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Camelot reicht Klage gegen UKGC ein

Meistens läuft es so, dass eine Glücksspielaufsicht eine Strafe gegen einen Glücksspielanbieter erhebt oder gar eine Klage anstrebt. Sehr selten passiert es, dass ein Glücksspielanbieter eine Klage gegen eine Glücksspielaufsicht einreicht. Doch genau das ist nun passiert: Der britische Glücksspielanbieter Camelot wehrt sich gegen eine Entscheidung der britischen Glücksspielaufsichtsbehörde und hat deshalb ein Gerichtsverfahren begonnen.

Mehrere Lottoscheine liegen übereinander auf einem Tisch.

Camelot darf ab 2024 die Nationallotterie von Großbritannien nicht mehr führen. Zugleich wenden sich zwei Spieler wegen nicht ausgezahlter Gewinne an das Gericht. (©papazachariasa/Pixabay)

Camelot erhält keine neue Lizenz für britische Lotterie

Bislang besaß Camelot die Lizenz, in Großbritannien die Nationallotterie zu führen. Die Lizenz läuft im Jahr 2024 aus, weshalb es ein neues Lizenzverfahren gab. Das Ergebnis führte bei Camelot laut Chief Executive Nigel Railton zu einem leichten Schock. Die Lizenz geht nun an das tschechische Tochter-Unternehmen Allwyn und Camelot wurde nur als Reservebewerber angesetzt. Obwohl Camelot bei der UKGC um eine Stellungnahme bat, kam nur eine unbefriedigende Antwort.

Aus diesem Grund geht der Glücksspielanbieter nun vor Gericht. Die britische Glücksspielaufsichtsbehörde hat Camelot lediglich geantwortet, dass das Lizenzvergabeverfahren fair und robust abgelaufen wäre. Es wären für alle Bewerber die gleichen Bedingungen vorhanden gewesen. Ob dem wirklich so war oder nicht, wird nun das Gericht entscheiden müssen. Welche Vorwürfe das Glücksspielunternehmen Camelot vorbringen wird, lässt sich der aktuellen Pressemitteilung nicht entnehmen. Es wird daher spannend werden, wie das Gericht entscheidet. Immerhin übernimmt ebenfalls ein in Großbritannien ansässiges Unternehmen die Nationallotterie – auch wenn der Mutterkonzern in Tschechien sitzt.

Camelot besorgt um eigene Mitarbeiter

Camelot ist zu Recht besorgt um die eigenen Mitarbeiter. Immerhin haben diese die letzten Jahre damit verbracht, die Nationallotterie zu führen. Ob diese Mitarbeiter weiter beschäftigt werden können, steht noch nicht fest. Doch unabhängig davon, wie die Entscheidung des Gerichts ausfällt, fordert der Chief Executive eine Erklärung, die den Mitarbeitern zusteht. Anders sieht es anscheinend der neue Lizenzinhaber Allwyn, der sich bereits an das Personal von Camelot wandte. Das Unternehmen hat die bisherigen Mitarbeiter von Camelot eingeladen, Allwyn bei deren neuen Reise zu begleiten.

Wer sich hierzu entscheidet, würde einen besonderen Schutz durch den neuen Lizenzinhaber genießen. Was genau das bedeutet, lässt sich der Pressemitteilung ebenfalls nicht entnehmen. Allwyn hat sich jedoch dahingehend geäußert, dass für die Nationallotterie nun ein neues Zeitalter anbricht. Demzufolge hat der Konzern bereits Pläne für die Lotterie. Solche Pläne stellen keinesfalls einen Zufall dar: Allwyn ist die Tochtergesellschaft von Europas größtem Lotteriebetreiber Sazka. Dieses Unternehmen ist ebenfalls in Österreich tätig und sorgte bereits im Zusammenhang mit der Monopolstellung für ausreichend Aufmerksamkeit.

Sazka Hauptbesitzer von Casinos Austria

Das Unternehmen Sazka besitzt nicht nur Tochterunternehmen – es handelt sich um eine Tochtergesellschaft der Investmentgruppe KKCG. Diese wurde vom tschechischen Milliardär Karel Komarek gegründet. Seit geraumer Zeit ist Sazka zudem der Hauptbesitzer von Casinos Austria und hält somit die Monopolstellung in Österreich inne.

Seit einem halben Jahr gab es bei Sazka eine personelle Umstrukturierung. Der Olympiasieger Lord Coe wurde in den Vorstand berufen und mit einer besonderen Aufgabe betreut. Er soll für die Finanzierung des Breiten- und Spitzensports in Europa sorgen. Aufgrund seiner weiteren Tätigkeit als Präsident des Welt-Leichtathletikverbandes wird er diese Aufgabe mit Sicherheit meistern.

Die Idee, sich für die Lizenz der britischen Nationallotterie zu bewerben, entstand bereits im Jahr 2020. In diesem Zusammenhang hatte Sazka zu verstehen gegeben, dass sie der bessere Inhaber der Lizenz wären. Immerhin haben sie bereits einige Lotterien übernommen und sie anschließend besser gemacht, beispielsweise mit einem Angebot von Lotto im Internet. Diesen Plan hegte Sazka auch für die britische Lotterie. Camelot hingegen stand bereits zu diesem Zeitpunkt in der Kritik, weshalb es unsicher war, ob das Unternehmen ein weiteres Mal die Lizenz erhält.

Camelot erhielt von der UKGC eine Millionenstrafe

Experten wundert es keinesfalls, dass Camelot nicht als neuer Lizenzinhaber gewählt wurde. Die UKGC hat in letzter Zeit einige Verstöße bei Camelot festgestellt, weshalb dem Konzern eine Geldstrafe in Höhe von 3,15 Millionen GBP auferlegt wurde. Bei den Verstößen handelt es sich zum Beispiel um eine Doppelberechnung beim Kauf von über 20.000 Losen. Zudem wurden mehreren Tausend Spielern Werbung zugeschickt, obwohl sich diese vom Glücksspiel ausgeschlossen hatten oder von anderen ausgeschlossen wurden.

Etwas länger liegen weitere Probleme zurück. So hat im Jahr 2015 eine Losinhaberin eine Million Pfund gewonnen – der Gewinn wurde aber bis heute nicht ausgezahlt. Camelot hatte damals reagiert, indem ein Softwarefehler vorgeschoben wurde. Dieser Softwarefehler soll beim Lesen des Loses entstanden sein und fälschlicherweise einen Gewinn von einer Million angezeigt haben. Das Los selbst hätte jedoch keinen Gewinn erwirtschaftet – so bis heute die Erklärung von Camelot.

Es ist durchaus denkbar, dass diese Verstöße der Grund sind, weshalb nun ein anderes Unternehmen die nächste Lizenz erhält.

Spieler wenden sich ihrerseits an das Gericht

Die Spielerin, deren Los einen Gewinn von einer Million GBP angezeigt hat, möchte sich nun an ein Gericht wenden. Sie wartet bis heute auf die Auszahlung des Gewinnes. Nach einigen Jahren hat sie sich nun dazu entschieden, ihren Gewinn einzufordern und hat bereits einen Anwalt beauftragt. Dies geschieht für Camelot zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Gleiches trifft auf einen weiteren Spieler zu, der sich ebenfalls betrogen fühlt. Auch bei ihm wurde ein Millionengewinn angezeigt – immerhin hätte er 6,5 Millionen GBP gewonnen. Der Mitarbeiter der Lotteriezweigstelle zahlte aber nur 11,40 GBP aus.

Der betroffene Kunde gab sich mit diesem Betrag nicht zufrieden und hat sich an die Hauptstelle von Camelot gewandt. Diese bestätigten ihm, dass er mehrere Millionen GBP gewonnen hat. Statt jedoch eine weitere Gewinnauszahlung zu erhalten, wurde er des Betrugs beschuldigt. Er hätte schließlich einen Gewinn erhalten. Erschwerend kommt in diesem Fall hinzu, dass der Mitarbeiter der Lotteriezweigstelle die Lose ausgetauscht hat. Trotzdem sei es über die digitale Nachverfolgung ersichtlich, dass der Gewinn weitaus höher ausfiel.

Es ist durchaus denkbar, dass die Entscheidungen bezüglich dieser beiden Gerichtsverfahren auf die Entscheidung Einfluss nehmen, die Camelot anstrebt. Lassen sich beide Betrugsfälle bestätigen, besitzt Camelot kaum Erfolgschancen.

Der Beitrag wurde am 20.4.2022 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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