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Bremen möchte im Staatsvertrag Werbeverbot für Sportwetten

Glücksspielwerbung war schon immer ein heiß diskutiertes Thema, das nicht nur Casinos, sondern auch Sportwetten betrifft. Während es in einigen europäischen Ländern bereits starke Einschränkungen für Glücksspielwerbung bei Online Casinos gibt, möchte Bremens Innensenator ein gänzliches Verbot für Sportwetten durchsetzen. Der DSWV ist selbstredend dagegen.

Ein Fußballspieler in Aktion – es fliegen Eurozeichen in die Luft.

Bremens Innenminister möchte ein Werbeverbot für süchtigmachende Glücksspiele erreichen. Darüber soll Anfang Dezember abgestimmt werden. (geralt/Pixabay)

Werbeverbot Inhalt der nächsten Ministerkonferenz

Bremens Innenminister Ulrich Mäurer hat den Punkt des Werbeverbots für Sportwetten auf die nächste Konferenz der deutschen Innenminister setzen lassen. Diese Konferenz findet in der ersten Dezemberwoche statt. Allerdings handelt es sich nicht nur um ein Werbeverbot für Sportwetten, es soll grundsätzlich über ein Werbeverbot diskutiert werden. Das Werbeverbot soll greifen, sobald es um Glücksspiele mit hohem Suchtfaktor geht. Zu diesen zählen laut Mäurer Sportwetten, virtuelle Spielautomaten, Online Casinos und auch Online Poker.

Warum sich Ulrich Mäurer um diese Angelegenheit kümmert, hat einen guten Grund: Er ist als Senator für Inneres die oberste Glücksspielbehörde des Bundeslandes Bremen. Und aus dieser Position heraus möchte der Innenminister, dass sich alle anderen Minister der übrigen Länder zusammenschließen und ein Werbeverbot in einen Änderungsstaatsvertrag aufnehmen. Exakt das ist das Ziel, das Mäurer verfolgt.

Leider liegt diesem Ziel eine traurige Tatsache zugrunde: In Deutschland gibt es 200.000 Spielsüchtige. Die Zahl der Süchtigen verteilt sich auf eine breit gefächerte Altersgruppe: Die Spielsucht ist bei 16- bis 70-Jährigen vertreten. Nachdem auch Jugendliche betroffen sind, soll es jetzt zu dem radikalen Schritt kommen. Laut Mäurer würden pro Tag 30 bis 40 Werbeeinblendungen von Sportwettenanbietern ausgestrahlt werden.

Fußball am stärksten mit Sportwettenanbieter verbunden

Derzeit bezieht sich Mäurer vorrangig auf Werbung für Sportwetten. Das mag daran liegen, dass viele Fußballvereine einen Sponsor besitzen, der aus der Sportwettenbranche stammt. So ist zum Beispiel bwin der DFB Partner. Davon profitieren beide Seiten: Der Fußballverein kann jedes Jahr mit festen Einnahmen rechnen und bwin freut sich über einen Zuwachs von Spielern. Bei einem so fußballbegeisterten Land wie Deutschland ist solch eine Zusammenarbeit die beste Chance für alle.

Allerdings bringt das auch viele Nachteile mit sich. Bereits die Kinder und Jugendlichen sehen zusammen mit ihren Eltern die Übertragungen der Fußballspiele oder gehen sogar mit ins Stadion. So wachsen die Minderjährigen mit der Sportwettenwerbung auf. Um hier keine neuen Spielsüchtigen entstehen zu lassen, soll über ein Werbeverbot diskutiert werden. Dass die betroffenen Vereine anschließend einen erheblichen Verlust erleiden, liegt auf der Hand. Aus diesem Grund wehrt sich der DSWV gegen solch ein Verbot.

Der Hauptgrund liegt darin, dass eine Zunahme des illegalen Glücksspielmarkts befürchtet wird. Das Anbieten von Werbung für Sportwetten wäre laut DSWV ein Beweis, dass es sich um einen legalen Anbieter handelt. Fällt somit die Werbung weg, könnten die Spieler die lizenzierten und seriösen Buchmacher nicht mehr von den Unseriösen unterscheiden.

DSWV sieht Glücksspielstaatsvertrag in Gefahr

Der deutsche Sportwettenverband weist zusätzlich darauf hin, dass mit einem Werbeverbot der Deutsche Glücksspielstaatsvertrag in Gefahr gerät. Bei den Beratungen für den Inhalt des Vertrages sei alles ausführlich diskutiert und überprüft worden. Der Präsident vom DSWV – Mathias Dams – ist der Ansicht, dass die Vorschriften des Deutschen Glücksspielstaatsvertrages alles enthalten, um Minderjährige vor einer Spielsucht zu bewahren.

Ähnlich sieht es auch der Europäische Gerichtshof, der ebenfalls in einem Urteil darauf hinwies, dass die Spieler über die Werbung erkennen können, ob es sich um einen legalen Buchmacher handelt. Oder anders formuliert: Dürfen legale Glücksspielanbieter keine Werbung mehr betreiben, werden sie von den Spielern nicht gefunden. Nachdem es aber so ist, dass sich unseriöse Anbieter meistens nicht an Gesetze halten, würden diese neue Kunden erhalten. Somit wäre auf jeden Fall der Auftrag des Deutschen Glücksspielstaatsvertrages gefährdet.

Hinzu kommt, dass es nicht nur private Glücksspielanbieter gibt, sondern auch staatliche Angebote. Letztere würden ebenfalls ausreichend Werbung betreiben. Käme es tatsächlich zu einem generellen Verbot, müssten sich auch die staatlichen Anbieter daran halten. Wäre das nicht der Fall, würden sich die Unternehmen ungerecht behandelt fühlen.

Zusammenarbeit der Medien mit Buchmachern wird ebenfalls kritisch gesehen

Inwiefern Bremens Innenminister diese Argumente aufgreift, kann nicht abgeschätzt werden. Er ließ jedoch verlauten, dass er auch die Zusammenarbeit von Medien mit Buchmachern als kritisch ansieht. Als aktuelles Beispiel erwähnte er Tipico und die Sportschau. Seit diesem Jahr wurde das möglich, was es früher nicht gab: Tipico präsentiert die Sportschau und präsentiert sich somit über den öffentlichen Rundfunk. Letztere genießen einen angesehenen Stand, weshalb die Zuschauer gleiches mit Tipico machen werden.

Natürlich handelt es sich bei Tipico keinesfalls um einen unseriösen Anbieter. Trotzdem hat der Buchmacher nun die einmalige Chance, großflächig Werbung zu betreiben. Laut Deutschem Glücksspielstaatsvertrag wäre dies auch erlaubt. Fraglich ist es aber trotzdem, inwieweit hier die Jugendlichen noch geschützt werden. Ein ähnliches Problem ergibt sich durch den Anbieter Bildbet, der zur Bild-Zeitungsgruppe gehört. Über eine sachliche Berichterstattung wird das Gefühl vermittelt, dass Sportwetten zu keinen Problemen führen. Das wertet Mäurer ebenfalls negativ und ist als einer der Gründe für Mäurers Vorgehen zu sehen.

Nicht zuletzt sieht Mäurer eine Gefahr darin, dass die Sportfans irgendwann einmal beides als eine Einheit betrachten: Sportwetten und Sport. Kommt es soweit, würden Wetten nicht als sozial unerwünscht, sondern als akzeptiert und normal angesehen werden.

Der Beitrag wurde am 1.12.2021 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , , , veröffentlicht.
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