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Spieler klagen gegen Online-Glücksspielanbieter: Wendet sich nun das Blatt?

Mehr als 1.000 Spieler in Deutschland haben in den vergangenen zwei Jahren gegen Glücksspielunternehmen aus Malta geklagt. Der Vorwurf: Die Unternehmen hätten den Spielern die Teilnahme am illegalen Glücksspiel ermöglicht und müssten demnach die Verluste der Kunden erstatten. In den vergangenen Monaten gab es hier zahlreiche unterschiedliche Entscheidungen von Gerichten. Nachdem in einigen Fällen den Spielern Recht zugesprochen wurde, scheint sich die Ausgangslage nun mehr und mehr zugunsten der Anbieter zu verändern. Einige davon gehen auch bereits in die Offensive und reichen ihrerseits Klagen gegen die Spieler ein. Ein Überblick über eine verzwickte und so wohl einzigartige Situation.

Der Eingang eines Gerichtsgebäudes.

Die Gerichte mussten sich in den letzten Jahren vermehrt mit Fällen befassen, in denen Spieler Online-Glücksspielanbieter verklagten. (©mbraun0223/Pixabay)

Ausgangslage: Jahrelange Unklarheit in Deutschland

Die „Wurzel des Übels“ ist rund um die Klagen der Spieler gegen die Online Casinos bereits in der Vergangenheit zu finden. In Deutschland herrscht jahrelang Unklarheit darüber, wie mit den Glücksspielangeboten im Internet zu verfahren ist. 2012 wurde mit dem Glücksspielstaatsvertrag eine gewisse Basis geschaffen, mit der man die Online-Anbieter vom deutschen Markt verdrängen wollte. Die Mission scheiterte jedoch mehr oder weniger kläglich, da man sich so über europäisches Recht hätte hinwegsetzen müssen.

Gefördert hat dies stattdessen die Unklarheit darüber, was legal ist – und was nicht. Die Anbieter mit Lizenzen aus dem europäischen Ausland bewegten sich jahrelang also in einer rechtlichen Grauzone, da keine klaren Regeln in der Bundesrepublik geschaffen werden konnten. Die Grauzone wiederum ist die Ursache für die Unklarheit auf Seiten der Spieler. Doch die aktuelle Erfahrung mit sicheren Casino Anbietern zeigt: Die Lage bessert sich langsam.

Spieler verklagen Casinos und fordern Verluste zurück

Genau diese jahrelange Unklarheit hat in den vergangenen Monaten zu einem neuen Trend in der Branche und den Rechtsbereichen gesorgt. Konkret wurden immer mehr Spieler darauf aufmerksam gemacht, dass ihnen aufgrund der rechtlichen Unklarheiten möglicherweise Rückzahlungen der Verluste zustehen würden. Zahlreiche Unternehmen werben mittlerweile in entsprechenden Video-Clips oder anderen Werbemaßnahmen mit Diensten rund um die Rückzahlung. Das wiederum hat dafür gesorgt, dass immer mehr Spieler Dienste dieser Art in der jüngeren Vergangenheit in Anspruch genommen haben.

Die Argumentation der Spieler war und ist dabei immer identisch. Die Anbieter hätten ihnen die Teilnahme an illegalen Glücksspielen ermöglicht, weshalb die Verluste unrechtmäßig hingenommen werden mussten. In den Augen der Spieler und deren Anwälte sind die Unternehmen deshalb zur Rückzahlung der Verluste verpflichtet.

Zahlreiche Urteile zugunsten der Unternehmen

Zwischen den Gerichten gab es bei der Bewertung der Strafsachen jedoch haufenweise Unterschiede. Einige Gerichte gaben den Spielern Recht, andere wiederum den Unternehmen. Zuletzt musste Entain Spielverluste zurückerstatten. In der letzten Zeit häuften sich jedoch die Fälle, in denen die Gerichte zugunsten der Unternehmen urteilten. In der Regel werden dabei die Klagen der Spieler auf Rückerstattung ihrer Verluste abgewiesen. Nicht selten wird zudem durch höhere Instanzen ein vorheriges Urteil zugunsten der Spieler aufgehoben und revidiert.

Ganze Industrie um die Rückzahlungsforderung gegründet

Um die Forderung von Rückzahlungen der Verluste hat sich in den vergangenen Jahren eine ganze Industrie gebildet. Zahlreiche Kanzleien und Anwälte erklärten den Spielern, dass ihnen garantiert die Verluste erstattet werden würden. Vor dem Landgericht Saarbrücken wurde ein solcher Fall jüngst erst verhandelt. Ein Unternehmen aus der Schweiz hatte unzählige vermeintliche Ansprüche von den Spielern aufgekauft und wollte diese nun im eigenen Namen gegen die Glücksspielanbieter geltend machen. Das Landgericht urteilte allerdings, dass dieses Verfahren erst einmal ausgesetzt werden muss und die Zuständigkeit der deutschen Gerichte nicht abschließend geklärt sei. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Europäische Gerichtshof in einem ähnlichen Fall über die Zuständigkeit entschieden habe, müsse der Prozess deshalb ausgesetzt werden.

Das Blatt wendet sich: Erstmals verklagt ein Anbieter einen Spieler

Mittlerweile scheint sich das Blatt vollends gewendet zu haben. Immer öfter urteilen die Gerichte in den letzten Monaten zugunsten der Industrie. Und nicht nur das. Die Glücksspielunternehmen holen auch immer öfter zum Gegenangriff aus. Mit teils schwerwiegenden Folgen für die Spieler. Im Jahre 2021 sorgte ein Fall für Aufsehen, in dem ein Spieler Klage gegen ein Online Casino einreichte und von diesem die Rückzahlung seiner Verluste forderte. Die Verteidigung des Unternehmens wiederum reichte Klage gegen den Spieler auf Feststellung ein, dass ihm kein Ersatz der Spielverluste zustehen würde. Im Mai 2022 urteile das Landgericht schließlich, dass der Spieler seine Verluste vom Anbieter nicht zurückverlangen konnte. Noch am gleichen Tag gab es zudem der Klage des Glücksspielunternehmens gegen den Spieler statt.

Die Kläger auf Seiten der Spieler müssen also folglich damit rechnen, selbst von den Anbietern verklagt zu werden, wenn sie ungerechtfertigt Forderungen auf Rückerstattung ihrer Verluste geltend machen wollen. Die Prozesskosten in solchen Fällen sind enorm und dürften durchaus eine abschreckende Wirkung haben.

Wie ist die Ausgangslage in Deutschland jetzt?

Im Vergleich zu 2012 hat sich die Ausgangslage in Deutschland mittlerweile deutlich geändert. Im Jahre 2021 erfolgte eine Reform der Glücksspielgesetze, mit der das Online-Glücksspiel legalisiert wurde. Deutsche Casinos können seitdem in der Bundesrepublik aktiv werden, wenn diese eine Lizenz der deutschen Behörden besitzen. Auch hier gab es jedoch eine lange Zeit eine gewisse Unklarheit bezüglich der Zuständigkeiten. Mittlerweile ist klar: Ab dem 1. Juli 2022 wird die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) die Regulierung der Glücksspielbranche übernehmen. Bis dato fiel diese Aufgabe in die Hände des Regierungspräsidiums aus Darmstadt. Aus Sicht der Branche regiert dabei vor allem die Hoffnung, dass die Bearbeitung von Lizenzanträgen künftig etwas schneller von der Hand geht.

Der Beitrag wurde am 15.6.2022 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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