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Irische Schüler erhalten Unterricht über Glücksspiele

In der Regel versuchen die Regierungen über strenge Glücksspielgesetze, die Spieler vor einem zu hohen finanziellen Schaden zu bewahren. Aus diesem Grund kommt es immer wieder zu Einsatzlimits, zeitlichen Limits oder gar Werbeeinschränkungen bis hin zu einem kompletten Werbeverbot für Glücksspiele. Nordirland sieht das etwas anders und setzt bezüglich der Prävention an einer völlig anderen Stelle an: Schüler erhalten Unterricht über Glücksspiele.

Die Außenfassade des Trinity Colleges in Dublin.

In Irland läuft ein Programm, das Minderjährigen die Gefahren des Glücksspiels nahe bringen soll. (©Picography/Pixabay)

Unterricht über Glücksspiel geht in die zweite Runde

So neu und ungewöhnlich es sich auch anhört, dass Schüler Unterrichtsstunden über Glücksspiele absolvieren, so bekannt ist es in Nordirland bereits. Die aktuellen Medienberichte geben zu verstehen, dass es bereits an der Dundonald High School ein Programm gab, im Rahmen dessen 15- bis 16-Jährige über Glücksspiele informiert wurden. Das geschah zum Beispiel, indem ein Film über einen Spielsüchtigen gezeigt wurde. Jener spielte an Spielautomaten. Zugleich wird in dem Film über diverse Werbestrategien der Glücksspielunternehmen informiert. Der Hintergrund ist schnell erklärt: Die Schüler sollen darauf aufmerksam gemacht werden, wie schädlich Glücksspiele sein können, wenn ein verantwortungsloses Verhalten entsteht. Demzufolge werden die Unterrichtsstunden über Glücksspiele als Prävention angesehen.

Nun soll die bereits erfolgreich durchgeführte Unterrichtsreihe bei jüngeren Kindern getestet werden. Aktuell betrifft es 11- bis 14-Jährige, die das Fach Leben und Beruf gewählt haben. Somit wird an einer Schule keinesfalls in jeder Klasse die besondere Unterrichtsreihe angewandt, obwohl die Lehrer durchwegs dieser Idee gegenüber positiv eingestellt sind.

Informationen über jede Art von Glücksspiel

Die Unterrichtsreihe umfasst fünf Stunden und beschäftigt sich nicht nur mit den klassischen Casinospielen oder mit Spielautomaten. Generell wird jede Art von Glücksspiel integriert, sodass die Schüler ebenfalls über Rubbellose und Sportwetten informiert werden. Ebenso erhalten die Kinder Informationen über Wettmöglichkeiten in Games und über Games sowie Online Glücksspiel generell. Ein Thema, das sogar die Regierungen mehrerer Länder beschäftigt, sind die Lootboxen. Diese befinden sich in den Spielen und motivieren dazu, Geld auszugeben, um Schlüssel oder andere digitale Gegenstände zu erwerben. Mit diesen Gegenständen kann der Spieler im Spiel ins nächste Level aufsteigen. Darin sehen Experten ebenfalls die Gefahr, eine Sucht zu entwickeln.

Über die Unterrichtsreihe sollen die Schüler dazu angehalten werden, über Glücksspiele und deren Folgen nachzudenken. Ein weiterer Grund für die vom CCEA entwickelte Idee liegt darin, dass die Schüler darüber nachdenken, wie sie ihre Freizeit gestalten wollen und was sie glücklich macht. Zusätzlich sollen die Schüler darüber nachdenken, was sie bereits über Glücksspiele wissen. Viele wären sich gar nicht bewusst, dass sie an Glücksspielen teilnehmen. Sie gingen lediglich davon aus, dass sie harmlose Spiele, Websites oder Apps verwenden. Diese Erfahrung hat zumindest eine Lehrerin der Schule gemacht, die bereits einmal den Glücksspiel-Lehrstoff genutzt hat.

Marketingstrategien müssten den Schüler nahe gebracht werden

Der Council for the Curriculum, Examinations and Assessment verfolgt mit den Unterrichtseinheiten ein weiteres Ziel: Nachdem viele Jugendliche an Glücksspielen teilnehmen, ohne sich dessen bewusst zu sein, sollen die Einheiten über Glücksspiele auch zeigen, wie Marketing im Sportwettenbereich funktioniert. Zudem nutzen Glücksspielunternehmen die Motivation und Gehirnchemie, um bestimmte Personen zum Spielen zu animieren. Das wäre laut CCEA besonders wichtig, da heranwachsende Jugendliche das Spielen bereits in ihr Leben integriert hätten. Schließlich wäre der Zugang zu den Glücksspielen dank Smartphone so leicht wie noch nie und Jugendliche würden schnell auf Werbeversprechen anspringen.

Zu diesen Werbeaktionen zählen selbstverständlich Boni und Freiwetten, die zum Beispiel über SMS oder gar über E-Mails versandt werden. Welche Tricks sich dahinter verstecken, soll den Schülern über das Glücksspiel-Programm vermittelt werden. Dazu zählen auch Lootboxen und Skin-Wetten. Beide funktionieren auf ähnliche Art und Weise: Es handelt sich um virtuelle Gegenstände, die während des Spielens gekauft oder gewonnen wurden. Sie werden immer benötigt, um im Spiel weiterzukommen. Nachdem jeder Spieler in das nächste Level aufsteigen möchte, vergleichen Experten dies mit Glücksspiel, da auch hier die Gefahr einer Suchtentwicklung besteht.

In Großbritannien spielen zahlreiche Jugendliche

Es gibt einen guten Grund, weshalb in Nordirland das Glücksspielprogramm an den Schulen startet. Wie die britische Glücksspielbehörde schätzt, sind ungefähr 55.000 Minderjährige zwischen elf und sechzehn Jahren bereits spielsüchtig. Diese Daten decken sich mit weiteren Untersuchungen, die starke Bedenken hervorrufen. In Wales sollen 40 Prozent aller Kinder zwischen elf und sechzehn Jahren regelmäßig spielen. Zu dieser Erkenntnis kam eine Studie aus dem Jahr 2019. Im Rahmen dieser Studie wurden die vergangenen zwölf Monate herangezogen. Unter den Minderjährigen, die regelmäßig spielten, befanden sich mehr Jungs als Mädchen.

Zum Zeitpunkt der Studie waren Glücksspielautomaten die beliebteste Art, sein Glück zu versuchen. Diese sind leicht erreichbar und können auch von Minderjährigen genutzt werden. In Spielautomaten sehen Experten sogar eine noch größere Gefahr, da sie frei verfügbar sind und kurze Zahlungsintervalle aufweisen. Hiervon geht ein besonderer Reiz aus. Als ebenso bedenklich sahen es die Experten damals an, dass sich 84 Prozent der befragten und spielenden Jugendlichen nicht schlecht dabei fühlten.

Von wem stammt die Unterrichtsreihe?

Die Durchführung der Unterrichtsreihe wurde zwar vom CCEA empfohlen, aber von der Wohltätigkeitsorganisation Gambling with Lives entwickelt. Diese Organisation setzt sich bereits seit Jahren dafür ein, dass die Vorschriften und Gesetze für Glücksspielwerbung strenger gestaltet werden, um die Prävention zu stärken. Deshalb wurde dieses Bildungsprogramm entwickelt, um jungen Personen zu erklären, wie schädlich Glücksspiele sein können. Die Hoffnung liegt darin, dass die aufgeklärten Jugendlichen auch als Erwachsener nicht spielen werden. Um das zu erreichen, startete das Bildungsprogramm bereits im letzten Jahr an 15 Schulen in Nordirland. Gleichzeitig hat Irland die Glücksspielgesetze bereits verschärft.

Zum damaligen Zeitpunkt wurden die älteren Jugendlichen einbezogen. Nun folgt die zweite Reihe mit jüngeren Kindern. Wenn dieses Programm von Erfolg gekrönt ist, soll es an allen Schulen in Großbritannien durchgeführt werden. Bis jetzt fallen die Erfahrungen mit dem besonderen Bildungsprogramm sehr positiv aus: Sowohl die Schüler äußerten sich zufrieden und gaben zu, nun neue und wichtige Informationen über Glücksspiele erhalten zu haben, die sie bisher nicht kannten. Ebenfalls begeistert sind die Lehrer, da bislang an Schulen nur über Drogen und Alkohol gesprochen wurde. Glücksspiele hatten bislang gefehlt.

Der Beitrag wurde am 28.12.2022 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , veröffentlicht.
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