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Twitch-Streamer sollen Online-Casinos bewerben

Viele Länder haben sich bereits dazu entschieden, Glücksspielwerbung entweder stark einzuschränken oder gar komplett zu verbieten. Der Hintergrund: Über Werbung werden viele Personen erst zum Spielen animiert. Ein weiteres Problem ist, dass die Werbung auch von Minderjährigen gesehen werden könnte. Einige Glücksspielanbieter wenden nun den Trick an, bekannten Twitch-Streamern Deals anzubieten, wenn diese die Casinos bewerben. Das führt jedoch dazu, dass Minderjährige doch „Werbung“ für Online-Casinos sehen und zum ersten Mal in ihrem Leben mit Glücksspielen in Berührung kommen.

Ein geschwungener Pfeil befindet sich über dem Wort Casino.

Streams über das Spielen in Online-Casinos kann andere Personen dazu ermutigen, selbst mit dem Spielen zu beginnen. Noch sind solche Streams nicht verboten und können daher auch von Minderjährigen gesehen werden.(©markusspiske/Pixabay)

Wollen Online-Casinos Werbeeinschränkungen umgehen?

Sollte es in einem Land ein Verbot für Glücksspiele geben oder sollte diese zeitlich eingeschränkt worden sein, so hat dies einen guten Grund: Minderjährige sollen vor der Werbung geschützt werden. Zwar können sich diese nicht in einem Online-Casino anmelden, trotzdem möchten die Regierungen auf Nummer sicher gehen. Ein Glücksspielwerbeverbot gilt im Übrigen nicht nur für Fernsehen und Zeitschriften. Es dürfen in diesem Fall auch keine Werbeeinblendungen im Internet erfolgen, die Kinder und Jugendliche sehen könnten. Deshalb entstand nun eine offizielle Diskussion, weil einige Glücksspielanbieter bekannten Streamern Deals angeboten haben: Die Streamer sollten Online-Casinos bewerben oder gar darin spielen und das live übertragen. Hierfür sollen die Glücksspielanbieter mehrere Millionen Euro geboten haben.

Der bekannte Twitch-Streamer „ungespielt“ soll ein Angebot über fünf Millionen Euro erhalten haben. Aus moralischen Gründen lehnte er dies jedoch ab. Seine Begründung liegt darin, dass er es vermeiden möchte, dass Minderjährige über solch einen Stream mit Glücksspielen in Berührung kommen. Ähnlich verhielt es sich mit dem ebenfalls bekannten Streamer Mizkif, der ein Angebot über neun Millionen Euro erhielt. Auch er lehnte diesen Deal ab.

Einige Casino-Streamer verloren viel Geld

Medien zufolge können die Zuschauer der eben erwähnten Streamer nicht verstehen, dass diese solche Deals ablehnen. Viele hätten den Deal angenommen und hierbei riskiert, dass die entsprechenden Streams von Spielsüchtigen oder Minderjährigen gesehen werden. Aber: Nicht jeder, der einen Deal angenommen hat, verdient damit auch Geld. Viele Streamer haben bereits sehr viel Geld verloren, zum Beispiel hat Trainwreck knapp sieben Millionen Euro verloren. Wenn diese trotzdem weiterspielen, kann von einer Spielsucht ausgegangen werden. Das weitaus größere Problem liegt jedoch darin, dass über diese Streams allen potenziellen Spielern ein falsches Bild vermittelt wird. Das hat eine Person erlebt, als er mit 15 Jahren zum ersten Mal an einer Art Glücksspiel teilnahm, das für Minderjährige nicht verboten war.

Als er volljährig war, stieß er über einen Stream über ein seriöses Online-Casino. Diese damaligen Streamer haben bis zu 50.000 Euro gewonnen und verrieten in diesen Streams jedoch nicht, dass hierzu ein sehr hoher Einsatz vonnöten war: Es wurden zum Beispiel 10.000 Euro eingezahlt, die teilweise von den Betreibern der Online-Casinos gestellt wurden. All dies war nicht offensichtlich, weshalb die betroffene Person selbst mit dem Spielen begann und eine Spielsucht entwickelte. Bei ihm ging es so weit, dass er manchmal mehrmals hintereinander zweistellige Beträge einzahlte. Dieser veröffentlichte Fall ging zwar gut aus, nachdem sich der Spieler rechtzeitig um Hilfe bemühte. Bei anderen Spielern sieht es jedoch anders aus. Sie konnten ihre Sucht noch nicht beenden, nachdem sie eventuell noch kein für sie passendes Hilfsangebot gefunden haben.

Jüngere Personen sind generell schneller von Spielsucht betroffen

Der erst vor wenigen Tagen veröffentlichte oben beschriebene Fall löste eine Diskussion aus. Es ist zwar verboten, auf Twitch direkt Werbung zu betreiben und Links zu den Online-Casinos zu setzen. Trotzdem gehen Experten davon aus, dass die noch erlaubten Streams über Live-Spiele dazu führen können, dass besonders unter 22- oder unter 25-Jährige mit dem Spielen beginnen. Hierbei handelt es sich um eine gefährdete Personengruppe, die jedes Land versucht, zu schützen. Psychologen gehen davon aus, dass die schneller entstehende Spielsucht dieser Personen in noch nicht voll entwickelten Gehirnregionen begründet liegt. Die angesprochenen Gehirnregionen würden sich erst später voll ausbilden.

Andere Experten bemängeln, dass es in anderen Games Spieloptionen gibt, die bereits an Glücksspiele erinnern. Deshalb wären die jungen Erwachsenen bereits an Glücksspiele gewöhnt und würden diese als normal betrachten. Aus diesem Grund werden immer wieder Lootboxen kritisiert, da auch diese einen Gewöhnungseffekt für Glücksspiele hätten. So begann auch die Glücksspielsucht der betroffenen Person, über die wir oben berichtet haben. Auch er fing damit an, auf virtuelle Gegenstände aus Games zu wetten. Damals handelte es sich zwar um geringe Beträge, die er jedoch freiwillig in den Online-Casinos steigerte.

Ist das Streamen von Online-Casinos erlaubt?

Twitch hat bereits im letzten Jahr auf die Kritik über Casino-Streams reagiert und das Streamen von bestimmten Online-Casinos verboten. Spieler die hiergegen verstoßen können gesperrt werden. Hierbei handelt es sich jedoch um Glücksspielanbieter, die für die USA keine Lizenz besitzen. Somit ist das Streamen von Online-Casinos weiterhin erlaubt und viele Streamer haben bereits insofern darauf reagiert, indem sie zu einem anderen Anbieter wechselten und weitere Streams veröffentlichen. Andererseits haben viele Casino Streamer dahingehend reagiert, indem sie die Plattform wechselten und nun über beispielsweise YouTube oder Facebook ihre Streams anbieten. Das bedeutet wiederum, dass immer noch kein ausreichender Schutz dafür vorhanden ist, dass Minderjährige mit Online-Casinos in Kontakt kommen können. Hierbei liegt das größte Problem darin, dass in den Streams zu sehen ist, wie die Spieler gewinnen.

Das übt den Reiz aus, selbst mit dem Spielen zu beginnen und ebenfalls hohe Beträge zu gewinnen. Natürlich ist dies beim Glücksspiel nicht immer der Fall, weshalb viele Länder eine Einschränkung oder gar ein Verbot der Glücksspielwerbung planen oder bereits umgesetzt haben. Darf die Werbung nur nachts ausgestrahlt werden, gehen die Experten davon aus, dass sie von Minderjährigen nicht gesehen wird. Deshalb wird diese Art der Werbeeinschränkung als ausreichend angesehen. Aber: Casino-Streams werden nicht auf eine bestimmte Uhrzeit beschränkt, weshalb sie auch von Minderjährigen gesehen werden können.

Der Beitrag wurde am 24.6.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern veröffentlicht.
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