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Portugal: Tagsüber keine Glücksspielwerbung mehr

Europas Länder reagieren individuell, um den Spielerschutz im eigenen Land zu erhöhen. Während einige das Einsatzlimit nach unten korrigieren, versuchen andere Länder, das Glücksspiel über ein Verbot von Werbung sicherer zu machen. Diese Entscheidung liegt nun auch in Portugal vor: Es soll tagsüber keine Glücksspielwerbung mehr geben.

Links liegen zwei Karten und drei Stapel mit Chips – daneben steht ein Mann, der die Dinge betrachtet.

Über die Möglichkeiten von Online Glücksspielen dürfen Glücksspielkonzerne in Portugal tagsüber nicht mehr informieren. (©mohamed_hassan/Pixabay)

Parlament diskutiert über vier Vorschläge

Portugal scheint sich bezüglich der Glücksspielwerbung einig zu sein: Dem Parlament wurden vier verschiedene Vorschläge vorgelegt, die allesamt ein Verbot von Glücksspielwerbung vorsieht. Die Vorschläge wurden von folgenden Vereinen und Organisationen abgegeben:

  • Parteienbündnis Bloco de Esquerda
  • Partei PCP
  • PAN (Natur- und Tierschutz)
  • Abgeordnete Cristina Rodrigues

In allen Vorschlägen ist ein Verbot von Glücksspielwerbung vorgesehen. Interessanterweise haben alle das Verbot für den Tag vorgeschlagen – nachts ist Werbung weiterhin erlaubt. Inbegriffen soll nicht nur Werbung für Casinospiele, sondern auch für Sportwetten sein. Bei einigen der Vorschläge wurden auch Sofortlotterien und Rubbellose einbezogen.

In erster Linie soll das Werbeverbot für Online Casinos per Gesetz verabschiedet werden. Damit soll der bisherigen Empfehlung für diese Branche Gesetzeskraft verliehen werden – so die Worte der Partei Bloco de Esquera. Mit einem reinen Werbeverbot wäre die Partei jedoch nicht zufrieden. Sie möchte, dass in Zukunft die Glücksspielwerbung eine Warnung enthält. Bei jeder Werbung soll darauf hingewiesen werden, dass Glücksspiel süchtig machen kann. So wie es derzeit auch bei der Tabakwerbung aussieht. Schließlich enthält auch diese den Hinweis, dass Rauchen gesundheitsgefährdend ist.

Sponsorverbot liegt in Portugal schon länger vor

Profisportler und Profivereine arbeiten seit langer Zeit mit Sponsoren zusammen. Diese dürfen gegen ein hohes Entgelt ihr Logo auf die Trikots der Spieler setzen. Ebenfalls möglich ist es, den Schriftzug des Sponsors auf Bannern zu drucken und diese in Stadien aufzuhängen. Solch eine Werbung ist für die Sponsoren sehr interessant, da sie nicht nur von den Zuschauern im Stadion gesehen werden, sondern auch bei der TV-Übertragung. Deshalb sind die Sponsoren auch bereit, eine hohe Summe für diese Art von Werbung zu bezahlen.

Damit ist in Portugal jedoch seit längerer Zeit Schluss, zumindest für Glücksspielanbieter. Diese dürfen ihre Werbung nicht mehr auf Trikots und Bannern veröffentlichen. Hierdurch verlieren die Sportvereine eine hohe Summe, die in ihrer jährlichen Budgetplanung einen festen Platz hatten. Aber auch die Glücksspielkonzerne verlieren aufgrund der verlorenen Werbemöglichkeit Einnahmen. Wer keine Werbung mehr sieht, kommt nicht auf die Idee, sich bei einem Online Casino anzumelden.

Exakt darauf setzt die Regierung Portugals, wenn sie nun Glücksspielwerbung tagsüber verbietet. Während dieser Zeit halten sich die meisten Personen im Internet auf, zum Beispiel bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit. Um möglichst viele Personen von der Werbung fernzuhalten, gilt das Werbeverbot in Zukunft für die Zeit zwischen 7.00 Uhr morgens und 22:30 Uhr abends.

Weitere Länder in Europa setzen Glücksspielwerbeverbot an

Obwohl die Regierung selbst Einbußen zu erleiden hat, wenn die Bürger weniger Geld für Glücksspiele ausgeben, haben sich bereits viele Länder für ein Glücksspielverbot entschieden. Spanien hatte tagsüber ein Glücksspielverbot angesetzt, als aufgrund der Corona-Pandemie der erste Lockdown verhängt wurde. Dieser führte unweigerlich dazu, dass viele Personen vermehrt zu Hause sind. In dieser Zeit konnten viele nicht arbeiten und wären auf die Idee gekommen, sich das erste Mal bei einem Online Casino anzumelden.

Im weiteren Verlauf wurde davon ausgegangen, dass Bestandskunden mehr spielen. Viele Bürger mit einem geringen Einkommen würden über das Glücksspiel versuchen, ihr eigenes Einkommen zu steigern. Auch das sollte mit einem Glücksspielwerbeverbot unterbunden werden. Für die Zeit der Lockdowns klang dies auch logisch. Allerdings besteht das Glücksspielverbot vorerst weiter. Hiergegen haben die Glücksspielanbieter geklagt und einen kleinen Erfolg erzielt. Der Verband der Online Glücksspielanbieter argumentierte, dass durch ein Werbeverbot die Spieler zu illegalen Angeboten getrieben werden würden. Aus diesem Grund entscheidet nun das Gericht, ob das angekündigte Komplett-Werbeverbot tatsächlich rechtmäßig ist.

Glücksspielwerbeverbot in Deutschland

Für Deutschland gilt dank des neuen Glücksspielstaatsvertrages, dass Online Casinos das erste Mal legal angeboten werden. Das bedeutet aber nicht zugleich, dass die für Deutschland lizenzierten Online Casinos auch Werbung betreiben dürfen. Bislang waren Online Casinos nur in Schleswig-Holstein erlaubt. Dort gab es jedoch ein Werbeverbot, das für die Zeit zwischen sechs Uhr morgens und 21 Uhr abends bestand.

Dieses Werbeverbot gilt nur für ganz Deutschland, sofern Online Casinos eine Lizenz erhalten. Bislang ist dies aber noch nicht geschehen. Es sind zwar Anträge eingegangen, diese wurden aber noch nicht bearbeitet. Das liegt unter anderem daran, dass die Deutsche Glücksspielbehörde ihre Arbeit noch nicht aufgenommen hat. Bis jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass die Glücksspielanbieter das Werbeverbot nicht hinnehmen. Bereits jetzt regt sich starke Kritik, da sich beim Verbot von Werbung die Einnahmen der Glücksspielkonzerne mindern.

Ob die deutsche Kritik ebenso viel Erfolg haben wird wie das Vorgehen der Glücksspielanbieter in Spanien, wird sich noch zeigen. Schließlich hat das Werbeverbot seinen Sinn: Jugendliche und Kinder sollen keinen Zugang zur Glücksspielwerbung haben. Hierdurch erhöht sich der Spielerschutz und ein weiterer Schritt Richtung Prävention wäre erfolgreich getätigt.

Der Beitrag wurde am 15.10.2021 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , veröffentlicht.
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