurlaubt. Bald darauf wurde die fristlose Kündigung ausgesprochen.

Der Beitrag wurde am 19.2.2021 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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