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Großbritannien nimmt erneut Bonitätsprüfung in den Fokus

Es gibt viele Möglichkeiten, ein problematisches Glücksspiel zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Aus diesem Grund sind alle Länder sehr kreativ, um die Spielersicherheit zu erhöhen. Werden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, so würde sich eine Glücksspielsucht verringern. So denken zumindest die Regierungen. Großbritannien hatte schon mal überlegt, eine Bonitätsprüfung der Spieler vorzunehmen. Nun wird erneut über diese Möglichkeit diskutiert. Allerdings stellen sich sowohl die britischen Spieler als auch der britische Glücksspielverband gegen diese Idee.

Auf einem Smartphone liegen mehrere zusammengerollte 100-Euro-Scheine.

er BGC warnt vor der Idee, in Großbritannien eine pauschale Bonitätsprüfung ins Gesetz zu übernehmen. Damit besteht die Gefahr, dass die Spieler zu illegalen Anbietern abwandern. (©fotoblend/Pixabay)

Britische Spieler wurden zu neuen Maßnahmen befragt

Im letzten Jahr wurde vom TV-Sender Racing TV eine Umfrage gestartet. Diese wurde bei 2.000 Glücksspielern in Großbritannien durchgeführt. Das Hauptthema war die angedachte Bonitätsprüfung, die jedoch nur 5 Prozent gut fanden. Die restlichen 95 Prozent lehnen eine Bonitätsprüfung aus gutem Grund ab: Sie möchten keine Kontoauszüge an die Glücksspielanbieter herausgeben. Die auf den Kontoauszügen befindlichen Daten würde die Glücksspielanbieter nichts angehen.

Zugleich jedoch wären 74 Prozent mit einer Bonitätsprüfung einverstanden, wenn es sich um Spieler mit einer Spielsucht handelt. Allerdings könnten sie sich auch eine Bonitätsprüfung vorstellen, wenn die Spieler lediglich ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Spielsucht haben, aber solch eine noch nicht entwickelt haben. Es gab jedoch ein weiteres Thema, das über die Umfrage abgefragt wurde: Die Beschränkung von Wetteinsätzen. Hiergegen stimmten 88 Prozent – sie wünschen sich in diesem Bereich keine Einmischung durch die Regierung.

YouGov Studie ermittelt ähnliches Ergebnis

Eine von YouGov durchgeführte Studie brachte ein ähnliches Ergebnis zustande: 84 Prozent aller befragten Spieler sprechen sich weiterhin gegen eine Bonitätsprüfung aus. Über die Befragung kam ein weiteres Ergebnis zustande. Viele Spieler gaben zu, dass sie eine per Gesetz bestimmte Bonitätsprüfung nicht akzeptieren und in diesem Falle zu illegalen Glücksspielangeboten greifen würden. Experten zufolge würde es so nicht nur zu einer Zunahme von illegalen Angeboten kommen. Es müsse auch mit einer Zunahme von Spielsucht gerechnet werden.

Exakt das möchte die Regierung jedoch verhindern und hat aus diesem Grund bereits mehrmals die Spielerschutzmaßnahmen verschärft. Das hatte bisher auch Erfolg, denn den neuesten Zahlen zufolge sind 0,3 Prozent der britischen Bevölkerung als Problemspieler zu betrachten. Auch in diesem Bereich haben Experten eine Erklärung: Die britischen Spieler würden freiwillig die angebotenen Schutzmaßnahmen nutzen und aus diesem Grund keine Spielsucht entwickeln. Diese bisherige Entwicklung darf nicht unterbrochen werden, weshalb auch die UKGC der Meinung ist, dass eine Bonitätsprüfung nicht generell bei allen Spielern angewandt werden soll. Nur Problemspieler sollten sich solch einer Prüfung unterziehen.

Britischer Glücksspielverband warnt vor Bonitätsprüfung

Die YouGov Studie wurde im Auftrag des britischen Glücksspielverbandes durchgeführt, und zwar bereits im März vergangenen Jahres. Nachdem die neue Umfrage erst Ende des Jahres stattfand, zeigen die Spieler eindeutig, dass sie ihre Meinung nicht geändert haben. Aus diesem Grund warnt der britische Glücksspielverband davor, eine Bonitätsprüfung ins Gesetz aufzunehmen. Die Spieler hätten klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass sie zu illegalen Online Casinos abwandern würden. Das wäre genau das Gegenteil von dem, was die britische Regierung plant: Die Spielersicherheit erhöhen und neue Fälle von Spielsucht verhindern.

Deshalb ist der britische Glücksspielverband der Meinung, dass die Regierung keine Bonitätsprüfung in das Gesetz aufnehmen soll und darf. Ansonsten wäre zu erwarten, dass die Spieler das umsetzen, was sie angedroht haben. Als Folge hiervon empfiehlt der britische Glücksspielverband, dass sich die Regierung für andere Maßnahmen entscheidet. Detaillierte Vorschläge hat der BGC jedoch nicht verraten. Er verweist lediglich auf fortschrittliche Technologien, die eine Spielsucht im Keim ersticken könnten. Somit ist laut BGC Prävention besonders wichtig.

Trotzdem ist der BGC nicht komplett gegen eine Bonitätsprüfung. Er sieht es ähnlich wie die befragten Spieler und bietet an, dass die Prüfung nur bei gefährdeten Spielern durchgeführt wird.

Lizenzierte Betreiber würden Spieler selbst schützen

Der BGC gab in einer öffentlichen Stellungnahme zu bedenken, dass lizenzierte Glücksspielbetreiber von sich aus die Spieler schützen würden. Sie würden erkennen, wenn sich ein problematisches Spielen abzeichnet und werden mit den Spielern in Kontakt treten. Das trifft auf illegale Anbieter nicht zu. Mit dieser Aussage verstärkt der britische Glücksspielverband seine Befürchtung, dass die Spieler bei einer pauschalen Bonitätsprüfung auf illegale Wett- und Glücksspielangebote ausweichen.

Im gleichen Zug machte der BGC klar, dass die Regierung einen guten Mittelweg finden muss, mit dem sowohl die Schwachen geschützt, aber die verantwortungsvollen Spieler nicht zum illegalen Spielen getrieben werden. So haben bereits im letzten Jahr 460.000 Spieler zu illegalen Angeboten gegriffen. Diese Zahl darf keinesfalls erhöht werden. Stattdessen muss der bisherige Trend bewahrt bleiben: Die Anzahl der Spielsüchtigen geht kontinuierlich zurück.

Glücksspieltools werden freiwillig genutzt

Der britische Glücksspielverband hat zudem festgestellt, dass die meisten Spieler freiwillig die von den lizenzierten Anbietern genutzten Tools verwenden. Zu diesen zählt zum Beispiel das Festsetzen eigener Limits. Somit entscheiden die Spieler selbst, wie viel sie setzen möchten und was sie sich leisten können. Das mag auch ein Grund sein, weshalb die Spieler hier kein Einmischen der Regierung befürworten. Sie möchten immer selbst entscheiden, was sie sich leisten können und was nicht.

Weitere Vorschriften, die zur Erhöhung der Spielersicherheit führen, sind nur bei legalen Glücksspielanbietern gegeben. Nur diese würden laut BGC eine Altersüberprüfung durchführen und nur Erwachsenen Personen ein Spielerkonto erlauben. Würde es zur allgemeinen Bonitätsprüfung kommen und würden aus diesem Grund viele Spieler abwandern, würde es zu einer Verringerung der Spielersicherheit kommen. Das liegt allein daran, dass die illegalen Online Casinos und Buchmacher die Tools der lizenzierten Glücksspielkonzerne nicht anbieten.

Noch kann nicht abgeschätzt werden, wie sich die britische Regierung entscheidet und ob sie die Meinung der Spieler und des BGCs beherzigt. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Regierung das aktuelle Glücksspielgesetz überarbeitet hat und bis neue Vorschriften gültig sind.

Der Beitrag wurde am 28.1.2022 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , , , veröffentlicht.
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