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Finnland startet Projekt für neues Glücksspielgesetz

Noch herrscht in Finnland ein Glücksspielmonopol, das besagt, dass nur ein bestimmtes staatliches Unternehmen Glücksspiele anbieten darf. Allerdings gibt es einige Gründe, die von der finnischen Regierung zum Anlass genommen werden, die aktuelle Glücksspielsituation zu ändern. Hierfür standen ursprünglich zwei verschiedene Ideen zur Verfügung – die Regierung hat sich für die Abschaffung des Monopols entschieden. Deshalb startet nun ein Projekt, um ein neues Glücksspielgesetz zu erschaffen.

Die berühmte Kathedrale von Helsinki, der Hauptstadt Finnlands.

Die finnische Regierung hat den Entschluss gefasst, das noch bestehende Glücksspielmonopol abzuschaffen. Ein Grund liegt darin, dass vermehrt Spieler zu nicht lizenzierten Online-Casinos gehen und somit einen geringen Spielerschutz haben. (©tap5a/Pixabay)

Die Gründe für die Änderung des Gesetzes

Ein Glücksspielmonopol verhindert keinesfalls, dass es in diesem betreffenden Land in der Tat nur einen Glücksspielanbieter gibt. Viele Unternehmen präsentieren trotz fehlender Lizenz ihre Glücksspiele oder die Spieler umgehen das bestehende Monopol, indem sie sich bewusst für ausländische Anbieter entscheiden. Diese Praktik besteht in Europa seit Jahren, da viele Glücksspielkonzerne mit beispielsweise Sitz auf Malta ihre Online-Casinos in zahlreichen europäischen Ländern angeboten haben, was in Fällen wie der Aktivitäten von Betssons Tochtergesellschaft BML Group in Finnland zu Konflikten geführt hat. Das geschah keinesfalls mit böser Absicht, vielmehr gingen sie davon aus, dass sie das Recht hierzu haben. Exakt aus diesem Grund konnten und können weiterhin finnische Spieler zu anderen Anbietern greifen. Dieses Spielen außerhalb des Monopols wird von Experten nicht gutgeheißen.

Zwar ist es nicht immer so, dass das Spielen bei anderen Glücksspielunternehmen automatisch mit einer schlechten Sicherheit für die Spieler einhergeht. Das jedoch wird von den Experten immer wieder in den Fokus gerückt, weshalb die finnische Regierung das Ziel gesetzt hat, das Spielen außerhalb des einzig erlaubten Anbieters zu unterbinden. Um die richtige Lösung für dieses Ziel zu finden, wurde vor einigen Monaten eine Studie in Auftrag gegeben. Diese Studie konnte lediglich zwei Lösungen erarbeiten: Entweder wird das bestehende Glücksspielmonopol gestärkt oder es wird auf ein offenes Lizenzsystem umgestellt. Nachdem letzteres in – bis auf Österreich – jedem europäischen Land vorhanden ist, möchte die finnische Regierung nun auch ein offenes Lizenzsystem installieren.

Projekt soll Vorschläge erarbeiten

Finnland hat bislang keinerlei Erfahrungen mit einem offenen Lizenzsystem, da bis heute nur das Unternehmen Veikkaus Glücksspiele jeder Art anbieten durfte. Um trotz fehlender Erfahrung ein funktionierendes Glücksspielgesetz zu erschaffen, beobachtet man auch, wie Veikkaus sich auf das Lizenzsystem vorbereitet. Zusätzlich soll das vor wenigen Tagen gestartete Projekt ausreichend Vorschläge ermitteln. Diese Vorschläge sollen innerhalb der Regierung besprochen und gegebenenfalls in das neue Gesetz eingebunden werden. Zu den Vorschlägen, die gesammelt werden, zählen alle Fakten, die für das Lizenzsystem notwendig sind. So soll ermittelt werden, für welche Glücksspielarten eine Lizenz vergeben werden soll. Derzeit wird sowohl von Online-Casinos als auch von Sportwetten ausgegangen, die ab dem nächsten oder übernächsten Jahr lizenziert werden.

Darüber hinaus sollen auch Vorschläge gesammelt werden, die sich auf die Lizenzbedingungen beziehen. Selbstverständlich müssten alle Glücksspielanbieter, die eine Lizenz für Finnland beantragen, ein strenges Regelwerk einhalten. Das ist immerhin in jedem Land der Fall. Nur derjenige, der diese Regeln einhält, wird als sicherer Anbieter angesehen und kann eine Lizenz erhalten. Nachdem davon die Spielersicherheit abhängt, sollen auch entsprechende Vorschläge für die Verbesserung der Spielersicherheit eingeholt werden. Hinzu kommt, dass Finnland bereits jetzt Ideen sammeln möchte, um einerseits entstandene Glücksspielschäden zu behandeln und auf der anderen Seite eine sinnvolle Prävention zu installieren.

Steuern und Gebühren müssen ebenfalls geplant werden

Sobald ein neues Gesetz für Finnland entsteht, regelt dieses auch die Glücksspielsteuer. Aufgrund der Abwanderung der finnischen Spieler zu ausländischen Anbietern hat die Regierung Einbußen bezüglich der Steuereinnahmen gehabt. Um das in Zukunft zu vermeiden, müssen natürlich alle lizenzierten Glücksspielunternehmen einen bestimmten Steuersatz bezahlen, ähnlich wie es bei legalen Online Casinos in Deutschland der Fall ist. Über diesen wird ebenfalls im Rahmen des Projekts diskutiert. Gleiches trifft auf Gebühren zu, die von den Glücksspielkonzernen für ihre Lizenz bezahlt werden müssen. All das deutet darauf hin, dass das Glücksspielgesetz in Finnland komplett überarbeitet werden soll. Deshalb soll zusätzlich vorab ermittelt werden, wie die Glücksspiele in Zukunft vermarktet werden. Das bedeutet, dass auch Werbung für die Glücksspiele von der Regierung geregelt werden soll.

Wie einer Pressemitteilung der finnischen Regierung zu entnehmen ist, soll der aktuelle Monopolist weiterhin Glücksspiele anbieten können. Das deutet darauf hin, dass in Zukunft ein wesentlich größeres Sortiment an Glücksspielen vorhanden sein wird. Auch darüber sollen Vorschläge erbracht werden. Zusätzlich denkt die Regierung darüber nach, die in Finnland vorhandenen Spielautomaten in verschiedene Kontrollbereiche aufzuteilen. Sobald ausreichend Vorschläge gesammelt wurden, wird die Regierung darüber beraten. Hierfür hat die Regierung bereits ein zeitliches Ziel gesetzt, und zwar nächstes Jahr. Wie jedoch auch bekannt wurde, möchte sich die Regierung an den Lizenzsystemen und Glücksspielgesetzen von anderen Ländern orientieren. So könnten einheitliche Regeln auf EU-Ebene entstehen.

EGBA mit Glücksspieländerung einverstanden

Nachdem es in jedem Land bereits so abläuft, dass viele unterschiedliche Glücksspielunternehmen eine Lizenz beantragen können und Finnland noch fast das einzige Land war, das am Monopol festhielt, freut sich der EGBA über die Entscheidung zur Abänderung. Der Glücksspielverband EGBA vertritt immerhin große Glücksspielunternehmen, die in zahlreichen Ländern aktiv sind. Um deren Interessen zu vertreten, legt der Verband selbstverständlich Wert darauf, dass jedes Land die Möglichkeit bietet, eine Lizenz zu beantragen. Zugleich wird von der EGBA generell bemängelt, wenn es in einem Land möglich ist, dass die Spieler zu illegalen Anbietern abwandern. Deshalb kritisiert der Verband auch das völlige Glücksspielwerbeverbot in Italien. Auch in diesem Land wandern viele Spieler zu nicht lizenzierten Anbietern ab. Wenn es jedoch spätestens ab dem übernächsten Jahr in Finnland kein Monopol mehr gibt, haben die meisten Spieler keinen Grund mehr, illegale Spiele zu nutzen.

Das ist eines der Gründe, weshalb der EGBA dafür ist, dass es kein Monopol mehr gibt. Auf der anderen Seite kann sich natürlich der Umsatz der EGBA-Mitglieder erhöhen, wenn sie ihre Online-Casinos in einem weiteren Land anbieten dürfen. Aber auch die Regierung wird davon profitieren, wenn entsprechend viele Anbieter lizenziert werden und Steuern zahlen müssen. Demzufolge würde von einer Abschaffung des Monopols jede Seite seinen eigenen Nutzen ziehen.

Der Beitrag wurde am 16.11.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
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