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Blühender Schwarzmarkt: Hunderte illegale Wettseiten trotz GGL-Aufsicht

Seit mehr als einem Jahr ist die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder tätig, doch die Bilanz ist ernüchternd. Legale Online Wettanbieter verzeichnen einen Umsatzrückgang und warnen vor einem erstarkenden Schwarzmarkt, den eigentlich die Behörde unter Kontrolle halten sollte. Die Existenz von über 800 illegalen Wettseiten trotz staatlicher Aufsicht wirft Fragen zur Effektivität der Glücksspielregulierung und Legalisierung auf.

Mann vor Computerbildschirm - Erstellt mit AI durch Betrugstest Prompt.

In Deutschland existieren hunderte illegale Wettseiten im Internet. Legale Wettanbieter fühlen sich durch die deutsche Glücksspielregulierung benachteiligt.

Die Lage der Sportwetten in Deutschland

Nach langem Ringen haben sich die Bundesländer im Jahr 2021 darauf verständigt, den deutschen Online Wettmarkt zu öffnen und die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ins Leben zu rufen. Diese Behörde, ansässig in Halle/Saale, übernimmt unter anderem die Regulierung und Überwachung aller legalen Glücksspiele im Internet, einschließlich der Frage, “Sind Online Casinos in Deutschland legal?“. Sie erteilt Lizenzen für legales Glücksspiel und kämpft gegen illegale Anbieter.

Ein zentrales Anliegen ist der Spielerschutz: Durch Anmeldepflicht und das Aufsichtssystem LUGAS wird sichergestellt, dass kein Spieler mehr als 1.000 Euro monatlich verspielt. LUGAS verhindert außerdem, dass Spieler bei mehreren Glücksspielangeboten gleichzeitig aktiv sein können. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, ein sicheres und reguliertes Umfeld zu schaffen und den Schwarzmarkt weniger attraktiv zu machen. Die Praxis zeigt jedoch, nicht nur aus der Sicht der Anbieter von Online Sportwetten, dass die Umsetzung dieser Ziele scheinbar nicht so gelingt wie geplant.

Abwanderung in den Schwarzmarkt?

Wie die Schwäbische berichtet, zeigte der Branchenverband DSWV zu Beginn große Begeisterung für die Einrichtung der GGL und würdigt deren Bemühungen bis heute, wenn auch mit Einschränkungen. Die realen Geschäftsergebnisse bleiben jedoch hinter den Erwartungen zurück, was der DSWV teilweise auf die Arbeit der GGL zurückführt.

Als dominantes Segment im Online Glücksspielmarkt verzeichneten Sportwetten bei legalen Wettanbietern in Deutschland einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro im letzten Jahr, was einen Rückgang von 6% gegenüber dem Vorjahr und 18% weniger als im Jahr 2021 darstellt.

„Es ist ein Trugschluss, dass weniger gewettet werde. […] Wir denken, dass die Spieler in den Schwarzmarkt abgedriftet sind.“ – DSWV-Präsident Mathias Dahms

Laut Dahms neigen Spieler auf dem Schwarzmarkt dazu, mehr Geld einzusetzen. Dahms fordert eine intensivere Bekämpfung des Schwarzmarktes und eine Stärkung legaler Angebote durch die GGL, was zu deren Hauptaufgaben zählt.

Anbieter beklagen Einschränkungen

Die Anbieter von Sportwetten wünschen sich vor allem eine Erweiterung ihres Sortiments, um ihre Geschäftslage zu verbessern und besondere Wetten anzubieten. DSWV-Präsident Dahms argumentiert, dass ein umfangreiches und attraktives Angebot grundlegend für wirksamen Spielerschutz sei. Er vergleicht die Situation mit der Auswahl in einem Supermarkt, wo Kunden Vielfalt schätzen, auch wenn sie meist die gleichen Produkte wählen. Ein limitiertes legales Angebot könnte Spieler zum illegalen Markt hinziehen.

Die GGL hält dagegen, dass aktuell in Deutschland eine große Bandbreite von über hunderttausend Sportwetten legal angeboten werden kann, was eine große Anzahl ist. Die Funktionen der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder umfassen unter anderem die Regulierung und Überwachung aller legalen Glücksspiele im Internet, einschließlich der Lizenzierung von legalem Glücksspiel und der Bekämpfung illegaler Anbieter. Die Mehrheit der Einsätze erfolgt laut der Behörde in beliebten Sportarten wie Fußball, Basketball und Handball, speziell auf bekannte europäische Ligen.

Weniger Hauptstream-Sportarten wie Tennis, Surfen und Fechten ziehen ebenfalls Interesse, allerdings in geringerem Maße. Laut GGL befindet sich der legale Markt in einer Phase der Konsolidierung und zeichnet sich durch eine lebhafte Dynamik aus, mit einigen Anbietern, die sich zurückziehen, und neuen, die dazukommen.

Stellungnahme der GGL

Die GGL weist darauf hin, dass die Wetteinsätze stark von Großereignissen wie der EM oder WM beeinflusst werden, zusätzlich zur Performance der deutschen Nationalmannschaft und erfolgreichen Fußballclubs. Ein bevorstehendes Großevent im eigenen Land könnte daher einen positiven Effekt auf die Wettbranche haben.

„Die Entwicklung der Spieleinsätze hängt zudem immer auch von der Anzahl der angebotenen Großveranstaltungen wie EM oder WM ab, aber auch von der Leistung der deutschen Nationalmannschaft und der erfolgreichen Klubs, insbesondere im Fußball.“ – GGL

Erfolge im Kampf gegen illegales Glücksspiel werden von der GGL gemeldet, vor allem durch das Blockieren von Zahlungen. Allerdings stößt die Behörde bei der Sperrung von Internetseiten auf rechtliche Unsicherheiten bezüglich der Verpflichtung von Internetprovidern, illegale Glücksspielangebote zu entfernen.

Zusätzlich zur Schwierigkeit, das legale Angebot attraktiver zu gestalten, sieht sich die GGL mit weiteren Problemen konfrontiert, insbesondere beim Versuch, Internetseiten über IP-Blocking zu sperren. Die Behörde strebte an, führende Internetprovider durch gerichtliche Maßnahmen dazu zu verpflichten, den Zugang zu illegalen Glücksspielseiten zu unterbinden. Allerdings bleibt die rechtliche Lage, ob Internetanbieter zu solchen Maßnahmen gezwungen werden können, bisher ungeklärt.

Laut GGL ist der Schwarzmarkt nicht sehr groß

Die GGL sieht den Schwarzmarkt im Vergleich zum regulierten Markt als relativ klein an, mit einem geschätzten Volumen von 300 bis 500 Millionen Euro gegenüber den möglichen 14 Milliarden Euro des legalen Marktes. Im November listete die Behörde zwischen 800 und 900 illegale Glücksspielseiten auf.

„Legale Anbieter müssen umfangreiche Lizenzierungsanforderungen erfüllen und strenge Regeln des Spielerschutzes umsetzen.“ – GGL

Die GGL äußert Bedenken bezüglich der Unterstützung durch Staatsanwaltschaften und erwähnt eine geplante Gesetzesänderung, die ihre Fähigkeit einschränkt, bei Verdacht auf illegales Glücksspiel Strafanzeigen zu stellen. Die Behörde und die Branche führen konstruktive Gespräche, trotz unterschiedlicher Sichtweisen auf die Auswirkungen der Regulierung auf die Umsätze der legalen Anbieter.

Der Beitrag wurde am 5.3.2024 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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