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Belgien: Keine Glücksspielwerbung mehr

Immer mehr Länder greifen streng durch, um eine Glücksspielsucht zu verhindern. Als Suchtgefahr wird häufig die Glücksspielwerbung angesehen, weshalb viele Länder diese drastisch reduzieren. So haben bereits einige europäische Länder während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns eine Werbung tagsüber verboten. Belgien geht einen Schritt weiter und unterbindet die Glücksspielwerbung komplett. Hierbei handelt es sich jedoch um eine freiwillige Maßnahme, die nicht von der Regierung beschlossen wurde.

Auf einer Kreidetafel stehen die Worte Marketing Strategy.

Um Spielsucht zu unterbinden, strahlt der belgische Rundfunksender VRT keine Werbung für Glücksspiele aus: Auch Online gibt es keine Werbung mehr. (©geralt/Pixabay)

Rundfunk des Bundeslandes Flandern schafft Glücksspielwerbung ab

Dass viele Glücksspielfans in Belgien in Zukunft keine Glücksspielwerbung mehr erhalten, liegt nicht an der Regierung. Vielmehr hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk des Bundeslandes Flandern selbst beschlossen, keine Glücksspielwerbung mehr auszustrahlen. Diese Idee bezieht sich auf alle Plattformen, also Radio, Fernsehen und Internet. Dies selbst eingeführte Regel gilt ab 2022. Allerdings liegt der Plan des Rundfunks darin, ab 2025 keine Einnahmen mehr über diese Art von Glücksspielwerbung zu generieren.

Zwar führt dies beim Unternehmen VRT zu Einnahmeverlusten. Das scheint jedoch nicht zu stören. Anstelle von Glücksspielwerbung möchte VRT sogar darauf hinweisen, dass Glücksspiel süchtig machen kann. Deshalb ist geplant, auf allen möglichen Medien auf eine Entstehung von Glücksspielsucht hinzuweisen. Den eigenen Worten zufolge möchte der Sender die Bevölkerung sensibilisieren. Im Fokus steht hierbei das Internet, da dort vorrangig Werbung betrieben wird und Glücksspielfans auch über das Internet spielen.

Der Rundfunk VRT erhält hierbei Rückendeckung vom Fachzentrum für Alkohol und andere Drogen. Die Leiterin vom VAD, Kathleen Peeleman, lobt das Vorgehen vom VRT und bestätigt, dass auch Belgien von einer Spielsucht betroffen sei. Zwar gäbe es keine offiziellen Zahlen, es wird jedoch von einem Prozentsatz zwischen eins und drei ausgegangen.

Glücksspielwerbung erster Schritt Richtung Spielsucht

Das Fachzentrum für Alkohol und Drogen ist sich sicher, dass Glücksspielwerbung den ersten Schritt Richtung Spielsucht legt. Das liegt nicht nur daran, dass die Bevölkerung über die Werbung erst auf Glücksspiele aufmerksam gemacht wird. Vielmehr würde die Werbung einen Prozess im Gehirn anstoßen, der dafür sorgt, dass Glücksspielfans erneut spielen möchten. Für bereits Spielssüchtige wäre eine Werbung somit ein sehr großes Problem. Das liegt auch am unkomplizierten Spielen per Smartphone. Dieses würden alle immer bei sich tragen und könnten so von unterwegs aus spielen. Auch diese Art des Spielens würde die Gefahr einer Spielsucht erhöhen.

Die Idee vom VRT und die Bemühungen des VAD führten bereits dazu, dass der belgische Bundesjustizminister Vincent van Quickenborne einen Entschluss fasste: Er möchte die Glücksspielwerbung analysieren und eventuell eine Änderung herbeiführen. Zumindest wäre der Altersschutz sehr wichtig. Bis heute wurden jedoch noch keine Details veröffentlicht, weshalb im Moment noch nicht von einer Änderung des Gesetzes auszugehen ist. Es ist jedoch denkbar, dass weitere Rundfunksender dem Beispiel vom VRT folgen.

Rechtslage in Deutschland

Deutschland ist bereits einen Schritt weiter und hat im Zuge des neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrages Werbung für Glücksspiele eingeschränkt. Diese darf nur noch nachts ausgestrahlt werden, um so Jugendliche und Kinder zu schützen. Erst vor Kurzem musste sich der BGH sogar damit befassen, ob sich Fernsehsender strafbar gemacht haben, wenn sie Glücksspielwerbung ausstrahlen. Hierbei ging es um einen konkreten Fall, dass per Werbung auf für Deutschland noch nicht lizenzierte Glücksspielanbieter aufmerksam gemacht wurde.

Der BGH kam zwar zum Schluss, dass es sich um eine illegale Werbung handelte. Hierfür wurde aber nicht der Fernsehsender verantwortlich gemacht, der diese ausstrahlte. Im Urteil hieß es lediglich, dass nur dann eine Werbung nicht ausgestrahlt werden darf, wenn darin eindeutig ein Verstoß zu erkennen wäre. Das war jedoch nicht der Fall und ein Fernsehsender müsse nicht recherchieren, ob das hinter der Werbung stehende Unternehmen eine Lizenz besitzt.

Solche Probleme umgeht der belgische Rundfunksender, indem er generell keine Werbung mehr ausstrahlt. Dann kann ihm auch nicht vorgeworfen werden, eine Werbung nicht lizenzierter Anbieter veröffentlicht zu haben.

Europäische Länder minimieren Glücksspielwerbung

Auch in anderen europäischen Ländern läuft es so ab, dass tagsüber keine Glücksspielwerbung mehr ausgestrahlt werden darf. Immer steht der Spielerschutz dahinter und jedes mal sollen nicht nur Spieler, sondern vor allem Jugendliche und Kinder geschützt werden. Spanien verkürzte die Werbezeit bereits im letzten Jahr, während Portugal jetzt nachzieht. Selbstverständlich wehren sich die Glücksspielanbieter gegen diese Ideen, da sie somit Einbußen erleiden: Per Werbung kann auf aktuelle Boni aufmerksam gemacht werden, sodass die Spieler zusätzlich spielen.

Dürfen die Glücksspielkonzerne ihr Sortiment nicht mehr bewerben, verlieren sie viele Spieler aus dem Blick. Einige Länder gehen sogar weiter und möchten in Zukunft verhindern, dass Spieler mit einem verantwortungslosen Verhalten in Zukunft persönliche Angebote erhalten. Auch hierdurch würden die Glücksspielanbieter Einnahmen verlieren. Die Regierungen der Länder lassen sich hiervon kaum beeinflussen und halten an ihrer Gesetzgebung fest. All dies mit dem Argument, dass die Spielersicherheit erhöht werden muss. Hier wäre Prävention wichtiger als einen Schaden zu beheben. Im Übrigen wird es in Deutschland bald ein neues Urteil geben, ob auch Drittunternehmen wie Banken haften müssen, wenn ein Spieler bei einem nicht lizenzierten Anbieter Verluste erspielte.

Der Beitrag wurde am 20.10.2021 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , , veröffentlicht.
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