Spezialermittlern aus Baden-Württemberg ist ein Hieb gegen organisierte Kriminalität im Netz gelungen. Mit einem Zugriff schalteten sie mehr als 1.400 betrügerische Websites ab, die ahnungslose Anleger mit dem Versprechen auf hohe Gewinne in die Falle locken sollten. Hinter den professionell wirkenden Auftritten verbarg sich ein System für Cybertrading-Betrug.
Ermittler ziehen bei über 1.400 Fake-Investment-Seiten den Stecker. Statt in die Kostenfalle führen die Domains nun direkt zu einer Warnmeldung der Polizei.
- Ermittler in Baden-Württemberg schalten mehr als 1.400 betrügerische Investment-Seiten ab.
- Statt auf Lockangebote stoßen Besucher der gesperrten Domains nun auf eine offizielle Warnseite der Polizei.
- Aktion „Herakles“ gilt als empfindlicher Hieb gegen international organisiertes Verbrechen und verhindert weitere Millionenschäden.
So zogen die Täter Anleger über den Tisch
Die Methode der Täter war auf den ersten Blick kaum zu durchschauen. Sie lockten ihre Opfer auf Internetseiten, die echten Handelsplattformen zum Verwechseln ähnlich sahen. Dort konnten Nutzer ein Konto eröffnen und mit dem Handel von Finanzprodukten beginnen. Zunächst wurden meist kleine Summen eingezahlt. Auf den gefälschten Konten erschienen daraufhin schnell hohe, aber fiktive Gewinne, um Vertrauen aufzubauen.
Dann übernahmen sogenannte betrügerische Broker. Aus Callcentern im Ausland bauten sie persönlichen Kontakt zu den Anlegern auf. Sie überredeten die Geschädigten mit großem psychologischem Druck zu immer höheren Einzahlungen. Wer versuchte, sein Geld auszuzahlen, wurde hingehalten oder der Kontakt brach plötzlich ab. Das investierte Geld sahen die Opfer nie wieder, denn es wurde zu keinem Zeitpunkt wirklich am Kapitalmarkt angelegt.
Gegenschlag der Ermittler: Operation „Herakles“
Der massive Schlag gegen die Betrüger war kein Zufallstreffer, sondern das Ergebnis der monatelangen Operation „Herakles“. Der Name, eine Anlehnung an die mythologische Gestalt, verdeutlicht die gewaltige Aufgabe, vor der die Behörden standen. Ermittler hatten über einen langen Zeitraum die international verknüpften Netzwerke der Täter durchleuchtet.
Das Hauptziel war dabei weitreichender als das bloße Sperren einzelner Adressen. Es ging darum, die gesamte technische Infrastruktur der Kriminellen zu zerschlagen und dem Betrugsmodell so die Grundlage zu entziehen. Dieser strategische Ansatz sollte die Täter entscheidend schwächen.
Behörden gehen Hand in Hand
Möglich wurde der Erfolg durch die enge Zusammenarbeit spezialisierter Behörden. Federführend agierte das Cybercrime-Zentrum der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Eine wichtige Rolle übernahm auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, die viele der verdächtigen Domains aufspürte.
Da die Täter international vernetzt sind und oft aus dem Ausland handeln, war die Kooperation mit Europol sowie bulgarischen Strafverfolgungsbehörden für den Zugriff notwendig. Nur durch dieses Zusammenspiel konnten die Ermittler schlagkräftig vorgehen.
Umleitung statt Betrug
Die Ermittler wählten einen besonderen Weg, um die Seiten vom Netz zu nehmen. Anstatt die Domains einfach zu löschen, wurden sie beschlagnahmt. Wer eine der betroffenen Adressen aufruft, landet nun nicht mehr bei den Betrügern, sondern auf einer offiziellen Warnseite der Polizei.
Wie groß die Reichweite des Betrugsnetzwerks war, zeigen die Zugriffszahlen. Seit der Übernahme der Seiten am 3. Oktober verzeichneten die Behörden knapp 900.000 Aufrufe. Jeder dieser Klicks steht für einen potenziellen neuen Geschädigten, der durch den Eingriff unmittelbar geschützt wurde.
„Den Cyberkriminellen den Saft abgedreht“: Politik sieht Erfolg als klares Signal
Auch die Politik bewertete den Erfolg als klares Signal. Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) betonte bereits im Juli diesen Jahres, als ein ähnliches Vorgehen gegen rund 796 Seiten glückte:
„Unsere Sicherheitsbehörden kommen Cyberkriminellen auch noch im letzten Winkel des Netzes auf die Spur. […] Unser Vorgehen wirkt.“
Das Verfahren zeige, dass das Netz kein rechtsfreier Raum sei und Gesetze auch dort konsequent durchgesetzt werden. Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) lobte die reibungslose Kooperation. Der Einsatz mache deutlich, was möglich sei, wenn Justiz, Polizei und Aufsichtsbehörden eng zusammenarbeiten.
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