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Großbritannien: Neue Studie informiert über Häufigkeit von Glücksspielwerbung

Die meisten Regierungen und auch die Aufsichtsbehörden der Länder sind sich darüber einig, dass Glücksspielwerbung zu Glücksspielschäden führen kann. Aus diesem Grund versuchen viele Länder, die Glücksspielwerbung einzuschränken oder gar komplett zu verbieten. Um die richtige Strategie zu finden, wurde in Großbritannien eine neue Studie durchgeführt. Diese sollte ermitteln, wie viel Glücksspielwerbung generell vorhanden ist – zum Beispiel während wichtiger Spiele.

Die Fahne des Fußballvereins West Ham von United weht im Wind.

West Ham United hat einen Sponsorenvertrag mit Betway, weshalb das Logo dieses Glücksspielunternehmens bei einer Spielübertragung am häufigsten zu sehen ist. (©jorono/Pixabay)

Werbetafeln werden bei den Spielen übertragen

Wie die Studie hervorbrachte, befinden sich in erster Linie Werbetafeln am Spielrand. Dass diese Werbetafeln bei einer Spielübertragung ebenfalls übertragen werden, ist an sich klar. Allerdings hat die Studie herausgefunden, dass die Werbetafeln teilweise alle zehn Sekunden sichtbar sind. Auf diesen Werbetafeln befindet sich natürlich nicht nur das Logo von Unternehmen, sondern auch von Glücksspielanbietern. Ob die Häufigkeit der Werbeeinblendung Absicht ist oder ob dies durch Zufall geschieht, lässt sich dem Bericht nicht entnehmen. Es ist durchaus denkbar, dass die Werbetafeln deshalb zu sehen sind, weil die Kamera aufgrund der Spielübertragung in diese Richtung schwenkt.

Experten sind darüber sehr besorgt, da nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche die Übertragung der Spiele sehen. Deshalb kann es durchaus passieren, dass diese zum ersten Mal mit Glücksspielen in Berührung kommen. Die Wohltätigkeitsorganisation The Big Step sieht diese Entwicklung ebenfalls als bedenklich an und fordert, dass Glücksspielwerbung komplett aus dem Fußball verschwinden soll. Ein Sprecher dieser Organisation nannte die aktuelle Situation als Schande und geht davon aus, dass Fußballvereine immer noch nicht die Verbindung zwischen Glücksspielen und Sucht sowie den daraus resultierenden finanziellen Folgen nicht ausreichend zu schätzen wissen.

Vereinbarung bezüglich Trikots reicht nicht aus

Die Mitglieder der Premier League boten einen Kompromiss an und hatten dieses Jahr gemeinsam vereinbart, dass Logos von Glücksspielunternehmen von der Vorderseite der Trikots verschwinden sollen. Das wäre dem soeben erwähnten Wohltätigkeitsverein nicht genug. Immerhin würde es kaum einen Erfolg bringen, wenn zwar auf den Trikots keine Werbung mehr zu sehen sei, aber weiterhin auf Plakaten. Schließlich werden diese im Laufe eines Fußballspiels sehr häufig übertragen. Deshalb fordert die Organisation, dass die Regierung einschreitet und solch eine Werbung grundsätzlich verbietet. Hierfür gibt es einen weiteren Grund: Neun aller Premier-League-Teams haben ein Glücksspielunternehmen als Sponsor und tragen aus diesem Grund das Logo dieser Glücksspielunternehmen auf ihren Trikots. Es geht jedoch noch weiter:

Obwohl es in Großbritannien in ein paar Jahren nicht mehr möglich sein soll, dass beliebte und bekannte Sportvereine einen Vertrag mit Glücksspielanbietern als Sponsor eingehen, haben dies trotzdem bekannte Teams gemacht. Ein Beispiel hierfür ist Aston Villa, ein Verein, der Medien zufolge mit einem Glücksspielunternehmen einen neuen Vertrag abgeschlossen hat. Abgesehen davon, dass die Vereine selbst weiterhin mit Glücksspielunternehmen zusammenarbeiten, gibt es auch unter den Spielern das Problem, dass sich diese mit Glücksspielen beschäftigen. So kam es in letzter Zeit immer wieder vor, dass ein Spieler gesperrt oder zumindest abgemahnt wurde. So wurde beispielsweise Ivan Toney für acht Monate vom Spiel ausgeschlossen, nachdem er unter anderem Wetten auf die Spiele gesetzt hatte, an denen er selbst teilnahm.

Studie deckt weitere Details auf

Die aktuelle Studie sollte sich nicht nur damit beschäftigen, ob Glücksspielwerbung aufgrund von Plakaten und Bannern im Stadion überhaupt zu sehen ist. Es wurde auch ermittelt, welche Glücksspielanbieter am häufigsten zu sehen sind und welche weiteren Unternehmen dank der Übertragung der Spiele auf sich selbst aufmerksam machen. So kam unter anderem als Ergebnis heraus, dass der Glücksspielkonzern Betway mit 31 Prozent am häufigsten zu sehen war. Kurz dahinter befindet sich das Krypto-Glücksspielunternehmen Stake, das immerhin 28 Prozent aller Werbung für sich vereinnahmt. FBS nahm die Spitze aller ermittelten Finanzhandelslogos ein.

Allerdings wird von der Studie nicht nur moniert, dass überhaupt so viel Glücksspielwerbung zu sehen ist. Es wird vor allem kritisiert, dass nur eine geringe Anzahl an Glücksspielunternehmen auf die Risiken aufmerksam machen, die von der Glücksspielwerbung im Allgemeinen ausgeht. Lediglich bei 4,4 Prozent aller Werbeaktionen wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es bezüglich des Glücksspiels auch gewisse Risiken gibt. Angesicht dessen, dass pro Spiel mehr als 3.000 mal ein Logo auftaucht, wird es von den Experten als bedenklich angesehen, dass der Hinweis auf Risiken fehlt. An einer neuen Glücksspielreform für Großbritannien wird momentan noch gearbeitet. Hinzu kommt, dass es kein aktuelles Problem ist, wenn generell so oft ein Logo eines Glücksspielunternehmens gesehen wird. Um zu ermitteln, welche Sportvereine die größten Risiken liefern, hat die Studie auch ermittelt, bei welchen Spielen die meisten Werbeeinblendungen zustande kamen. Das liegt natürlich daran, ob ein am Spiel beteiligtes Team einen Sponsorenvertrag mit einem Glücksspielkonzern besitzt.

Teilweise war alle 16 Sekunden ein Logo zu sehen

Die Studie wurde von Psychologen durchgeführt, die an vier verschiedenen Universitäten arbeiten. Alle an der Studie beteiligten Experten haben herausgefunden, dass im Spiel zwischen West Ham und Chelsea am häufigsten eine Werbung für Glücksspiele zu sehen war. Das lag daran, dass West Ham einen Vertrag mit Betway hat. Aus diesem Grund hat dieser Konzern sein eigenes Logo rund um das Heimatstadion von West Ham anbringen lassen. Nachdem es sich bei besagtem Spiel um ein Heimspiel handelte, war das Logo dementsprechend häufig zu sehen, und zwar mehr als 3.500 mal. Es wurde jedoch auch ein Spiel ermittelt, bei dem am seltensten ein Glücksspiellogo zu sehen war: Beim Spiel Arsenal gegen Nottingham war ein Glücksspiellogo nur 219 mal zu sehen.

Allerdings handelt es sich nicht um ein akutes Problem, da eine frühere Studie bereits zu einem ähnlichen Ergebnis kam. Dieser Studie zufolge war ein Glücksspiellogo ungefähr 700 mal pro Spiel zu sehen. Damals wurde jedoch jedes Logo nur einmal gezählt, auch wenn es öfter zu sehen war. Wird diese Tatsache berücksichtigt, scheint sich nicht viel geändert zu haben. Deshalb stellen sich Experten zu Recht die Frage, wieviel Sinn es macht, wenn in Zukunft die Logos der Glücksspielunternehmen nicht mehr auf den Trikots angebracht werden, wenn die Logos trotzdem dermaßen oft zu sehen sind.

Der Beitrag wurde am 8.8.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
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