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Tränen-Falle auf TikTok: Wie falsche Omas euch das Geld aus der Tasche ziehen sollen

Du scrollst durch TikTok und stoppst bei einem herzzerreißenden Clip. Eine weinende Seniorin, deren liebevoll gefertigte Produkte angeblich niemand will. Die Geschichte rührt, der Finger zuckt schon Richtung Shop-Link, um zu helfen. Aber Vorsicht. Dahinter verbirgt sich oft keine echte Not, sondern eine Masche. Ein Unternehmenskonzept, das gezielt dein Mitgefühl ausnutzen will, um an dein Geld zu kommen.

Minimalistische Illustration einer traurigen Frau, die an einer Nähmaschine sitzt und eine Träne im Gesicht hat. Daneben ein Smartphone, auf dem das TikTok Logo abgebildet ist. - Erstellt mit AI durch Betrugstest Prompt.

Diese Tränen sollen rühren, sind aber leider nicht echt. Auf TikTok werden mit gefälschten Geschichten über notleidende Senioren billige Produkte zu überhöhten Preisen verkauft.

  • Mit gefälschten Mitleids-Videos werden Zuschauer zum Kauf von überteuerter Billigware verleitet.
  • Gezeigten Personen und ihre Geschichten sind komplett erfunden und oft einfach aus dem Internet geklaut.
  • Verkauft werden keine handgemachten Unikate, sondern billige Massenprodukte aus Asien zu Wucherpreisen.

Herz und Handel: So einfach funktioniert die Mitleids-Masche

Doch wie schaffen es diese Clips, uns so zu packen? Die Masche ist psychologisch clever und, wie so oft, ziemlich simpel. Man nehme ein willkürlich aus dem Netz gezogenes Video einer weinenden Person, mal ist es ein Teenager, mal ein älterer Herr, unterlegt es mit einer melancholischen Klaviermelodie und tippt eine rührende, aber frei erfundene Geschichte darüber. Das Ergebnis ist emotionale Täuschung und ein Paradebeispiel für gezielte Fake Werbung.

@herranwalt Neuer Betrug. So sollt ihr reingelegt werden durch den HandmadeScam #1minutejura #nachrichten #lernenmittiktok ♬ Originalton – Herr Anwalt

Die angebliche „Enkelin“ oder der „Sohn“ existieren genauso wenig wie die Notlage selbst. Das Ziel der Inszenierung ist kalkuliert und soll dein logisches Denken für einen Moment aussetzen. Wer mitfühlt, hinterfragt seltener den Preis, die Qualität oder die Herkunft eines Produkts. Man will helfen, und der Klick auf den Shop-Link scheint der schnellste Weg zu sein. Ein Kauf, ein gutes Gefühl – Mission erfüllt.

Made in China statt von Oma: Was wirklich in deinem Paket landet

Wer also glaubt, mit seinem Kauf die Rente einer Seniorin aufzubessern, irrt gewaltig und wird stattdessen leider nur Opfer einer Form von Online Shopping Betrug. Die Wahrheit hinter der sentimentalen Fassade hat einen Namen, nämlich Dropshipping. Ein Händler, oft nur eine einzelne Person mit Sitz in Deutschland, erstellt einen Online-Shop. Die Ware selbst hat er aber nie in der Hand.

Was ist Dropshipping?

Dropshipping ist ein Geschäftsmodell im Onlinehandel. Der Verkäufer bietet Ware an, die er nicht selbst lagert. Nach einer Bestellung wird der Auftrag an einen Großhändler oder Hersteller weitergeleitet, der das Produkt direkt an den Endkunden versendet. Häufige Kritikpunkte sind lange Lieferzeiten und eine Produktqualität, die nicht den Erwartungen entspricht. Da der Verkäufer nur als Vermittler agiert, gestalten sich auch Retouren und der Kundenservice oft als kompliziert.

Bestellst du, wird der Auftrag direkt an einen Großhändler in Asien weitergeleitet, der das Päckchen dann auf den Weg zu dir schickt. Die vermeintlichen Unikate, ob nun „Muhletten“ in Kuh-Optik oder putzige AirPods-Hüllen, finden sich für einen Bruchteil des Preises auf Plattformen wie Temu oder AliExpress wieder. Von Omas Handarbeit also keine Spur. Stattdessen landet eine satte Gewinnspanne direkt in der Tasche des Shop-Betreibers.

Lügen-Detektor für deine Hosentasche: So entlarvst du die Fakes

Glücklicherweise ist es oft leichter als gedacht, diesen Schwindel zu durchschauen. Die Betreiber der Shops sind in ihrer Gier meistens faul und hinterlassen Spuren, die du leicht verfolgen kannst. Ein gesundes Misstrauen ist der erste Schritt. Wirkt die Geschichte zu dramatisch, um wahr zu sein? Dann ist sie es wahrscheinlich auch. Das wirksamste Werkzeug, um die Lüge zu enttarnen, hast du aber schon längst in der Hand.

Schnell-Check: Die umgekehrte Bildersuche

Macht einfach einen Screenshot von der Schlüssel-Szene aus dem Video, meistens ist das die weinende Person. Und keine Sorge wegen des Datenschutzes. Da diese Clips für jeden frei zugänglich auf TikTok laufen, ist der Schnell-Check unbedenklich und wird sogar von Verbraucherzentalen empfohlen. Du greifst auf keine privaten Daten zu. Lade dieses Bild bei der Google Bildersuche hoch (am Handy oft als Google Lens bekannt). Die Ergebnisse liefern den Beweis für die Irreführung meist sofort.

Reingefallen? Das kannst du jetzt tun

Der Klick war schnell gemacht und jetzt sind die Kuh-Hausschuhe schon auf dem Weg? Keine Panik, du bist dem Schwindel nicht hilflos ausgeliefert. Sei dir direkt bewusst, dass du bei jedem Online-Kauf ein 14-tägiges Widerrufsrecht hast, von dem du Gebrauch machen solltest!

Kontaktiere den Händler und fordere dein Geld zurück. Da dir bewusst falsche Tatsachen vorgespielt wurden („handgemacht“ statt Massenware), sprechen Juristen hier sogar von Betrug. Melde den Fall deshalb unbedingt deinem Zahlungsdienstleister wie PayPal oder Klarna, die oft einen Käuferschutz haben. Und zu guter Letzt: Meldet das Profil und die Videos direkt bei TikTok.

Anatol Tsirgiotis
Anatol testet unabhängig Buchmacher und Wett‑Apps, vor allem mit Fokus auf Sicherheit und Betrugsprävention. Er entlarvt Maschen wie Fake‑Lizenzen, Bonusfallen, Phishing und intransparente AGB und prüft die Lizenzlage, Datenschutzmaßnahmen sowie Ein‑ und Auszahlungen. Neue Anbieter müssen strenge Checks basierend auf expliziten Kriterien bestehen. Sein Ziel: Nur makellose Wettanbieter empfehlen.
Geschrieben von: Anatol Tsirgiotis
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