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Niederlage für Tipster: MGA entzieht Lizenz

Wir haben bereits darüber berichtet, dass sich Tipster in finanziellen Schwierigkeiten befindet und dass aus diesem Grund ein Insolvenzverfahren läuft. Aufgrund gewisser Vorkommnisse hat Tipster die Lizenz für Deutschland verloren. Nun zieht die maltesische Aufsichtsbehörde nach und hat Tipster ebenfalls die Lizenz entzogen. Wir berichten nun über alle neuen Entwicklungen und die Hintergründe hierzu.

Valetta – die Hauptstadt Maltas.

In Valetta sitzt die maltesische Glücksspielbehörde MGA, die nun ebenfalls Tipster die Lizenz entzogen hat. Als Begründung wird das Insolvenzverfahren bezeichnet, weshalb Tipster nicht mehr die erforderliche Sicherheit für die Spieler bieten würde. (©Dakom/Pixabay)

Gründe für den Lizenzentzug

Fühlt sich die maltesische Aufsichtsbehörde dazu veranlasst, einem Glücksspielunternehmen die Lizenz zu entziehen, dann müssen gravierende Gründe vorhanden sein. In der Regel müsste sich ein Glücksspielanbieter nicht an die Bedingungen für die Lizenz halten und somit die Spielersicherheit gefährden. Ein weiterer denkbarer Grund liegt darin, dass Geldwäsche ermöglicht wurde. All das sind verständliche Gründe, einem Glücksspielunternehmen die Lizenz zu entziehen. Bezüglich Tipster sieht es jedoch etwas anders aus: In Medien gibt die MGA bekannt, dass sie deshalb die Lizenz entzieht, weil Tipster aufgelöst werden könnte. Das wäre auch ein verständlicher Grund: Gibt es ein Unternehmen nicht mehr, benötigt es auch keine Lizenz.

Allerdings lassen die Berichte über den Vorfall den Schluss zu, dass dies nicht der einzige Grund ist. Immerhin gibt die MGA zu, dass sich Tipster gegen die Entscheidung des Lizenzentzugs wehren kann. Dem Unternehmen steht die Möglichkeit zu, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen. Ob dies Tipster in Anspruch nehmen wird oder nicht, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Tatsache ist jedoch, dass Tipster seit Ende Juni keine Glücksspiele mehr anbieten darf. Das gilt für die Länder, für die die maltesische Lizenz gültig ist. Als Grund für das Verbot, keine Glücksspiele mehr anbieten zu dürfen, nennt die MGA, dass Tipster nicht mehr in der Lage wäre, die Spielersicherheit zu gewährleisten.

Kunden müssen auf Konto zugreifen können

Obwohl es nicht mehr möglich ist, bei Tipster Wetten zu platzieren, dürfen die Kundenkonten noch nicht gelöscht werden. Das liegt daran, dass die Kunden noch die Möglichkeit besitzen müssen, auf ihr Konto zuzugreifen. Immerhin könnte ein Spieler einen Gewinn erspielt haben, der sich noch auf seinem Konto befindet. Dann muss der Kunde das Recht haben, diesen Gewinn auszahlen zu lassen. Inwiefern dies aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten noch möglich ist, lässt sich ebenfalls nicht erkennen. Zu Beginn des Insolvenzverfahrens wurde bekannt gegeben, dass dieses lediglich eine Tochtergesellschaft, und zwar die Tipster Service GmbH betrifft. Hierbei handelt es sich um ein Unternehmen, das für die Entwicklung der notwendigen Glücksspielsoftware zuständig war. Im damaligen Pressebericht stand eindeutig, dass sich das Insolvenzverfahren nicht auf die Mitarbeiter auswirken würde.

Nachdem nun die Lizenz entzogen wurde und das Unternehmen keine weiteren Glücksspiele mehr anbieten darf, stellt sich natürlich eine besondere Frage: Wird das Unternehmen aufgelöst? Hat die MGA recht, dass das Unternehmen bald nicht mehr besteht und wurde deshalb vorsorglich die Lizenz entzogen? Oder liegt es an den Untersuchungen, die bereits im Mai begonnen hatten? Damals wurden mehrere Geschäftsräume von Tipster untersucht, wobei es auch zu einigen Verhaftungen kam. Die Untersuchungen wurden jedoch nicht nur in Deutschland, sondern auch in Malta vollzogen. Eine Folge hiervon war, dass die Deutsche Glücksspielbehörde Tipster die Lizenz entzog. Der Grund lag in dem Ergebnis, das die Untersuchungen ergaben.

Steuerhinterziehung bei Tipster

Die Deutsche Glücksspielbehörde GGL hat die gleiche Entscheidung getroffen wie nun MGA und hat hierbei die gleiche Begründung angegeben: Tipster würde die notwendige Spielersicherheit nicht mehr gewährleisten. Bei den Untersuchungen, die öffentlich als Razzien bezeichnet wurden, kam Folgendes heraus: Tipster hat Einnahmen von mehreren Millionen Euro verheimlicht und dem Finanzamt nicht gemeldet. Das erzielte das Unternehmen, indem zwei Buchhaltungen installiert wurden. Eine dieser Buchhaltung wurde offiziell geführt und die zweite wurde nicht gemeldet. Für diese Idee war es notwendig, die vor Ort nutzbaren Geräte an diese beiden Buchhaltungen anzuschließen. Somit wurden automatisch die Einnahmen einiger Geräte dem Finanzamt gemeldet und die Einnahmen anderer Geräte wurden nicht gemeldet.

Zugleich jedoch wurde Tipster beschuldigt, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Aus diesem Grund kam es dazu, dass im Rahmen der Untersuchungen sechs Personen verhaftet wurden. Über den weiteren Verlauf wurde bislang noch nichts veröffentlicht. Es wurde lediglich die Information veröffentlicht, dass der für das Insolvenzverfahren bestellte Verwalter gegen die Entscheidung des Lizenzentzugs durch die GGL Klage eingereicht hat. Deshalb könnte es auch in den nächsten Wochen einige neue Medienberichte geben, die über den aktuellen Verlauf informieren. Bis dahin jedoch bleiben definitiv alle Wettbüros vor Ort geschlossen und die Website bleibt offline.

Eine kleine Geschichte über Tipster

Im Vergleich zu anderen Glücksspielanbietern ist Tipster relativ jung. Dieses Unternehmen wurde im Jahr 2010 gegründet, und zwar auf Malta. Allerdings wurde die Lizenz für das Anbieten von Sportwetten erst im Jahr 2011 vergeben. Interessant an der Geschichte von Tipster ist, dass dieser Konzern von Beginn an erfolgreich war. Das mag daran liegen, dass die Gründer mit Tipster kein Neuland betraten, sondern bereits Erfahrungen im Sportwettenbereich besaßen: Die Gründer von Tipster hatten im Jahr 2005 eine Live-Wette kreiert, die inzwischen fast jeder Sportwettenanbieter in sein Sortiment aufnahm. Es handelt sich um die 0:0 Wette. Eigenen Angaben zufolge ist Tipster deshalb beliebt, da es innerhalb von Sekunden die Quoten ändert – natürlich bei laufenden Spielen. Damit würde sich Tipster von der Konkurrenz abheben.

Wie viele Mitarbeiter arbeiten bei Tipster?

Tipster soll 200 Mitarbeiter beschäftigt haben, zusätzlich gibt es 3.000 sogenannte Spielbeobachter, die auf jedem Kontinent anzutreffen sind. Diese sind dafür zuständig, dass die Quoten in Sekundenschnelle angepasst werden. Zugleich gewährleisten sie die Qualität der Plattform, über die Wetten platziert werden. Inwiefern alle Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen sind und ob das Unternehmen saniert werden kann, wird erst die nahe Zukunft zeigen. Der Entzug der maltesischen Lizenz wird mit Sicherheit nicht dazu beitragen, dass sich Tipster schnell saniert und bald allen Spielern wieder zur Verfügung stehen wird.

Der Beitrag wurde am 3.8.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
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