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Wirecard: professioneller Betrug könnte vorliegen

Seit Monaten gibt es immer wieder neue Meldungen um das insolvente Unternehmen Wirecard. Zuerst waren nicht nur die Anleger und Aktionäre über den Insolvenzantrag erschüttert. Auch viele Casinospieler kannten dieses Unternehmen und nutzen deren Prepaid-Karte. Nun könnte es sich den neuesten Ermittlungen zufolge um einen jahrelangen Betrug handeln. Aus diesem Grund befinden sich derzeit vier Manager in Untersuchungshaft. Zudem gibt es weitere Fakten, die den Verdachtsfall des Betrugs bestätigen.

Manager arbeiten eng zusammen.

Mehrere Manager von Wirecard haben höchstwahrscheinlich seit Jahren Betrug begangen – ein wichtiger Geschäftspartner wurde tot aufgefunden. (©geralt/Pixabay)

Wirecard leerte die Bankkonten rechtzeitig

Die Ermittlungen im Insolvenzfall Wirecard brachten zutage, dass dieses Unternehmen im Frühjahr 2020 870 Millionen Euro an Geschäftspartner in Asien verlieh. Abgesehen davon, dass ein Kredit auch jederzeit außerordentlich gekündigt werden darf, erscheint der Zeitpunkt sehr seltsam. Das Geld wurde kurz vor der angesetzten Prüfung durch die KMPG transferiert. Bei der KMPG handelt es sich um ein global agierendes Netzwerk selbstständiger Unternehmen im Bereich Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Dieses Unternehmen wurde wohl von Wirecard selbst engagiert, um eine Bilanzprüfung vorzunehmen.

Der Geldtransfer hatte zur Folge, dass die Bankkonten von Wirecard leer sind. Diese Tatsache musste natürlich dazu führen, dass das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellte. Wurde die Situation, anhand derer ein Insolvenzantrag gestellt werden kann, absichtlich herbeigeführt, so wird dem Unternehmen generell Betrug vorgeworfen. Dies geschieht nun bei Wirecard und angeblich soll der Betrug seit dem Jahr 2015 von mehreren Managern zugleich begangen worden sein. Aus diesem Grund sitzen nun 4 Manager in Untersuchungshaft.

Wird aufgrund eines Betrugs ermittelt, werden selbstverständlich auch alle wichtigen Geschäftspartner vernommen und versucht herauszufinden ob ein Betrug Schema erkennbar ist. So auch im Falle Wirecard. In diesem Zusammenhang wurde die Meldung veröffentlicht, dass ein wichtiger Geschäftspartner verstorben sei: Hierbei handelt es sich um einen gewissen Christian B., der ein Geschäftspartner von Jan Marsalek war. Letzterer ist immer noch flüchtig und sein Aufenthaltsort konnte immer noch nicht ermittelt werden. Christian B hingegen wurde nun auf den Philippinen tot aufgefunden. Dort arbeitete er eng mit Wirecard Asia Pacific zusammen, die immerhin einen Umsatz von 300 Millionen Euro verzeichnete.

Wirecard verliert Börsenzulassung

Die nächste Folge der neuesten Nachrichten könnte die Streichung an der Börse sein. Wirecard besitzt seit Jahren eine DAX-Zulassung und konnte vor einigen Jahren sogar die Position der Commerzbank einnehmen – am Aktienmarkt. Nun soll in den folgenden Tagen beraten werden, ob die Börsenstellung von Wirecard außergewöhnlich schnell gestrichen werden soll. Eigentlich stand diese Beratung erst für Anfang September auf dem Plan. Sollte sich jedoch herauskristallisieren, dass die Manager von Wirecard in der Tat seit Jahren einen professionellen Betrug begingen, so muss die Börsenstellung zwangsläufig gestrichen werden.

All dies geschieht selbstredend auch zum Schutz der Aktionäre und Anleger. Derzeit ist fraglich, ob diese mit einer Rückzahlung ihrer Einlagen rechnen können. Immerhin lieh auch die Commerzbank dem Unternehmen Wircard bereits vor ein paar Jahren mehrere Millionen Euro. Mit einer Rückzahlung dieses Kredits kann ebenfalls nicht gerechnet werden. Aus diesem Grund muss die Commerzbank diesen Betrag wohl oder übel abschreiben.

Negative Meldungen um Wirecard gab es öfter

Seltsam erscheint, dass es in den letzten Jahren immer wieder negative Meldungen um das Unternehmen Wirecard gab. Es wurde immer wieder veröffentlicht, dass die Bilanz unstimmig sei und dass nicht nachvollziehbare Buchungen geschahen. Trotz dieser Meldungen fanden keine Ermittlungen statt. Dies wäre laut Bundesregierung auch gar nicht möglich gewesen:

Zuerst müsse die DPR feststellen, dass eine Bilanz nicht stimmt. Nach solch einer Feststellung würde die BaFin tätig werden. Die DPR hat leider erst nach dem Insolvenzantrag festgestellt, dass die Bilanz nicht stimmt. Zu diesem Zeitpunkt gab Wirecard bereits zu, dass die viel zitierten 1,9 Milliarden Euro nicht vorhanden sind. Trotz alledem sind sich diverse Experten nicht einig, ob die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) nicht schon früher hätte eingreifen können. Zumindest wurde jetzt die Zusammenarbeit mit der DPR gekündigt. Ab sofort sollen durch die BaFin die Bilanzen im Falle eines Verdachts überprüft werden.

Dies hätte jedoch auch in der Vergangenheit geschehen dürfen, wenn ein Verdacht vorliegt. Dies war bereits bei Wirecard vorhanden. Schließlich hätte bereits die KMPG festgestellt, dass gewisse Unstimmigkeiten nicht belegt werden können. Daraufhin hätte die BaFin angeblich die DPR zur Prüfung beauftragen können. Ein solcher Auftrag erging jedoch erst, nachdem bereits Strafanzeige gegen Wirecard gestellt wurde.

Casinospieler müssen nach alternativen Zahlungsmethoden suchen

Klar ist, dass nun kein Online Casino eine Einzahlung über den Zahlungsdienstleister Wirecard akzeptiert. Für Inhaber einer Prepaid-Karte von Wirecard bedeutet dies, dass diese ihren Wert verloren hat. Somit muss sich jeder eine alternative Zahlungsmethode überlegen. Dies ist angesichts der vielfältigen Ein- und Auszahlungsmethoden aller Online Casinos bestimmt kein Problem. Lediglich der Verlust eines vorhandenen Guthabens einer Prepaid-Karte ist ärgerlich. Womöglich könnte die Wirecard Bank in diesem Fall weiterhelfen. Diese Tochterfirma wurde bislang in das Insolvenzverfahren nicht eingebunden. Trotzdem haben sich bereits einige Kunden zurückgezogen und Discounter wie Aldi arbeiten nicht mehr mit dieser Bank zusammen.

Somit könnte auch die Wirecard Bank bald Insolvenz anmelden, obwohl sie nachweislich mit dem Insolvenzbetrug des Mutterkonzerns nichts zu tun hat. So bleibt auch zu hoffen, dass die Wirecard Bank bald einen neuen Eigentümer erhält und so saniert werden kann.

Der Beitrag wurde am 12.8.2020 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , , veröffentlicht.
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