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Australien: Betr verstößt gegen verantwortungsbewusstes Glücksspiel

Es kommt immer wieder vor, dass sich Glücksspielunternehmen nicht an die Gesetze und bestimmte Regeln der Aufsichtsbehörde halten. Das geschieht meistens, wenn ein Unternehmen bereits etabliert ist. Manchmal ist es so, dass sich angemeldete Spieler beim Sperrregister eintragen und das Glücksspielunternehmen sendet trotzdem Werbung an diese Spieler. Beim australischen Sportwettenanbieter Betr hingegen ist es anders abgelaufen.

Vor einer Wand mit Datensätzen schwebt neben einem Gerichtshammer das Paragraphenzeichen.

Betr wird von der australischen Kommission vorgeworfen, die Regeln für verantwortungsbewusstes Glücksspiel nicht einzuhalten und unerlaubte Werbung zu betreiben. (©2541163/Pixabay)

Betr wurde vor dem Start auffällig

Beim Glücksspielunternehmen Betr handelt es sich um einen in Australien ansässigen Sportwettenanbieter, der ab letztem Jahr im Oktober sein Angebot präsentierte. Hierbei handelt es sich durchweg um Online-Sportwetten. Nun ist es völlig normal, dass ein neues Glücksspielunternehmen auf sich aufmerksam machen möchte. Das geschieht in der Regel über Werbung, was in der Tat auch erlaubt ist. Betr griff ebenfalls zu Werbemails, allerdings gingen diese an Personen, die im Sperrregister registriert sind. Werbung an solche Personen zu versenden ist definitiv auch in Australien nicht erlaubt. Darin sah die zuständige Aufsichtsbehörde NTRC einen Verstoß gegen den Kodex für verantwortungsbewusstes Glücksspiel.

Bei diesem Kodex geht es unter anderem darum, Schäden durch Glücksspiele zu minimieren. Wenn jedoch Werbung an gesperrte Spieler versandt wird, liegt das Ziel nicht darin, dass Schäden reduziert werden. Ebenfalls hatte die Behörde bei Betr festgestellt, dass das Unternehmen keine Verantwortung für sein Verhalten übernommen hat. So hat der Betr-Betreuer behauptet, dass das Unternehmen keine Information über gesperrte Spieler gehabt hätte. Laut Glücksspielaufsichtsbehörde jedoch wäre dem Unternehmen bereits am 5. Oktober 2022 eine entsprechende Liste mit gesperrten Spielern zugesandt worden. Aufgrund dessen, dass Betr erst am 12. Oktober sein Online-Portal öffnete, wäre ausreichend Zeit gewesen, diese Liste zu beachten.

Angeschriebene Spieler wären bekannt gewesen

Betr ist der Meinung, dass es keinesfalls gegen den Kodex verstoßen hätte, da zum Beispiel die Spieler bekannt gewesen wären. Aus diesem Grund sieht Betr die Kommunikation nicht als Direktwerbung an. Dieses Argument hat die Northern Territory Racing Commission allerdings zurückgewiesen. Das mag auch daran liegen, dass es sich unter anderem um Spieler von anderen Glücksspielunternehmen handelt. Zwar seien nicht alle dieser Spieler damals aktive Kunden gewesen, sondern teilweise ehemalige Kunden. Trotzdem haben die Glücksspielunternehmen, bei denen die angeschriebenen Personen Kunden sind oder waren, eine Beschwerde eingereicht. All das führte dazu, dass Betr vor seinem offiziellen Start eine Geldstrafe in Höhe von 75.000 Dollar erhielt.

Trotz dieser Geldstrafe hat der australische Sportwettenanbieter kurz nach seinem Start erneut Werbebotschaften verschickt. Diese Nachrichten wurden von einem anderen australischen Glücksspielunternehmen – Tabcorp – als höchst verzerrende Werbeangebote bezeichnet: Noch nicht registrierten Spielern wurden eine Quote von 100/1 angeboten, wenn sie auf ein Pferd im Melbourne Cup setzten. Einzige Voraussetzung für diese Quote war, dass die Neukunden weniger als 10 Dollar setzten.

Lizenz steht auf dem Spiel

Das aktuelle Urteil, das vom NTRC-Vorsitzenden Alastair Shield unterzeichnet wurde, stellt deutlich fest, dass die Aufsichtsbehörde von Betr enttäuscht ist. Immerhin hatte die Behörde dem Sportwettenanbieter klar und deutlich gesagt, dass bei weiteren Verstößen die Lizenz entzogen werden kann. Trotzdem wurden nach dem Festsetzen der Geldstrafe oben beschriebene Nachrichten als Neukundenangebote versandt. Die Tatsache, dass Betr ein neues Unternehmen ist, kann nicht beachtet werden. Die Begründung hierfür lautet: Der bei Betr angestellte Chief Executive besitzt ausreichend Erfahrung auf diesem Gebiet. Er wäre bereits bei anderen Online-Glücksspielunternehmen angestellt gewesen und hätte bei diesen Unternehmen den gleichen Beruf ausgeübt.

Hinzu kommt, dass es sich bei Betr um eine Tochtergesellschaft von News Corp handelt, das einen Anteil von 33 Prozent besitzt. Weitere Beteiligte sind Tekkorp Capital mit Sitz in den USA und BetMakers Technology Group aus Australien. Nachdem es sich um Unternehmen handelt, die Erfahrung in der Glücksspielbranche besitzen, wirkt das Argument eines neuen Unternehmens nicht. Deshalb wurde nicht nur Betr von der Aufsichtsbehörde angeschrieben, sondern auch deren Partner. Hierin wurde allen Unternehmen nahegelegt, sich an den Kodex für verantwortungsvolles Spielen zu halten. Die Behörde stellte zudem fest, dass alle Lizenznehmer für das Verhalten ihrer Tochtergesellschaften verantwortlich seien. Laut Urteil würde es kein gutes Licht auf die betroffenen Unternehmen werfen, wenn sie sich ihrer Verantwortung entziehen.

Betr wird von bekannten Persönlichkeiten geleitet

Die für die Leitung von Betr zuständigen Personen sind in der Glücksspielbranche nicht unbekannt. Es handelt sich um Tripp und Andrew Menz. Tripp war bereits bei der Gründung von Sportsbet und BetEast in Australien beteiligt. Sportsbet ist ein bekanntes Glücksspielunternehmen, das Online-Sportwetten anbietet. Hauptgebiet hierbei ist Australien, weshalb das Unternehmen seit 1993 eine Lizenz für Australien besitzt. Sportsbet ist zudem eine Tochtergesellschaft von Flutter, ein weltweit bekannter Glücksspielanbieter, der für sein hohes Maß an Spielersicherheit bekannt ist. Aus diesem Grund wird Flutter Entertainment immer wieder mit Zertifikaten und Auszeichnungen gekürt. Erst vor Kurzem hat Flutter von GamCare die bestmögliche Auszeichnung erhalten, und zwar für drei seiner Marken.

Mit ein Grund für diese Auszeichnung ist das von Flutter entwickelte Sicherheitsprogramm Triple Step, das insbesondere jüngere Spieler unter 25 Jahren einbezieht. Diese Personengruppe darf pro Monat nur 500 Pfund für Glücksspiele ausgeben. Damit soll eine Spielsucht verhindert werden. Erfahrungsgemäß besitzen jüngere Personen, die erst seit kurzer Zeit einer beruflichen Tätigkeit nachgehen, noch kein ausreichendes Verantwortungsbewusstsein. Deshalb liegt es sowohl den Gesetzgebern als auch den Glücksspielunternehmen am Herzen, diese Personen zu schützen.

Betr führte Übernahmegespräche mit PointsBet

Obwohl Betr bereits im letzten Jahr mit der Geldstrafe belegt wurde und eine Verwarnung erhielt, führte es im Dezember Gespräche mit dem Wettanbieter PointsBet. Im Mittelpunkt der Gespräche ging es um die Übernahme der lokalen Geschäfte von PointsBet. Hierfür wäre Betr bereit gewesen, 250 Millionen Dollar zu bezahlen. Ob Betr auch das Online-Portal von PointsBet übernehmen wollte, lässt sich den ehemaligen Medienberichten nicht entnehmen. PointsBet setzt auf ein anderes System, indem Punkte zum Zug kommen, die den Gewinn erhöhen oder entsprechend verringern. Nachdem es sich im Dezember nur um vorläufige Gespräche handelte, lässt sich über eine eventuelle Übernahme noch nichts sagen.

Der Beitrag wurde am 16.3.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern veröffentlicht.
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