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Belgien denkt über komplettes Glücksspielwerbeverbot nach

Bereits im Februar dieses Jahres wurde aus Belgien berichtet, dass eine Änderung des Glücksspielgesetzes geplant ist. Die Werbung soll verschärft werden, damit weniger Berührungspunkte entstehen. Darin liegt die Hoffnung, dass weniger Personen zum ersten Mal zum Glücksspiel greifen oder immer wieder animiert werden, zu spielen. Seit Februar haben sich einige Änderungen ergeben. Deshalb könnte nun ein generelles Werbe- und Sponsorverbot in Kraft treten.

Auf einem Holzzaun sind sehr viele Werbeschilder von verschiedenen Marken wie Ford, Shell, Coca Cola und RPM Motor Oil befestigt.

Noch im Februar war der belgische Justizminister gegen ein Werbeverbot für Glücksspiele. Nun treibt er ein Glücksspielverbot gegen den Willen der Glücksspielbehörde voran. (©Falkenpost/Pixabay)

Politiker erstmals einer Meinung

Anfang dieses Jahres hatten wir darüber berichtet, dass Stefaan van Hecke einen Vorschlag eingereicht hat, demzufolge die Glücksspielwerbung verboten werden soll. Der Justizminister Vincent van Quickenborne war zu diesem Zeitpunkt noch dagegen. Das hat sich definitiv geändert. Inzwischen befürwortet er ein Werbeverbot für Glücksspiele und geht sogar einen Schritt weiter: Er möchte auch das Sponsoring beenden. Bezüglich des Werbeverbots gab er einer Pressemeldung zufolge bekannt, dass er eine starke Einschränkung der Werbung für sinnvoll hält.

Der nun vom belgischen Justizminister abgegebene Vorschlag wurde von der Regierung positiv angenommen. Lediglich einer war gänzlich gegen den Vorschlag. Aber nicht nur aus Regierungskreisen werden Stimmen laut, die sich gegen ein Werbeverbot aussprechen. Einige Organisationen und Glücksspielanbieter hegen einige Befürchtungen, die zum Teil den gleichen Inhalt aufweisen. Der Justizminister teilt die Befürchtung der Anbieter und Verbände allerdings nicht. Er weist auf die hohe Zahl der Spielsüchtigen hin, die immerhin bei 100.000 liegen. 40.000 Personen sind bereits gesperrt. Diese Zahlen stellen für Quickenborne eine Motivation dar, den Spielerschutz über ein Werbeverbot zu erzielen.

BAGO-Verband gegen Werbeverbot

Der BAGO-Verband vertritt zahlreiche Glücksspielanbieter, die nicht nur bekannt, sondern als groß und somit einflussreich bezeichnet werden können. Zu den Mitgliedern zählt zum Beispiel Kindred, Napoleon Games & Casino und Golden Palace Group. Sowohl die Anbieter selbst als auch der Verband geben zu bedenken, dass eine Glücksspielwerbung notwendig sei, um ein legales Angebot von einem illegalen Angebot unterscheiden zu können. Van Quickenborne sieht das anders. Er ist der Meinung, dass diejenigen, die spielen möchten, immer Glücksspiele finden. Sie wären nicht auf Werbung angewiesen und finden immer eine Möglichkeit, zu spielen.

Der BAGO-Verband sieht das anders und verweist auf Italien. In diesem Land hat das illegale Glücksspiel innerhalb von zwei Jahren stark zugenommen. Das wird auf eine Einschränkung von Werbung zurückgeführt. Der Verband gibt ferner zu Bedenken, dass die Nationallotterie vom Werbeverbot ausgenommen wäre. Diese Gesellschaft hätte jedoch einen weitaus größeren Einfluss auf Spieler. Deshalb sei es unverständlich, warum die Lottogesellschaft weiterhin Werbung treiben darf. Als Lösung haben die Glücksspielanbieter eine verstärkte Aufsichtspflicht der Anbieter selbst vorgeschlagen.

Legale Glücksspielanbieter bieten hohes Maß an Sicherheit

Die Glücksspielanbieter wiesen darauf hin, dass legale Online Casinos bereits ein hohes Maß an Sicherheit bieten. Deshalb wäre es nicht verständlich, wenn sie keine Werbung mehr betreiben dürften. Immerhin fordern sie die Spieler zu einer Registrierung auf der Glücksspielliste an. Nicht zuletzt würden die meisten Anbieter inzwischen die künstliche Intelligenz nutzen, um ein problematisches Spielen zu erkennen. All das trifft auf illegale Anbieter nicht zu. Würde nun die Werbemöglichkeit wegfallen, wird befürchtet, dass die Spieler zu illegalen Angeboten abwandern.

Der belgische Justizminister hingegen denkt an die 64 Prozent der Bevölkerung, die regelmäßig spielen. Diese müssten über ein Werbeverbot geschützt werden, damit sie keine Spielsucht entwickeln. Erfahrungsgemäß würden betroffene Spieler über die Hälfte ihres monatlichen Einkommens setzen. Damit ist ein sozialer und finanzieller Abstieg vorprogrammiert. Um nicht nur Fans von klassischen Casinospielen zu schützen, sondern auch Wettfans, soll das Sponsoring eingestellt werden. Das könnte bereits in diesem Jahr so weit sein. Darüber sind insbesondere die Fußballvereine entsetzt, da sie ein hohes und festes Einkommen verlieren würden.

Glücksspielmarken sollen von Trikots verschwinden

In Belgien wurde festgesetzt, dass bis 2025 alle Glücksspielmarken von den Trikots verschwunden sein sollen. Darüber macht sich Lotto Soudal Gedanken, das Team von John Lelangue. Einer seiner Sponsoren wechselt im nächsten Jahr zu einem anderen Team, und zwar Soudal. Dieses Unternehmen produziert Klebe- und Dichtstoffe. Dürften nun auch Lotterien kein Sponsoring mehr durchführen, hätte das Team keinen Sponsor mehr. Allerdings steht bis heute noch nicht fest, ob es erneut nur Glücksspielanbieter oder auch Lotto treffen wird.

Napoleon Games sponsert derzeit zwei Teams und muss auf jeden Fall von den Trikots verschwinden. Weitaus schlimmer trifft es jedoch die Fußballvereine, da sie laut Pro League ungefähr 12 Prozent ihrer Einnahmen über Glücksspielanbieter generieren. Diese Aussage trifft auf einen hohen Prozentsatz der Erstligavereine zu: 16 von 18 Vereinen werden von Glücksspielanbietern gesponsert. Somit betrifft ein Sponsorverbot weitaus mehr als nur die Glücksspielanbieter. Die Regierung denkt hierbei jedoch nur an den Schutz der Bevölkerung. Nachdem immerhin auch Kinder und Jugendliche wichtige Spiele sehen, ist ein Sponsorverbot durchaus sinnvoll.

Glücksspielbehörde ist ebenfalls gegen Werbeverbot

Sollte es per Gesetz zu einem Werbeverbot kommen, geschieht dies gegen den Rat der Glücksspielbehörde. Darauf weist BAGO ebenfalls hin. Auch die Glücksspielbehörde hegt die Befürchtung, dass bei einem generellen Werbeverbot die Spieler zum illegalen Angebot greifen. Dies würde nicht aus Absicht geschehen, sondern deshalb, weil die Spieler das legale vom illegalen Angebot nicht mehr unterscheiden könnten. Dieser Meinung ist somit nicht nur der Verband, sondern auch die Glücksspielbehörde. Ob sich über ein Werbeverbot tatsächlich der Spielerschutz erhöhen lässt, wird erst die Zukunft zeigen. Kommt es zu einem Werbeverbot, so wäre auch eine persönliche Werbung über E-Mail inbegriffen.

Bis dahin gibt es zumindest im Bereich der Sportwetten strengere Regeln. So müssen sich ab sofort Wettfans ausweisen, wenn sie in einem Wettbüro vor Ort eine Wette platzieren möchten. Zusätzlich müssen die Wettbüros die gleichen Regeln und Vorschriften beachten wie dies bereits Online-Casinos, Spielhallen und Casinos vor Ort müssen. Mit den neuen Regeln der Identitätsüberprüfung sollen insbesondere Minderjährige geschützt werden, da sie so zumindest erkannt werden.

Schon vor kurzem hat Belgien das Glücksspielgesetz in einigen Bereichen verschärft.

Der Beitrag wurde am 20.5.2022 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , veröffentlicht.
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