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Werbung: Werbebranche stärkt Glücksspielbranche

Die Verhandlungen rund um die neue Glücksspielgesetzgebung in Deutschland laufen auf Hochtouren. Nachdem bereits ein erster Entwurf formuliert wurde, werden nun die Feinheiten ausgearbeitet. Und hier bahnen sich, wie erwartet, einige Unstimmigkeiten an. Jüngst luden die Bundesländer zu einer Anhörung in Düsseldorf, wo sich die Industrie zu den geplanten Reformen rund um das Glücksspielwesen äußern konnte. Die Resonanz war eher durchwachsen, insbesondere hagelte es Kritik vom Verband Privater Medien e.V. VAUNET. Dieser erklärte, die geplanten Maßnahmen der Bundesländer seien dringend verbesserungswürdig.

Objektiv als Teil einer Fernsehausrüstung.

Geht es nach den Privatsendern in Deutschland, soll die Politik die Werbebeschränkungen für Online Glücksspielanbieter möglichst locker halten. (©PhotoMIX-Company/Pixabay)

Verhandlungen sind in vollem Gange

Nach jahrelangen und zähen Verhandlungen konnten sich die Bundesländer in Deutschland vor einigen Wochen über die Neuregulierung der Glücksspielbranche einigen. Das alte Gesetz ist keinesfalls mehr Zeitgemäß und „schreit“ bereits seit einigen Jahren nach einer Reform. Lange Zeit gab es um diese allerdings massive Debatten, ehe nun endlich ein erster Entwurf vorgestellt werden konnte. Dieser legt zunächst einmal nur ein paar Rahmenbedingungen fest, kann aber dennoch als Erfolg gewertet werden. In den kommenden Monaten wird es nun darum gehen, diesen mit den unterschiedlichen Verbänden der Industrie, mit Suchtberatungsstellen und der Wissenschaft konkret auszuarbeiten.

In diesem Zusammenhang soll es in den kommenden Monaten zu verschiedenen Treffen kommen. Den Anfang machten die Bundesländer vor wenigen Tagen in Düsseldorf. Hier wurde zum Austausch mit der Industrie geladen, welche sich zu den geplanten Reformen im Glücksspielwesen äußern konnte. Und die Resonanz dürften sich die Bundesländer etwas anders vorgestellt haben. Wirklich begeistert zeigte sich die Industrie von den Maßnahmen nicht. Insbesondere der Verband der Privatsender kritisierte die Schritte.

Medienverband kritisiert Maßnahmen

Der Verband Privater Medien e.V. VAUNET teilte mit, dass die Entwürfe im neuen Glücksspielvertrag dringend verbesserungswürdig seien. Insbesondere im Bereich der Werberichtlinien müsse die Politik demnach tätig werden. VAUNET ist dabei keinesfalls ein zu unterschätzender „Gegenspieler“. Der Verband mit Sitz in Berlin vertritt die Interessen der Privatmedien in Deutschland. Hierunter fallen mehr als 130 Unternehmen, zu denen beispielsweise die ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH, die Sky Deutschland GmbH, Amazon Media EU S.á.r.l oder die Mediengruppe RTL Deutschland GmbH gehören. Der Verband erklärte, grundsätzlich würde sich die Politik mit den Ansätzen der Liberalisierung auf einem guten Weg befinden. Dennoch seien einige Anpassungen notwendig. So widerspreche etwa eine zeitliche Begrenzung der Werbung für Online-Glücksspiele dem Ansatz, die deutschen Spieler auf dem legalen Glücksspielmarkt lenken zu wollen. Die Folge sei dann eine „unverhältnismäßige Einschränkung“ der Bewerbung von Online Glücksspielen in Rundfunk und Internet, so der Verband.

Konkret wehrt sich der Verband damit gegen die geplanten Änderungen, dass die Privatsender nur zwischen 21 und 6 Uhr für Online Casinospiele oder Poker Werbung zeigen dürften. Der Verband erklärte hierzu in einem Statement:

“Diese Einschränkungen benachteiligen die Sender im Wettbewerb mit anderen Werbeträgern, für welche diese Limitierung nicht gilt. Radio- und Fernsehsender sind sich dahingehend ihrer gelebten Verantwortung aus dem Rundfunkstaatsvertrag vollständig bewusst. Gerade in einem regulierten Senderumfeld sollte die Bewerbung eines regulierten Glücksspiels nicht verboten werden.“

Attraktivität des Programms könnte abnehmen

Kritisch bewertet wird vom Verband darüber hinaus auch das geplante Verbot der Sportwettenwerbung während laufender Live-Übertragungen und Einblendungen eines Live-Tickers. Insbesondere Letzteres sei ein großes Problem. Sollten die Medienhäuser während der Ticker keine Werbung für Sportwetten mehr zeigen dürfen, sei dies mit einem „Verbot von Werbung für Sportwetten auf Medien- und Nachrichtenportalen“ gleichzusetzen. Immerhin würden die Live-Ticker mittlerweile ein fester redaktioneller Bestandteil der Medienhäuser seien und wären speziell für das Online-Angebot enorm wichtig.

Nicht zuletzt, so der Verband, müsse man auch an die Attraktivität des TV-Programms denken. Dieses würde eine Menge Geld kosten, welches die Medienunternehmen auch durch ihre Werbevermarktung an Sportwetten- und Glücksspielunternehmen einnehmen würden. Würde man daher diese Werbung künftig verbieten, müsse man auch in Kauf nehmen, dass die Sender weniger Geld in attraktive Inhalte investieren würden. In Zeiten, in denen die Streamingdienste dem TV-Programm ohnehin immer stärker den Rang ablaufen, käme dies wohl einem Todesurteil gleich. Die Aufgabe der Politik ist hier also keinesfalls einfach. Sämtliche Meinungen und Seiten müssen in den Verhandlungen angehört werden. Erst danach wird dann eine Regulierung möglich sein, die mehrere Parteien zufriedenstellen kann. Dass alle Beteiligten am Ende zu 100 Prozent zufrieden sind, wird sich vermutlich nicht erreichen lassen. Spieler und Außenstehende werden sich aber ohnehin noch gedulden müssen. In den kommenden Monaten sind weitere Anhörungen geplant, ehe die konkreten Maßnahmen ausgearbeitet werden. Umgesetzt werden soll das neue Glücksspielgesetz in Deutschland dann ab 2021.

Der Beitrag wurde am 28.2.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , veröffentlicht.
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