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Glücksspiel-Sponsoring: Branche drückt aufs Gaspedal

Sowohl die 1. Bundesliga als auch die 2. Bundesliga im deutschen Fußball sind aus ihrer Sommerpause zurück. Den zahlreichen Fans dürften einige neue Sponsoren aufgefallen sein. Der aufmerksame Betrachter erkennt sofort: Das Glücksspiel-Sponsoring hat offenbar deutlich zugenommen. In der Tat unterstützen mittlerweile zahlreiche Glücksspielunternehmen die Profi-Vereine. Das stößt auf Zuspruch, aber auch auf Kritik.

Tennisball und Euro-Münzen liegen auf einem Laptop.

Im deutschen Profi-Sport werden mittlerweile unzählige Mannschaften von Glücksspielunternehmen gesponsert. Nicht immer sind die Reaktionen auf die Zusammenarbeit positiv.(©top10-casinosites/Pixabay)

Unübersehbare Glücksspiel-Werbung: 1. und 2. Bundesliga im Fußball besonders begehrt

Die Online-Sportwetten sind in Deutschland bereits seit einiger Zeit legal. Etwas frischer ist die Legalisierung der Online-Spielotheken, die sich zum ersten Mal auch mit Blick auf die Sponsoring-Aktivitäten im Profi-Sport bemerkbar macht. Sowohl in der 1. Fußball-Bundesliga als auch in der 2. Bundesliga stützen sich zahlreichen Vereine auf den Support der Glücksspielunternehmen.

So wird der FC Bayern München vom Wettanbieter Tipico unterstützt und kann bereits auf eine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Buchmacher verweisen. Deutlich frischer sind die neuen Kooperationspartner vom 1. FC Union Berlin. Die Berliner arbeiten seit dieser Saison mit der Online-Spielothek Wildz und der Spielbank Berlin zusammen.

Der zweite Verein aus der Hauptstadt, Hertha BSC, konnte jüngst eine Partnerschaft mit Crazybuzzer vermelden. Zudem wird auch die Hertha von der Spielbank der Hauptstadt unterstützt.

Längst keine Einzelfälle. Auch die Spielbank Hamburg ist als Sponsor beim FC St. Pauli aktiv. Die Spielbank Wiesbaden wiederum beim SV Wehen Wiesbaden, die Spielbank Bremen beim SV Werder Bremen. Darüber hinaus arbeiten zahlreiche Sportvereine, darunter der SC Freiburg und der FC Augsburg, mit den Lotterie-Gesellschaften ihrer Bundesländer zusammen.

2. Bundesliga: Nur vier Vereine ohne Casino- oder Sportwetten-Sponsoring

In der 2. Bundesliga hat sich der Trend zum Glücksspiel-Sponsoring in dieser Saison noch einmal deutlich verstärkt. Wird das Lotto ausgeklammert, sind lediglich vier der 18 Clubs ohne einen Casino- oder Sportwetten-Partner.

So verzichten der Karlsruher SC, die SpVgg Greuther Fürth, der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig aktuell noch auf eine Zusammenarbeit mit dem Glücksspiel-Bereich. Bei den restlichen Clubs sieht dies anders aus.

Der SV Wehen Wiesbaden kooperiert nicht nur mit der Spielbank Wiesbaden, sondern auch mit der Poker-Plattform Pokerstars. Bei Holstein Kiel ist DrückGlück als Sponsor aktiv, beim FC Hansa Rostock sind es die Spielbanken Mecklenburg-Vorpommern, beim Hamburger SV der Wettanbieter Admiralbet.

Auch der Buchmacher ChillyBets unterstützt in der Liga als Sponsor des 1. FC Magdeburg. Fortuna Düsseldorf, der VfL Osnabrück und der SC Paderborn dürfen sich über eine Unterstützung von Merkur freuen. Der 1. FC Kaiserslautern wird von Novoline unterstützt, Hannover 96 vom Anbieter Stargames und der FC Schalke vom Wettanbieter Betway.

Schalke 04 hat sich erst kürzlich vom ihrem Sponsor aus Russland getrennt, es scheint jedoch nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich ein neuer Sponsor aus der Glücksspielbranche findet.

Partnerschaften stoßen nicht immer auf Zuspruch

Die Zusammenarbeit mit den Wettanbietern ist für die Sportvereine vor allem finanziell lukrativ. Nur selten sind Werbepartner bereit, derart tief in die Tasche zu greifen, wie es die Wettanbieter und Casinos tun. Insbesondere für die Vereine, die nicht laufend auf der großen Bühne des internationalen Fußballs unterwegs sind, stellen diese Partnerschaften eine wichtige Einnahmequelle dar. Der Wettbewerb auf dem deutschen Markt ist sehr ausgeglichen und die legalen Wettanbieter versuchen durch ihr Sponsoring ihre Reichweite zu erhöhen.

Dennoch gibt es oftmals auch Widerspruch. Das zeigte jüngst der Verein Hertha BSC. Die Führungsetage des Clubs sprach lange Zeit davon, dass die Partnerschaft mit einem Glücksspielunternehmen für sie nicht in Frage kommen würde. Erst vor wenigen Tagen präsentierte der Verein schließlich die Online-Spielhalle CrazyBuzzer als Hauptsponsor. Zahlreiche Fans gingen auf die Barrikaden und warfen dem Verein vor, seine Werte zu verkaufen.

Identisch kritisch wurde auch die Zusammenarbeit zwischen der Spielbank Hamburg und dem FC St. Pauli gesehen. Obwohl die Spielbank das enge Verhältnis von „Kiez“ und Spielvergnügend anpreist, sind große Teile der Fanszene mit der Kooperation nicht einverstanden. Sowohl der FC St. Pauli als auch die Hertha betonten jedoch, dass die Kooperationspartner legal arbeiten, und einen großen Wert auf den Schutz der Jugend und Spieler legen würden.

Größter Kritiker: Ulrich Mäurer fordert Verschärfung der Werberichtlinien im Glücksspiel

Der wohl größte Kritiker des Glücksspiel-Sponsorings steht allerdings nicht im Fan-Block, sondern sitzt in der Politik. Der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer ist in den vergangenen Jahren immer wieder als echter Hardliner rund um die Glücksspiel-Werbung in Erscheinung getreten. Auch aktuell sorgt Mäurer für Aufsehen in der Branche. Der Innensenator aus Bremen erklärte jüngst erneut, dass sein Ziel darin liege, die „Werbung für Sportwetten generell zu verbieten“.

Grundlage der Diskussion war dabei eine Entscheidung der Premier League aus England. Die höchste Spielklasse des Landes entschied sich dazu, ab 2026/27 keine Trikot-Werbung mehr für Glücksspielanbieter zu ermöglichen. Dies wurde freiwillig von den Clubs entschieden und gesetzlich nicht festgelegt. Mäurer erklärte, dass sich die deutschen Vereine daran an Beispiel nehmen sollten. Gleichzeitig gab der SPD-Mann an, dass ihm dieser Schritt jedoch noch nicht weit genug reichen würde.

Betroffen wären von diesem Verbot auch die Kicker aus der Heimatstadt des Bremer Politikers. Der SV Werder Bremen arbeitet bereits seit geraumer Zeit mit dem Wettanbieter Betway zusammen. Dass Mäurer nicht unbedingt der größte Werder-Fan zu sein scheint, stellte dieser jedoch bereits mehrfach unter Beweis.

So forderte der Politiker vor einigen Jahren, dass die Vereine in Deutschland die Kosten für die Polizei-Einsätze bei Hochrisiko-Spielen selbst tragen sollte. Konsequenterweise stellte Bremen seit 2015 so mehrfach bei der Deutschen Fußball-Liga die Kosten für die Einsätze in Rechnung. Es ergab sich ein Rechtsstreit, den das Bundesland jedoch für sich entscheiden konnte.

Beim Verbot der Glücksspiel-Werbung dürfte der Widerstand jedoch noch etwas härter sein. Immerhin verfolgen die Glücksspielanbieter den Auftrag der Kanalisierung aus dem Glücksspielvertrag. Diese scheint ohne geeignete Werbemaßnahmen nicht möglich. Somit droht die Gefahr, dass Spieler in den Schwarzmarkt abwandern, denn die Fußball Wetten in Deutschland sind nach wie vor sehr beliebt. Und das in diesem Fall dann vor allem, weil kein Bewusstsein für die legalen Angebote vorhanden ist.

Der Beitrag wurde am 7.9.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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