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Schweden: Casino-Restriktionen gelten bis Sommer 2021

Gerade in den letzten Monaten wurde in Deutschland viel auf das skandinavische Land Schweden geblickt. Die Schweden schlugen in der Corona-Pandemie einen ganz eigenen Weg ein und setzten ganz regulär auf einen geordneten Alltag. Schließungen von Unternehmen, Restaurants oder Bars waren zunächst nicht vorgesehen. Genau das Gleiche galt somit auch für Spielhallen oder Wettbüros. Während diese in anderen Nationen längst die Türen schließen mussten, konnte es in Schweden ganz normal weitergehen. Ausgebremst wurden lediglich die Online Casinos mit verschiedenen Restriktionen. Diese sorgten bereits damals für Unverständnis. Und aufgrund einer Verlängerung dieser Beschränkungen ist das Unverständnis auch nicht gerade kleiner geworden.

Das schwedische Parlament in Stockholm.

Die schwedische Politik greift gegenüber Online Casinos hart durch. Geltende Beschränkungen wurden jüngst bis Sommer 2021 verlängert. (©PhotoMIX-Company/Pixabay)

Schweden reguliert Online Casinos: Angst vor Pandemie-Spielsucht

Schweden hat in den vergangenen Monaten eine Menge anders gemacht als viele andere Länder. Das zeigt schon der Blick auf die Glücksspielbranche. In Deutschland wurden Wettbüros, Spielhallen und Spielbanken in der Pandemie geschlossen. In Schweden durften diese lange Zeit geöffnet bleiben. Fokussiert hat sich die dortige Politik vor allem auf die Online-Glücksspiele. Nicht ganz ohne Grund: Der schwedische Glücksspielmarkt ist noch enorm jung. Dem Land und auch der Bevölkerung fehlt die „Erfahrung“ im Umgang mit den Glücksspielen. Die Angst der Regierung: Durch die vermehrte Zeit in den eigenen vier Wänden könnten die Menschen schneller der Spielsucht verfallen, da Online Casinos rund um die Uhr zur Verfügung stehen.

Aus diesem Grund hat die Regierung verschiedene Regelungen bereits im Frühjahr dieses Jahres ins Leben gerufen. Jeder Spieler durfte fortan nur maximal 5.000 Kronen pro Woche einzahlen, was umgerechnet rund 490 Euro entspricht. Zusätzlich dazu mussten die Spieler vor jedem Spiel ein Zeitlimit festlegen und durften sich nur über ziemlich begrenzte Willkommensboni freuen. Maximal 100 Kronen, umgerechnet knapp zehn Euro, dürfen die Anbieter seit jeher nur noch als Willkommensbonus ausgeben.

Unverständnis für Restriktionen in der Casino-Branche

Für die Glücksspielbranche waren die Beschränkungen damals ein herber Rückschlag. Wenig überraschend äußerte die Branche zügig ihr Unverständnis. Der Branchenverband BOS zum Beispiel erklärte, dass es keine Belege dafür geben würde, dass die Spieler in den Online Casinos schneller der Spielleidenschaft verfallen würden als im stationären Bereich. Genau das hatte jedoch Schwedens Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi mitgeteilt, als die Restriktionen eingeführt wurden. Innerhalb der Industrie hieß es daraufhin, die Schlussfolgerung des Ministers sei unstimmig. Zudem fühlten Anbieter sich ungerecht behandelt, da im landbasierten Bereich lediglich geringe Einschränkungen umgesetzt wurden.

Für weiteres Unverständnis sorgte eine Entscheidung der schwedischen Regierung im Sommer. Hier entschied diese, dass die Online-Pferdewetten eine Ausnahme gegenüber den anderen Online-Glücksspielen darstellen sollen. Das sorgte in der Glücksspielbranche nicht ganz ohne Grund für Aufruhr. Immerhin befindet sich der einzige Pferdewetten-Anbieter des Landes, „Trav och Galopp“, in der Hand des Staates. Der Widerstand gegen diese Entscheidung wuchs, der Staat ruderte zurück. Seit jeher sind alle Online-Sportwetten als Ausnahme zu behandeln. Wie sich Unternehmen aber verhalten müssen, die sowohl Sportwetten als auch Casinospiele anbieten, ist bislang vollkommen unklar.

Bis Sommer noch den Fuß auf der Bremse

Klar ist hingegen, dass die Beschränkungen für die Online Casinos noch bis in den Sommer 2021 hinein gelten sollen. Das hatte die Regierung bereits Ende 2020 beschlossen. Ursprünglich sollten die Restriktionen nur bis Ende des Jahres 2020 gelten. Wenig überraschend sorgt auch diese Verlängerung der Restriktionen für Unverständnis in der Glücksspielbranche. So ließ der Glücksspielverband BOS mitteilten, dass es ein falscher Weg sei, den lizenzierten Glücksspielfirmen zu untersagen, für ihre Produkte zu werben. So würde man den nicht-lizenzierten Anbietern den Weg frei machen und so noch mehr Spieler auf den illegalen Markt drängen. Das wiederum hätte einen massiv verringerten Spielerschutz zur Folge und könne dazu führen, dass der schwedische Glücksspielmarkt komplett an Attraktivität verliere.

Die schwedische Regierung teilte bereits vor der Einführung der neuen Beschränkungen mit, dass eine Kanalisierung von rund 90 Prozent aller Spieler das gewünschte Ziel sei. Bedeutet: Nur maximal zehn Prozent aller Spieler sollten auf dem Schwarzmarkt aktiv sein – wenn überhaupt. Vor den neuen Restriktionen war die Industrie laut Berichten bereits bei mehr über 70 Prozent angekommen. Dieser eigentlich gute Weg könnte durch die neuen Beschränkungen unterbrochen bzw. umgekehrt werden, befürchtet die Branche.

Kaum Einbußen für den Online-Sektor

Trotz der Restriktionen und neuen Vorgaben konnte der schwedische Glücksspielsektor eigentlich aber ein gutes Jahr vorweisen. Wie schwedische Medien berichten, sollen die Umsätze in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 stabil geblieben sein. Im Vorjahreszeitraum erzielten die Unternehmen einen Umsatz von rund 1,77 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird der Umsatz auf gut 1,75 Milliarden Euro taxiert. Die Umsätze aus dem reinen Online-Glücksspiel sind sogar leicht gewachsen. Waren es 2019 in den ersten drei Quartalen rund 1,01 Milliarden Euro, wurden 2020 mit Sportwetten und Online Casinos rund 1,07 Milliarden Euro umgesetzt.

Der Beitrag wurde am 6.1.2021 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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