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UKGC intensiviert Verbraucherschutz

Geht es der britischen Glücksspielbranche an den Kragen? In den letzten Monaten haben die Anpassungen von Richtlinien durch die UK Gambling Commission oftmals für schlaflose Nächte bei den Glücksspielanbietern gesorgt. Allzu oft wurden bereits scharfe Beschränkungen eingeführt. Auch jetzt teilte jüngst eine Arbeitsgruppe der Behörde mit, dass man neue Verbraucherschutzmaßnahmen einführen wolle. Dabei soll es vor allem um verbesserte Werberichtlinien und strengere Altersüberprüfungen gehen. Von Seiten der Branche gibt es für die Reformen sogar Zuspruch.

Roulette Spieltisch mit Croupier.

Bereits in den letzten Monaten hat die britische Glücksspielbehörde ihre Werberichtlinien und den Verbraucherschutz intensiviert. Dieser Weg wird auch 2020 fortgesetzt. (©whekevi/Pixabay)

Arbeitsgruppe der UKGC bestätigt neue Richtlinien

Kaum eine andere Glücksspielbehörde überwacht ihren eigenen Markt so intensiv wie die UK Gambling Commission aus Großbritannien. Bereits in den letzten Jahren hatte die Behörde einen intensiven „Fahrplan“ vorgestellt. Bestehend aus den Themen, mit denen man sich ganz besonders ausführlich beschäftigen möchte. Dieser Fahrplan wurde jüngst noch einmal um zwei weitere „Haltestellen“ erweitert. Wie eine Arbeitsgruppe der britischen Behörde mitteilte, werden neue Verbraucherschutzmaßnahmen eingeführt. Zu den neuen Richtlinien sollen unter anderem Reformen im Marketing gehören, aber auch strengere Alterskontrollen der Spieler. Grundsätzlich verfolge man das Ziel, problematisch Spielweisen stärker eindämmen zu wollen.

UKGC-Chef Neil McArthur erklärte im Zusammenhang mit der Ankündigung der neuen Richtlinien, dass Taten mehr sprechen würden als Worte. Man wolle sich daher in der Richtlinienreform zahlreichen relevanten Bereichen und Themen zuwenden.

VIP-Spieler müssen mindestens 25 Jahre alt sein

Ins Auge gefasst hat die Arbeitsgruppe der Behörde laut eigenen Aussagen vor allem die VIP-Programme der Anbieter. Hierfür sollen im ersten Schritt neue Regeln für die Altersbeschränkungen umgesetzt werden. Heißt konkret: VIP-Spieler sollen künftig mindestens 25 Jahre alt sein. Anwärter auf einen VIP-Rang müssen von den Casinos künftig zudem deutlich intensiver geprüft werden. Hierzu gehören eine Analyse des Spielverhaltens und eine Kontrolle der eingesetzten finanziellen Mittel. Jede Entscheidung über einen VIP-Rang muss zudem von einem leitenden Angestellten des Unternehmens dokumentiert werden. Darüber hinaus soll die Spielintensität an den Spielautomaten deutlich verringert werden. Hierzu heißt es, habe man sich mit vielen namhaften Branchenvertretern darauf einigen können, dass jede Walzendrehung mindestens 2,5 Sekunden dauern muss. In Deutschland ist die Vorgabe noch strenger. Hier sind mindestens fünf Sekunden pro Spielrunde am Automaten erforderlich.

Ebenfalls ähnlich wie in Deutschland, stehen auch die Buttons und Tasten der Spielautomaten auf der „Liste“ der Behörden. Bisher konnten mit Tasten wie Turbo-Buttons, Split-Screens oder Slam-Stops besondere Funktionen ausgelöst werden. Diese müssen künftig von den Automaten entfernt werden, da man ansonsten befürchte, eine „intensive Spielweise“ bei den Kunden noch weiter zu fördern. Diese wiederum könne zu einem „potenziellen Kontrollverlust“ führen, so die Behörde. Chef McArthur kündigte an, dass es sich bei diesen Anpassungen lediglich um die ersten Schritte handeln solle. Er erklärte:

“Durch die Zusammenarbeit mit den Betreibern und die Einholung der Meinung von Menschen, die von Spielschäden betroffen waren, konnten wir bedeutende Fortschritte erzielen. Doch es gibt immer noch mehr zu tun.“

Kleine Anzahl an VIPs bringt große Umsätze

Für die britischen Glücksspielunternehmen sind die zusätzlichen Anforderungen durchaus unangenehm. Speziell mit Blick auf die Prüfungen der VIP-Spieler. Der Grund: Diese gelten als Eckpfeiler der britischen Glücksspielbranche. So fand die britische Glücksspielbehörde in einer Studie im Januar heraus, dass lediglich zwei Prozent aller Spieler als VIP-Spieler aufgeführt werden. Dieser verschwindend geringe Anteil sorgt allerdings für 83 Prozent der Gesamteinlagen. Dazu erklärt die Behörde:

“Die Betreiber müssen ihre Interaktionen mit den VIPs verbessern. Wir haben die Branche dazu aufgefordert, schnellere Fortschritte zu erzielen. Zudem haben wir energische Maßnahmen gegen Betreiber ergriffen, die Verbraucher nicht hinreichend schützen und wir werden noch härter vorgehen, wenn sich das Verhalten nicht ändert.“

Gemeinsam mit unterschiedlichen Branchengrößen soll nun die neue Arbeitsgruppe dafür sorgen, dass die neuen Richtlinien zum Spielerschutz etabliert werden. Mit dabei sind laut Angaben der Behörde über 30 führende Konzerne des Landes. Darunter unter anderem Playtech, Sky Betting and Gaming oder die GVC Holdings.

Künftig weniger Werbung?

Neben den Anpassungen rund um den Spielerschutz erwarten die Branche offenbar auch veränderte Richtlinien im Marketing. So hat sich die Arbeitsgruppe dazu entschlossen, dass die Menge an Onlinewerbung in den sozialen Netzwerken deutlich reduziert werden soll. Detailliert geht es hier vor allem um die Werbung, die von gefährdeten Erwachsenen, Kindern oder Jugendlichen gesehen werden kann. Hierzu zählt laut Behörde unter anderem eine neue Liste, mit sogenannten negativen Suchbegriffen. Junge Menschen sollen zudem dadurch besser vor der Glücksspielwerbung geschützt werden, dass Social-Media-Plattformen diese nicht spezifisch anhand der Nutzerdaten bei ihnen schalten. Die Behörde erklärte, man erwarte in diesem Zusammenhang einen neuen Verhaltenskodex, der regelmäßig aktualisiert wird und an den sich alle Mitglieder der Branche gleichermaßen halten.

Einen besonderen Fokus legt die Glücksspielbehörde zudem auf ein sogenanntes Adtech-Forum, welches branchenübergreifend ins Leben gerufen werden soll. Wie es heißt, soll hier kontinuierlich der Fokus auf weitere Maßnahmen gelegt werden, mit denen die Sicherheitsstandards an neue Technologien angepasst werden können. In diesem Zusammenhang pocht UKGC-Boss McArthur auf eine schnelle Umsetzung:

“Die Glücksspielkommission ist der Ansicht, dass zwar schon einige Fortschritte erzielt wurden, diese Arbeit nun aber auch weiter und schneller vorangetrieben werden muss. Wir stellen uns diesen Herausforderungen, um in den Schlüsselbereichen echte und schnelle Veränderungen für die Verbraucher herbeizuführen. Es ist jedoch wichtig, dass diese Verpflichtungen auch so schnell wie möglich umgesetzt werden.“

Zuspruch von der Branche

Zuspruch sicherte sich die Arbeitsgruppe der Behörde in diesem Zusammenhang vom Glücksspielverband BGC. Auch dieser bestätigte, dass man einige wichtige Fortschritte erzielen konnte. Mit Blick auf die aktuellen Maßnahmen sagte die Vorsitzende des Verbandes, Brigid Simmonds:

“Zusammen mit dem kürzlich angekündigten 10-Punkte-Maßnahmenplan gegen Covid-19 werden diese Maßnahmen das Spielumfeld für die Kunden deutlich verändern und verbessern. Wir stimmen mit der Glücksspielbehörde überein, dass noch mehr Arbeit zu leisten ist und wir uns der anhaltenden Herausforderung stellen müssen.“

kommenden Schritte der Arbeitsgruppe gemeinsam mit der Branchenspitze aussehen, bleibt erst einmal abzuwarten. Erfreulich ist aber schon jetzt, dass Branche und Behörden gemeinsam in eine Richtung blicken.

Der Beitrag wurde am 8.4.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , , veröffentlicht.
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