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Schweden: Gesetzesform ärgert Glücksspielbranche

Die Freude war groß, als Schweden seinen Glücksspielmarkt erst vor wenigen Monaten öffnete. Als große Erfolgsgeschichte hat sich diese Öffnung bisher jedoch nicht wirklich entpuppt. Immer wieder gibt es Diskussionen zwischen den Unternehmen und der Politik. Aufgrund der teils enorm strengen Regularien und Vorgaben haben sich sogar in Schweden beheimatete Unternehmen zuletzt vom Markt zurückgezogen. Wer noch dabei ist, ärgert sich aktuell schon wieder. Und zwar über das Regulierungschaos bei einer neuen Glücksspielreform. Diese wurde zunächst verabschiedet, dann aber in Teilen doch zurückgenommen. Und nun fühlen sich nahezu alle privaten Unternehmen wieder einmal hinter das Licht geführt.

Symbole von einem Spielautomaten.

Ab Juli greift in Schweden ein neues Glücksspielgesetz. Mit diesem werden die Vorgaben und Regelungen für die Online Casinos noch einmal deutlich verschärft. Die privaten Unternehmen fühlen sich benachteiligt. (©tom69green/Pixabay)

Härtere Beschränkungen für Online Glücksspiele

Die schwedische Regierung und die Glücksspielbranche harmonieren bislang noch nicht wirklich. Das zeigt wieder einmal eine aktuelle Debatte. Wie alle anderen Länder, wurde auch Schweden von der Covid-19-Pandemie übel überrascht. Da die Menschen aufgrund des Virus deutlich mehr Zeit in den eigenen Wohnräumen verbrachten, war eine Sorge der Regierung, dass sich mehr Menschen dem Glücksspiel zuwenden würden. Aus diesem Grund wollte man gegensteuern. Ende April teilte die Politik mit, dass ab dem 2. Juli ein neues Glücksspielgesetz gelte. Hier zu finden: Reformen für die Einsatzlimits und die Bonusbeschränkungen bei allen Online-Glücksspielanbietern.

Was eigentlich als beschlossene Sache galt, wurde nun aber noch einmal in Teilen revidiert. Der schwedische Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi erklärte, dass die Verschärfungen der Gesetze nicht für alle Online-Unternehmen gelten sollen. Betroffen seien demnach lediglich Online Casinos. Die Online Sportwettenanbieter würden von der Reform verschont bleiben.

Einzahlungen und Bonuswerte beschränkt

Ganz konkret sieht die Gesetzesreform eine Beschränkung der wöchentlichen Einzahlung und der Bonuswerte in den Online Casinos vor. Spieler sollen demnach künftig maximal 5.000 SEK pro Woche einzahlen dürfen. Das entspricht umgerechnet einer Summe von rund 460 Euro. Deutlich stärker fällt die Beschränkung bei den Bonusangeboten aus. Demnach dürfen die Spieler Bonusangebote von maximal 100 SEK in Anspruch nehmen – umgerechnet etwas weniger als zehn Euro. Für Ärger sorgt in diesem Zusammenhang vor allem die Aussage, dass die Beschränkungen das Konsumverhalten während und nach der Corona-Krise beeinflussen sollen. Wie es von Seiten des schwedischen Branchenverbandes für Online-Glücksspiel heißt, würde die Realität eine ganz andere Seite zeigen.

So sei die Anzahl der schwedischen Spieler in den Online Casinos seit Beginn der Pandemie nicht gestiegen. Dies würden offizielle Statistiken der schwedischen Steuerbehörde belegen. Zudem sei ein Umsatzanstieg bei den Anbietern von Pferdewetten erkennbar. Hier hätten die Unternehmen rund 37 Prozent mehr Umsatz zwischen März und April erwirtschaftet. Für die Branche sei es daher nicht ganz verständlich, warum die Online Casinos mit diesen Regeln belegt werden, nicht aber die Anbieter der Pferdewetten.

Vorwurf der Branche: Regierung schützt staatliche Anbieter

Der Vorwurf des Branchenverbandes: Die Politik wolle mit den neuen Reformen nicht etwa die Spieler und ihr Spielverhalten in geordneten Bahnen halten, sondern viel mehr die staatlichen Glücksspielunternehmen schützen. Immerhin hätte zum Beispiel der staatliche Anbieter für Pferderennen, Ab Trav Och Galopp (ATG), von den Umsatzzunahmen profitiert. Genau jener Anbieter, ganz nebenbei das Zugpferd des schwedischen Pferdewettenmarktes, würde nun aber von der Reform verschont bleiben. Gustaf Hoffstedt, der Vorsitzende des Verbandes, kritisiert:

“Es ist offensichtlich, dass die Maßnahmen der Regierung nichts mit dem Spielerschutz zu tun haben, auch wenn die verwendete Rhetorik dies vermuten lässt. Viel mehr geht es darum, den Glücksspielunternehmen, die eng mit der Regierung verknüpft sind, Vorteile zu verschaffen. So zum Beispiel dem Pferdewetten-Anbieter ATG, dessen Vorstandsmitglieder größtenteils von der Regierung ernannt werden.“

Damit aber noch nicht genug. Hoffstedt führte auch aus, dass es der Regierung offenbar egal sei, dass man so die Maßnahmen zur Kanalisierung der Spieler auf den legalen Glücksspielmärkten aufs Spiel setze. Somit würde Schweden speziell im Bereich des Spielerschutzes einen Schritt zurücktreten.

Immer wieder Ärger zwischen Branche und Politik

Eine derart scharfe Rhetorik ist selbst für schwedische Verhältnisse erstaunlich. Die Debatten über verschiedene Ansichten zwischen Politik und Branche jedoch nicht. Bereits seit der Liberalisierung und Öffnung des Marktes zeigt sich immer wieder, dass beide Seiten oftmals unterschiedliche Meinungen vertreten. Die Behörden wirken mit dem neuen Markt oftmals überfordert, was wiederum zu schnellen Entschlüssen bei der Regulierung führt. Und die sind keinesfalls immer förderlich. In der jüngeren Vergangenheit haben mehrere Glücksspielunternehmen dem schwedischen Markt nach kurzer Zeit bereits wieder den Rücken zugekehrt.

Die Gründe waren nahezu immer identisch. Man habe zwar am Anfang viel von der Liberalisierung gehalten, die ergriffenen Maßnahmen seien mittlerweile aber viel zu streng. Aus diesem Grund ziehen es zahlreiche Konzerne mittlerweile vor, sich wieder auf andere, wesentlich gewinnbringendere Märkte, zu fokussieren. Die aktuelle Debatte um die Beschränkung der Online Glücksspielangebote dürfte ebenfalls nicht dazu beitragen, dass sich die Stimmung bei den Unternehmen sonderlich verbessert. Es scheint tatsächlich nicht ausgeschlossen, dass auch in den kommenden Monaten und Jahren noch weitere Anbieter dem schwedischen Markt den Rücken zukehren werden.

Der Beitrag wurde am 27.5.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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