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Deutschland: Neue Studie über Spielsucht

Glücksspielgesetze und Lizenzbedingungen für Glücksspielunternehmen sollen dafür sorgen, dass nach Möglichkeit keine Spielsucht entwickelt werden kann. Zudem soll über diese Gesetze und Vorschriften ein eventuell finanzieller Schaden verhindert oder zumindest gemindert werden. Um den aktuellen Stand zu kennen, werden immer wieder Studien durchgeführt, so wie vor kurzer Zeit in Thüringen. Das Ergebnis wird als bedenklich eingestuft.

Eine Statistik zeigt einen Anstieg der Werte, hinter dieser Studie steht eine männliche Person.

Einer neuen Studie zufolge steigt in Deutschland die Zahl der Spielsüchtigen an, in Thüringen hat sich die Zahl verdreifacht. Derzeit gibt es in Thüringen 32.000 Spielsüchtige. (©geralt/Pixabay )

Mehr als 30.000 Spielsüchtige in Thüringen

Die Thüringer Landesregierung ließ eine Studie durchführen, um die Anzahl der Spielsüchtigen in Thüringen zu erkennen. Zugleich sollte die Studie ermitteln, wie sich generell das Glücksspielverhalten entwickelt hat. All diese Erkenntnisse sollen künftig verwendet werden, um die Entwicklung von Spielsucht zu verhindern. Die Erstellung und Durchführung solch einer Studie geschah keinesfalls zufällig, die Landesregierung von Thüringen hat im Jahr 2022 einen entsprechenden Beschluss gefasst. Aus diesem Grund wurde die Studie durchgeführt, die einen Anstieg der Spielsüchtigen ermittelte. Während es im Jahr 2022 noch 11.000 Spielsüchtige gab, hat die Studie nun mehr als 30.000 Personen ermittelt. Der Großteil dieser Personen ist männlich und gehört der Altersgruppe von 20 bis 39 Jahren an. Die Studie wollte auch ermitteln, ob es einen Zusammenhang mit der persönlichen Bildung gab und hat deshalb auch den höchsten Schulabschluss der Betroffenen ermittelt:

52 Prozent der Spielsüchtigen haben einen Realschulabschluss und 14 Prozent verfügen über einen Fach-Hochschulabschluss. Weitere 23 Prozent konnten die Hauptschule mit einem qualifizierten Abschluss verlassen. Diese Zahlen stellen jedoch nicht die komplette Situation aller Spielsüchtigen dar, sondern lediglich derjenigen, die sich an Beratungsstellen wandten. Um einen Zusammenhang zwischen der finanziellen Situation und der Spielsucht zu erkunden, wurde auch die Berufssituation der Spielsüchtigen erfragt.

Angestellte und Arbeitslose gleichmäßig vertreten

Die Angaben der Spielsüchtigen bezüglich ihrer beruflichen Situation verteilen sich relativ gleichmäßig: 31 Prozent befinden sich in einem Arbeitsverhältnis und knapp 27 Prozent beziehen Arbeitslosengeld. Trotz dieser gleichmäßigen Verteilung haben die meisten der Betroffenen den gleichen Grund für die Kontaktaufnahme zu einer Beratungsstelle angegeben: Finanzielle Probleme aufgrund der Spielsucht und zusätzliche private Probleme. Ein fast genauso großer Personenkreis hat als Begründung Probleme in der Partnerschaft und Schwierigkeiten bei der Freizeitgestaltung angegeben. Besonders bedenklich ist jedoch die Höhe der Schulden, die von den Spielsüchtigen erspielt wurden: Der Durchschnitt liegt bei 45.000 Euro pro Person. Diese Situation führt bei vielen der Spielsüchtigen bereits zu Depressionen und Schuldgefühlen.

Um weitere Problemspieler zu verhindern, hat die Studie auch ermittelt, zu welchen Glücksspielen die Spielsüchtigen greifen. Interessanterweise liegt der Anteil derer, die an Spielautomaten in Spielhallen spielen, wesentlich höher als der Anteil derjenigen, die online spielen. Internetcasinos wurden lediglich zu sieben Prozent angegeben, während die Spielautomaten vor Ort zu 82 Prozent benannt wurden. Demzufolge scheinen die neu lizenzierten Online-Casinos nicht das Hauptproblem darzustellen.

Behandlungen Spielsüchtiger erfolgreich

Die vom Thüringer Landtag in Auftrag gegebene Studie hat auch herausgefunden, wie erfolgreich durchgeführte Behandlungen der Spielsüchtigen waren. So gaben 60 Prozent der Befragten an, dass sie ein Jahr nach dem Ende der Behandlung glücksspielfrei waren. Ebenso hat sich die Arbeitssituation der Betroffenen positiv verändert: Diese Aussage wurde von 50 Prozent der Betroffenen angegeben. Hinzu kommt, dass knapp die Hälfte der Therapien mit ärztlicher Erlaubnis beendet wurden. Somit konnten diese als „geheilt“ betrachtet werden. All das sind nützliche Informationen, um nicht nur die Behandlung Spielsüchtiger, sondern auch die Präventionsmaßnahmen auszubauen. Das lässt sich zumindest dem Bericht über die Studie entnehmen. Darin ist auch gut zu erkennen, dass illegale Spielmöglichkeiten lediglich eine untergeordnete Rolle spielen. Diese wurden von den Befragten mit weniger als einem Prozent angegeben.

Welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen, kann dem umfangreichen Bericht ebenfalls entnommen werden. So hat die Landesregierung von Thüringen das Ziel gefasst, die Prävention weiter auszubauen. Demzufolge sollen alle Glücksspielfans rechtzeitig kontaktiert und über die Folgen einer Spielsucht aufgeklärt werden. In den Fokus rücken auch die Kinder der Spielsüchtigen, um frühzeitig einen Kontakt mit Glücksspielen zu verhindern. So wurde im Bericht erwähnt, dass Gesundheitspolitik, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung sinnvoll zusammenarbeiten müssen, um eine Spielsucht bereits im Keim ersticken zu können. Das ist jedoch nicht nur in Thüringen notwendig, generell gibt es anderen Quellen zufolge in Deutschland eine hohe Zahl Spielsüchtiger. Diese soll bei zwei Prozent der gesamten Bevölkerung liegen.

Alle Glücksspielarten betroffen

Die Studie hat natürlich nicht nur ermittelt, wo die Spieler ihr Glück versuchen. Es wurde auch ermittelt, welche Glücksspielarten gerne genutzt werden. So kam heraus, dass grundsätzlich alle Arten verwendet werden, jedoch im Vergleich zu den Spielautomaten vor Ort nur einen geringen Prozentsatz einnehmen. Alle weiteren Glücksspielarten befinden sich unterhalb der 10-Prozent-Grenze. Trotzdem nimmt eine Glücksspielart hierunter den höchsten Prozentsatz ein: Sportwetten. Diese wurden mit 6,8 Prozent angegeben. Hinzu kommen weitere Wettmöglichkeiten, die mit knapp drei Prozent angegeben wurden. Deshalb geraten Sportwetten immer wieder in den Fokus der Suchtprävention. Das mag auch daran liegen, dass in den letzten Jahren immer häufiger Betrugsfälle und Manipulationen im Sportwetteinbereich auftraten. Somit werden Sportwetten generell unsicherer und erhalten einen hohen Stellenwert innerhalb der Suchtprävention.

Beachtet werden muss auch, dass nur 10 Prozent der Spielsüchtigen ein Beratungs- oder Behandlungsangebot in Anspruch nimmt. Aufgrund dessen, dass die Behandlungen jedoch ein sehr gutes Ergebnis erzielen, sollten sie von mehreren Personen angenommen werden. Immerhin gaben knapp 80 Prozent der Befragten an – die eine Beratung oder Behandlung erhielten – dass sie glücksspielfrei sind. Angesichts dessen, dass die meisten der problematischen Spieler zwischen zwei und fünf Stunden pro Tag spielen, ist dies ein sehr gutes Ergebnis, mit dem sich das Privatleben entscheidend verbessern lässt. All das führt dazu, dass die Suchtprävention verstärkt in Vordergrund rückt und die Behandlungsmöglichkeiten ebenfalls ausgebaut werden sollen. Auch die neu gegründete GGL hat es sich zur Aufgabe gemacht, Spielsucht von Anfang an zu bekämpfen.

Der Beitrag wurde am 11.7.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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