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WestSpiel: Recht auf Kurzarbeit oder nicht?

Um die WestSpiel Casinos gab es in den letzten Jahren mehrfach Diskussionen. Eigentlich sollten die Casinos aufgrund einer wirtschaftlich negativen Dauerschleife verkauft werden. Plötzlich änderte sich jedoch der Kurs und die Casinos konnten Gewinne verbuchen. Nun geht es wieder einmal um die WestSpiel Casinos, allerdings in anderer Hinsicht. Der Konzern hat in Folge der Coronakrise offenbar staatliche Hilfe beantragt. Soweit kein Problem, wenn der Konzern so nicht nur seine Rücklagen schützen wollen würde. Die SPD-Fraktion hat deshalb jetzt einen schriftlichen Bericht angefordert, der Aufschluss über die Situation der Westdeutsche Spielbanken GmbH geben soll.

Roulette-Spieltisch in einem Casino.

Die WestSpiel Casinos machen in der Coronakrise täglich enorme Minusgeschäfte. Eigentlich besitzt der Konzern Rücklagen, dennoch wurde jetzt aber staatliche Hilfe beantragt. (©MirellaST/Pixabay)

Tägliches Minus: WestSpiel fordert rückwirken staatliche Hilfe an

Laut verschiedenen Medienberichten möchte die Westdeutsche Spielbanken GmbH staatliche Hilfe in Anspruch nehmen. Der Konzern begründet dies offenbar mit fehlenden Einnahmen aufgrund der Coronakrise. Wie es heißt, sollen jeden Tag Bruttospielerträge von rund 381.000 Euro in der Kasse fehlen. Definitiv eine horrende Summe, wobei ein Ende des Lockdowns zumindest in Teilen in Sicht ist. In den kommenden Tagen dürfen die Spieler zumindest in den Automatenbereichen der Spielstätten wieder ihre Einsätze platzieren. Dennoch hat WestSpiel allerdings laut Medienberichten rückwirkend staatliche Hilfe beantragt. Rückwirkend bedeutet: Ab dem 1. April. Demnach soll der Konzern trotz vorhandener finanzieller Mittel die Kurzarbeit anstreben, damit Rücklagen durch hohe Personalkosten nun nicht verringert werden müssen.

Die WestSpiel Gruppe ist in der Vergangenheit immer wieder Thema in zahlreichen Gesprächsrunden gewesen. Größter Eigentümer ist die Landesbank in Nordrhein-Westfalen. In den letzten Jahren machten die Casinos allerdings überwiegend Minusgeschäfte, weshalb diese privatisiert werden sollten. Lange Zeit wurde kein Interessent gefunden, dann liefen die Geschäfte der Spielstätten auf einmal wieder deutlich besser. Dennoch ist der Verkauf bereits forciert und soll bei einem entsprechenden Interessenten abgewickelt werden.

SPD-Fraktion möchte es genauer wissen

Dass WestSpiel trotz vorhandener Rücklagen staatliche Hilfe in Anspruch nehmen möchte, hat die SPD-Fraktion im Landtag hellhörig gemacht. Diese fordert vom Unternehmen nun die Vorlage des Jahresabschlusses 2019. Auf diese Weise soll geklärt werden, ob es korrekt ist, dass WestSpiel die Rücklagen für Personalkosten nicht aus eigener Tasche bezahlen möchte. Für Verwirrung, auch unter den Angestellten, sorgt dabei offenbar ein Schreiben von Anfang April. Hierin habe WestSpiel seinen Mitarbeitern noch mitgeteilt, dass der Konzern in den letzten zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben konnte und auch der Start ins Jahr 2020 erfolgreich verlaufen sei. Dementsprechend groß sind die Fragezeichen der Mitarbeiter, warum nun dennoch ein Antrag auf Kurzarbeit gestellt wurde. Gleichzeitig dürfte die Stimmung in der Belegschaft weiter auf die Probe gestellt werden. Die Belegschaft ist angesichts der bevorstehenden Privatisierung keinesfalls begeistert, da bei einem privaten Eigentümer schlechtere Arbeitsbedingungen befürchtet werden.

Als „Stimme der Angestellten“ präsentierten sich in der Expertenanhörung zur Privatisierung von Spielbanken daher die SPD-Politikerin Elisabeth Müller-Witt und ihr Parteikollege Stefan Zimkeit. Diese gaben zu bedenken:

“Die klare Mehrheit der Expertinnen und Experten rät von einer Privatisierung der Spielbanken ab und sieht darin keine Verbesserungen Besonders die Beschäftigten fürchten um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und müssen mit verschlechterten Arbeitsbedingungen rechnen.“

Zuspruch würde es unter anderem auch von der Gewerkschaft Verdi geben, so die Kritiker. Diese würde die Privatisierungspläne, genau wie die NGG und der Bund Deutscher Kriminalbeamter, enorm kritisch sehen. Die Politiker teilten mit, dass Sachverständige davon ausgehen würden, dass die Kontrolle von kriminellen Aktivitäten gefährdet sein könnte, wenn die Spielbank in private Hände übergeht. Ob dies wirklich der Fall ist, sei allerdings einmal dahingestellt. In Hamburg etwa ist die Spielbank Hamburg bereits seit vielen Jahren in der Hand eines privaten Unternehmens. Derartige Probleme, wie sie von den Experten befürchtet werden, sind dort bisher noch nie aufgetreten. Wirtschaftsexperten erklärten zudem in der Expertenrunde, dass die Erlöse aus einem privatisierten Glücksspiel-Unternehmen die Entschuldung des Bundeslandes vorantreiben könnten und der stetig klammen Haushaltskasse guttun würden.

Coronakrise setzt Glücksspielbranche schwer zu

Ob privat oder staatlich: Die Hoffnungen der Glücksspielbranche sind im Prinzip gleich. Die Coronakrise hat hier zahlreiche Betriebe fast in die Knie gezwungen, nun wird auf eine schnelle Besserung der Situation gehofft. Die Glücksspielindustrie geht durch eine ihrer härtesten Zeiten, was vor allem für den landbasierten Sektor gilt. Die Online-Unternehmen haben von den jüngsten Entwicklungen eher profitiert. Zumindest dann, wenn es sich um reine Online Casinos handelt. Wer Sportwetten im Programm hat, muss passend zum Plus beiden Casinospielen in der Regel ein sattes Minus bei den Wettveranstaltungen hinnehmen. Nachdem nun aber in immer mehr Bundesländern Spielbetriebe wieder öffnen dürfen, hofft die Branche auf eine schnelle Entspannung der Lage. Dennoch: Größtenteils ist das Kind schon tief in den Brunnen gefallen. Die Gewinnerwartungen zahlreicher Glücksspielunternehmen mussten jüngst korrigiert werden.

In Deutschland dürfen Spielbanken in den kommenden Tagen in vielen Bundesländern wieder öffnen, allerdings nur den Automatenbereich. Spielhallen dürfen unter Berücksichtigung von strengen Hygienevorgaben ebenfalls wieder ihre Türen öffnen. Für zahlreiche andere europäische Länder gelten derartige Lockerungen allerdings noch nicht. Zudem haben die landbasierten Glücksspielunternehmen mit starken Einbußen in der Gastronomie zu kämpfen. Auch hier sind bekanntlich zahlreiche Automaten zu finden, die nun schon seit zwei Monaten keinerlei Umsätze generieren. Auch deshalb teilte der Fachverband der Gastro-Aufsteller zuletzt mit, dass man nun der Gastronomie dabei behilflich sein wolle, zeitnah wieder öffnen zu können.

Der Beitrag wurde am 13.5.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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