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Gerichtsurteil: Kindred muss sich aus Norwegen zurückziehen

Auf dem Glücksspielmarkt kommt es immer wieder zu unterschiedlichen Ansichten zwischen Glücksspielanbietern und Aufsichtsbehörden. Viele Glücksspielunternehmen argumentieren seit Jahren, dass sie aufgrund der europäischen Dienstleistungsfreiheit in jedem europäischen Land ihr Sortiment anbieten dürfen, obwohl sie für das betroffene Land keine Lizenz besitzen. Das sehen jedoch weder die Aufsichtsbehörden noch die Gerichte so. Nun gibt es ein neues Urteil, demzufolge sich Kindred komplett aus Norwegen zurückziehen muss. Diesem Urteil ging sozusagen ein mehrjähriger Prozess voraus.

Auf einem Mast weht die norwegische Flagge im Wind.

Trotz europäischer Dienstleistungsfreiheit haben ausländische Glücksspielunternehmen nicht das Recht, ihr Sortiment in Norwegen anzubieten. Das hat erneut ein Gericht in Norwegen entschieden, weshalb sich auch Kindred aus diesem Land zurückziehen muss.(©terimakasih ©️Pixabay)

Die Hintergründe zur Entscheidung

Bereits im Jahr 2019 hatte die norwegische Aufsichtsbehörde dem Glücksspielunternehmen Kindred verboten, weit—erhin sein Sortiment in Norwegen anzubieten. Zum damaligen Zeitpunkt wurde zugleich eine Geldstrafe festgesetzt, für den Fall, dass das Unternehmen weiterhin Glücksspiele in Norwegen ermöglicht: Es sollte für jeden Tag, an dem Kindred Glücksspiele in Norwegen anbietet, eine Summe von 100.000 Euro bezahlt werden. Trotz dieser Geldstrafe sah Kindred nicht davon ab, sich weiterhin an norwegische Glücksspielfans zu wenden. Anstatt sich aus diesem Land zurückzuziehen, wandte sich Kindred an die Justiz.

Gegen das vom Gericht gefällte Urteil ging Kindred erneut vor Gericht, und zwar vor das Berufungsgericht. Dieses Gericht bestätigte nun die Forderung der norwegischen Aufsichtsbehörde, weshalb sich Kindred aus Norwegen zurückziehen muss. Mit ein Grund für die Entscheidung ist, dass es in Norwegen weiterhin ein Monopol gibt. Lediglich Norsk Tipping und Norsk Rikstoto dürfen in Norwegen Glücksspiele anbieten. Für ausländische oder weitere inländische Glücksspielunternehmen gilt somit, dass diese keine Spielmöglichkeiten bieten dürfen.

Keine europäische Dienstleistungsfreiheit

Kindred hatte sich jahrelang darauf berufen, dass es in Europa die sogenannte Dienstleistungsfreiheit gibt. Dieser zufolge dürfte jedes in einem europäischen Land ansässige Unternehmen sein eigenes Angebot in jedem europäischen Land anbieten. Nachdem Kindred seinen Unternehmenssitz auf Malta hat, ging das Unternehmen von dieser Dienstleistungsfreiheit aus. Das Berufsgericht ist jedoch anderer Meinung und hat bestätigt, dass das in Norwegen geltende Glücksspielmonopol keinesfalls gegen das EU-Recht verstößt. Das führt dazu, dass kein anderes Glücksspielunternehmen in Norwegen tätig werden darf. Erschwerend für Kindred kam hinzu, dass es nicht das einzige Glücksspielunternehmen ist, das vor Gericht zog und anschließend in Norwegen nicht mehr aktiv sein durfte.

Der Direktor der norwegischen Aufsichtsbehörde hat sich bereits öffentlich über den Ausgang des Gerichtsverfahrens geäußert. Er freut sich über die Entscheidung, die für ihn eine Bestätigung darstellt, dass die Aufsichtsbehörde bislang richtig agiert hat. Dank der staatlichen Unterstützung geht die Aufsichtsbehörde davon aus, dass sich alle Glücksspielunternehmen aus Norwegen zurückziehen werden. Hamar, der Direktor, erwähnte zudem, dass sich nun auch alle großen und bekannten Glücksspielunternehmen aus Norwegen zurückziehen müssen.

Kindred war mit Tochterunternehmen in Norwegen vertreten

Die Kindred Group PLC wurde im Jahr 1997 gegründet und hat seit diesem Zeitpunkt mehrere Tochtergesellschaften und Marken aufgebaut. In Norwegen war Kindred mit der Tochtergesellschaft Trannel International vertreten, die sich mit den Glücksspielmarken Unibet, MariaCasino, Storspillen und Bingo.com an norwegische Glücksspielfans wandte. Diese Aufzählung zeigt deutlich, dass Trannel International jede Glücksspielart abdeckte. Mit diesen Marken soll es Kindred möglich gewesen sein, eine dreistellige Millionensumme erwirtschaftet zu haben. Um norwegische Spieler ansprechen zu können, durften diese mit der norwegischen Währung einzahlen und Werbespots wurden im norwegischen Fernsehen ausgestrahlt. All das führte dazu, dass die Aufsichtsbehörde dem Unternehmen Trannel International bereits vor Jahren das öffentliche Präsentieren seiner Glücksspiele verbot.

Norwegische Spieler konnten zudem aufgrund dieser Fakten nicht abschätzen, dass es sich im Grunde genommen nicht um ein legales Glücksspiel handelte. Zwar ist Online-Glücksspiel grundsätzlich in Norwegen erlaubt, aber nur über die weiter oben erwähnten Anbieter, die eine Monopolstellung besitzen. Alle anderen Glücksspielunternehmen besitzen keine Lizenz und dürfen somit auch nicht aktiv werden. In solch einem Fall erweist es sich auch nicht als hilfreich, wenn es sich um einen Glücksspielkonzern handelt, das generell einen guten Ruf besitzt und selbst einige Sicherheitsmaßnahmen entwickelt hat.

Kindred stellte Rückgang der problematischen Spieler fest

Obwohl Kindred keine Lizenz für Norwegen besaß, handelte es sich keinesfalls um ein unsicheres Angebot. Dieser Glücksspielanbieter hat in den letzten Jahren einige Maßnahmen kreiert, dank derer die Zahl der problematischen Spieler zurückging. So würde jeder Spieler sofort kontaktiert, sobald er ein unsicheres Spielverhalten zeigt. Hiermit hatte das Unternehmen bereits einen kleinen Erfolg erzielt, das Unternehmen wünscht sich jedoch, dass es in Zukunft gar keine Einnahmen von problematischen Spielern mehr gibt. Solch ein Null-Ziel hat sich Kindred nicht nur für bestimmte Länder gesetzt, sondern generell für das gesamte Angebot seines Konzerns. Aus diesem Grund konnten auch alle Norweger sicher sein, dass sie bei Trannel International kein Risiko eingingen.

Vielmehr wurden auch in diesem Land die Spieler kontaktiert, sobald sie ein unsicheres Verhalten zeigten. Ob dies der Grund ist, weshalb sich Kindred nicht an das von der Aufsichtsbehörde ausgesprochene Verbot hielt, lässt sich nicht sagen. In erster Linie scheint es in der Tat so gewesen zu sein, dass der Glücksspielkonzern der Meinung war, dass es aufgrund der europäischen Dienstleistungsfreiheit richtig und legal gehandelt hat. Deshalb traute sich das Unternehmen auch, vor Gericht zu ziehen. Mit der Entscheidung des Berufsgerichtes hat Kindred anscheinend nicht gerechnet.

Kindred stellte Rückgang der problematischen Spieler fest

Norwegen versucht seit Jahren, gegen die Angebote nicht lizenzierter Glücksspielunternehmen vorzugehen. Ein Versuch, diese einzudämmen, lag in der Zahlungssperre. Mit solch einer Zahlungssperre sollte es norwegischen Spielern nicht mehr möglich sein, auf ein Online-Casino einzuzahlen. Und ohne Einzahlungen kann dort auch nicht gespielt werden. Scheinbar hatte die Regierung mit dieser Idee keinen Erfolg, nachdem das Angebot von Trannel International weiterhin aufrufbar war. Wie schnell sich Kindred mit den eigenen Marken aus Norwegen zurückziehen wird, lässt sich den neuesten Medienberichten nicht entnehmen. Angesichts der verhängten Geldstrafe sollte sich Kindred möglichst schnell zurückziehen, um die Summe nicht noch weiter in die Höhe zu treiben. Auch in England wurde bereits eine hohe Strafe verhängt.

Der Beitrag wurde am 3.7.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , veröffentlicht.
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