Die Vorweihnachtszeit zeichnet sich durch eine ausgeprägte Bereitschaft zu freiwilliger finanzieller Hilfe aus: Menschen öffnen ihre Herzen, Wohltätigkeit steht im Fokus und gemeinnützige Organisationen appellieren verstärkt an die Unterstützung. Diese Saison der Großzügigkeit wird von Betrügern gezielt genutzt, um Spendenwillige mit falschen Versprechen und manipulierten Aufrufen zu täuschen.
Vorsicht vor falschen Spendensammlungen: Vor allem in der Zeit rund um Weihnachten droht Betrug.
- Rund um die Weihnachtszeit häufen sich alljährlich Betrugsfälle rund um gefälschte Spendenaufrufe.
- Sowohl online als auch auf der Straße droht Betrug, wenn zum Spenden aufgerufen wird.
- Glücklicherweise gibt es eindeutige Hinweise, an denen sich unrechtmäßige Spendenaufrufe erkennen lassen.
Warum häuft sich Spendenbetrug zur Weihnachtszeit?
Das Jahresende bringt mehrere Rahmenbedingungen mit sich, die Spendenbetrug begünstigen. Erstens steigt das Spendenaufkommen: In Deutschland betrugen die Spendeneinnahmen allein im Jahr 2023 rund 5,7 Milliarden Euro und zum Ende des Jahres steigt erfahrungsgemäß die Bereitwilligkeit. Eine erhöhte Bereitschaft zur Spende schafft ein günstiges Umfeld für Betrüger, da potenzielle Unterstützer weniger kritisch agieren und eher impulsiv handeln.
Zweitens existiert im Advent und an Weihnachten ein starker emotionaler Aufruf zur Hilfe: Die Atmosphäre fördert spontane Spendenentscheidungen – insbesondere wenn sie unter dem Eindruck von Bildern großer Not oder plötzlicher Hilfsforderungen stattfinden.
Drittens reduzieren sich im Jahresendspurt mitunter die Schutzmechanismen: Rechtliche Kontrollen von Straßensammlungen, Mailings oder neuen Online-Kampagnen sind oft weniger präsent oder schwerer zu überprüfen. Laut einem Bericht vom Verbraucherschutzforum Berlin ist in der Weihnachtszeit bei Straßensammlungen etwa weniger Kontrolle vorhanden – von einer Rückkehr zu früheren Gesetzesregelungen zur Erlaubnispflicht ist nicht die Rede.
Verbreitete Maschen – online wie offline
Die eingesetzten Methoden der Betrüger unterscheiden sich je nach Fall, sind aber grundsätzlich auf ein Ziel ausgerichtet: Vertrauen erschleichen, Spenden generieren, Mittel vereinnahmen oder Daten abgreifen.
Offline‑Maschen
Auf Weihnachtsmärkten, in Fußgängerzonen oder vor Supermärkten treten falsche Sammler auf, die mit Klemmbrett, gefälschtem Logo und emotionalen Geschichten operieren. Beispielsweise trat in Rain (Landkreis Donau‑Ries) ein Mann vor einem Supermarkt auf, stellte sich als gehörlos aus, führte eine Liste fiktiver Spendensammlerorganisation und kassierte Bargeld.
Häufig wird mit Druck argumentiert („nur heute“, „jede Minute zählt“) oder vorgetäuscht, man sei Teil einer anerkannten Organisation, trägt aber keinen Ausweis, keine offizielle Sammellizenz.
Online‑Maschen
Im Netz sind die Betrugsformen vielfältiger: Gefälschte Webseiten für vermeintlich wohltätige Zwecke, Social‑Media‑Aufrufe mit direkter Zahlungsaufforderung, manipulative Videos mit dramatischen Szenen (etwa Tier‑ oder Kinder‑„Rettung“) sowie die sogenannte Lastschrift‑Falle.
Letztere betrifft gemeinnützige Organisationen, bei denen ein Spendenformular eine sehr hohe Lastschrift einzieht, anschließend wird vom „Spender“ eine Rückerstattung verlangt und letzte Woche rückgängig gemacht — die Organisation bleibt auf dem Schaden sitzen.
Ein prominentes Gerichtsverfahren zeigte zudem, wie ein Influencer über 37 Fälle von Spendenaufrufen betrieb, bei denen fast eine halbe Million Euro gespendet wurden – von diesen Spenden floss nur ein Bruchteil für humanitäre Zwecke. Online‑Kanäle erlauben Anonymität, schnelle Akquise von Spendern und minimale Kontrollmechanismen – ein ideales Umfeld für Betrug.
Woran erkennt man gefälschte Spendenaufrufe?
Die Erkennung unseriöser Spendenaufrufe verlangt erhöhte Aufmerksamkeit auf bestimmte Merkmale, die sich bei seriösen Initiativen kaum finden.
- Ein wichtiger Hinweis sind aggressive oder sehr emotionale Bilder und Texte, die stark auf Mitleid setzen und kaum konkrete Angaben zur Mittelverwendung bieten. Plötzliche oder stark emotionalisierte Werbung ist kennzeichnend für unseriöse Organisationen.
- Ein weiteres Kriterium: Wenn keine Jahres‑ oder Finanzberichte vorhanden sind oder kein Siegel wie das DZI‑Spendensiegel vergeben wurde. Seriöse Organisationen stellen diese Unterlagen transparent zur Verfügung.
- Auf persönliche Ansprache auf der Straße ohne vorherige Information, ohne Ausweis und mit unklarer Organisation sollte misstrauisch reagiert werden: etwa Klemmbrett mit Liste, spontane Haustürsammlungen oder Sammler mit Bargeldbeständen‑Abfrage.
- Bei Onlineaufrufen sollte zudem geprüft werden: Gibt es eine verifizierbare Organisation, ist eine korrekte IBAN angegeben, ist ein Transparenzbericht verfügbar, ist der Webauftritt professionell und unabhängig überprüfbar?
- Weitere Warnzeichen: Links in Social Media mit direkter Zahlungsaufforderung, QR‑Codes ohne klaren Empfänger, oder der Verweis auf angebliche „dringende Hilfe“ ohne Beleg.
Bei Sammlungen auf der Straße sollte ein Spendenausweis oder Sammelgenehmigung jederzeit vorgelegt werden können. Wenn der Sammler sich sofort verdrückt, wenn ein Beleg verlangt wird, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Betrug.
Was tun, wenn man Opfer geworden ist?
Im Fall eines vermuteten Spendenbetrugs bestehen sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche Handlungsmöglichkeiten. Rechtlich handelt es sich bei Spendenbetrug um normalen Betrug gemäß § 263 StGB, ggf. ergänzt um § 266 StGB (Untreue), wenn die Mittel beispielsweise in einem Verein zweckwidrig verwendet wurden.
- Wer Opfer geworden ist, sollte Belege sichern: Zahlungsnachweise, E‑Mail‑Kommunikation, Screenshots, Kontobewegungen sowie eventuelle Korrespondenz mit der Organisation. Ein Rechtsanwalt für Straf‑ oder Spendenrecht kann die Erfolgsaussichten prüfen.
- Eine Rückforderung der Spende ist unter Umständen möglich: Nach § 812 BGB „ungerechtfertigte Bereicherung“, wenn der Spendenzweck nicht eingehalten wurde. Auch kann ein Zahlungsdienstleister zur Rückbuchung angesprochen werden – insbesondere bei betrügerischen Lastschriften.
- Die Anzeige bei der Polizei ist ein wesentlicher Schritt. Hinweisstellen wie die Polizei‑Onlinewache oder spezialisierte Meldestellen im Bereich Internetkriminalität sollten genutzt werden. Gleichzeitig kann man sich an das DZI wenden und eine Meldung einreichen.
- Für den Fall, dass der Betrug über eine vermeintlich bekannte Organisation lief: Es empfiehlt sich, direkt bei jener nachzufragen, ob sie die Sammlungsaktion autorisiert hat – im Beispiel des Deutsches Rotes Kreuz wurde etwa vorgegeben, Mitarbeitende würden sammeln, obwohl keine Kampagne lief.
Mitgefühl? Ja, aber an die richtige Adresse
Spendenbereitschaft schwindet, wenn das Vertrauen in Organisationen erodiert – und genau dieses Risiko erhöhen betrügerische Sammlungen zur Jahresendzeit. Entscheidend bleibt: seriöse Organisationen lassen sich prüfen, sie nutzen transparent kommunizierte Mittelverwendung, sie üben keinen Druck aus, und sie erreichen Spender über offiziell belegte Kanäle.
Wer diese Kriterien systematisch anwendet, kann das Risiko von Spendenbetrug maßgeblich reduzieren. Sollte dennoch ein Opfer geworden sein, ermöglichen die straf‑ und zivilrechtlichen Instrumente eine wirksame Reaktion – solange Belege vorhanden sind und schnell gehandelt wird. In der Summe bleibt: Die Kombination aus aufgeklärtem Handel und gezielter Prüfung ist der beste Schutz gegen Spendenbetrug in der Vorweihnachtszeit.
Geschrieben von: 