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Spielerschutzbündnis regt Werbeverbot für Sportwetten an

Ein Blick auf andere europäische Länder zeigt deutlich, dass viele das Problem der Sportwettenwerbung bereits erkannt haben. Deutschland hat jedoch bislang nur Sponsoring über bekannte Profisportler verboten, weshalb ein neu gegründetes Bündnis ein Werbeverbot für Sportwetten fordert. Wer sich hinter dem Bündnis verbirgt und welche Forderungen gestellt werden, verraten wir jetzt.

Ein Mann steht mit gesenktem Kopf und seinen Händen vor dem Gesicht in einem Fußballstadion.

Das neu gegründete Bündnis gegen Sportwettenwerbung besteht unter anderem aus Sucht- und Präventionsorganisationen. Diese fordern eine starke Einschränkung der Sportwettenwerbung. (©Fotorech/Pixabay)

Neues Bündnis präsentiert sich der Öffentlichkeit

Die Homepage des Bündnisses gegen Sportwettenwerbung ist erst seit einigen Tagen aktiv. Um sich der Öffentlichkeit vorzustellen, gab das Bündnis eine Pressemitteilung heraus. Darin stellt sich das Bündnis kurz vor und erläutert zugleich, worum es der Organisation geht. Einige der Mitglieder haben ihre Meinung in der Pressemitteilung abdrucken lassen. Diese verdeutlichen, worum es dem Bündnis geht: Eine Regulierung für Sportwettenwerbung in Deutschland, um die Bevölkerung vor den negativen Folgen einer Spielsucht zu bewahren.

So hat zum Beispiel Dr. Tobias Hayer von der Universität in Bremen folgende Stellung abgegeben: „Die massive Werbung von Sportwetten stellt das Gegenteil einer effektiven Suchtpräventionspraxis dar.“ Er bezieht sich darauf, dass sowohl Spielsüchtige über die Werbung zum Spielen animiert werden als auch Neulinge zum Wetten aufgefordert werden. Deutschlands Regierung hat diese Probleme zum Teil verstanden und deshalb das Sponsoring von bekannten Sportlern verboten. Diese hätten immerhin eine Vorbildfunktion, weshalb viele Fans aufgrund der Werbung auf den Trikots zum Wetten motiviert werden.

Wer sind die Mitglieder des Bündnisses?

Abgesehen von einigen Privatpersonen, die selbst unter Spielsucht litten und deshalb die Bevölkerung auf die Probleme aufmerksam machen möchten, sind zahlreiche Organisationen Mitglied. Hierbei handelt es sich durchwegs um Spielsuchtorganisationen und Jugendschutzorganisationen. Alle arbeiten gemeinsam an dem Ziel, dass in Deutschland Glücksspielwerbung weitgehend verschwindet. Zugleich wird jedoch appelliert, die Prävention zu stärken und betroffene Personen dazu zu ermutigen, die entsprechenden Hilfsorganisationen aufzusuchen. Diese könnten ihnen dabei helfen, bereits vorhandene Probleme zu lösen.

Daher verwundert es nicht, dass folgende Organisationen Mitglied des Bündnisses sind: • Jugendschutz (präventiv) der Stadt Frankfurt am Main • Glücksspielfrei e.V. – Bundesverband Selbsthilfe Glücksspielsucht • Der Fachverband Glücksspielsucht e.V. (FAGS) • Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern • Betroffenenbeirat Bayern • Transparency Deutschland – Koalition gegen Korruption

Vorgenannte Liste ist nicht vollständig, sie gibt lediglich ein paar Beispiele wieder. Diese verdeutlichen jedoch, dass das Bündnis auch die im Sport vorhandene Manipulation und Betrugsfälle in den Fokus stellt.

Kritikpunkte des Bündnisses

Das Bündnis gegen Sportwettenwerbung kritisiert nicht nur, dass überhaupt Werbung stattfindet, sondern wie die Werbung durchgeführt wird. So weist die Organisation auf ihrer Website darauf hin, dass Tipico über 160 Millionen Euro in einem Jahr für Werbung ausgibt. Das geschieht natürlich nicht ohne Hintergrund. Jene Hintergründe werden vom Bündnis bemängelt, da diese nur dazu führen, dass Sportwettenfans mehr setzen und höhere Einsätze tätigen. So wird über Werbung suggeriert, dass Sportfans aufgrund ihrer Kompetenzen einen Gewinn generieren könnten. Aber mit Kompetenz hat der Ausgang eines Spiels nicht viel zu tun. Hinzu kommt das Problem von Manipulationen, die den Ausgang eines Spiels verändern.

Das Bündnis sieht auch eine Gefahr im Willkommensbonus und in weiteren Gratiswetten, die immer wieder von den Sportwettenanbietern angeboten werden. Hierdurch werden die Wettfans erneut animiert, neue Einsätze zu tätigen. Der Sinn dahinter: Die Sportwettenanbieter erhöhen so ihren eigenen Gewinn, während die Spieler oft die festgesetzten Umsatzbedingungen nicht einhalten können. Gleiches trifft auf den Bonus zu, wenn ein neuer Kunde geworben wird. Durch diesen Bonus verdient erneut der Sportwettenanbieter, da auch an diesen Umsatzbedingungen geknüpft sind. Wer diese nicht umsetzen kann, verliert einen eventuell erspielten Gewinn. Ein weiteres Problem stellen limitierte Angebote der Sportwettenanbieter dar, die kein Spieler verpassen möchte. Über diese steigt der Druck auf die Spieler, rechtzeitig zum angebotenen Bonus zu greifen.

Die Forderungen im Detail

In seiner Pressemitteilung weist das Bündnis darauf hin, dass in den letzten Wochen die Werbung für Sportwetten bereits angestiegen ist. Nachdem nun der Start der Bundesliga erfolgt ist, geht das Bündnis von noch mehr Werbung aus. Deshalb wendet sich die Organisation ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit. Hierbei verweist das Bündnis auf andere Länder, die entweder Glücksspielwerbung komplett verbieten oder zeitlich so einschränken, dass zumindest Minderjährige geschützt werden. Andere Länder haben die Länge der TV-Werbespots und die Anzahl pro Werbeblock begrenzt. Ein europäisches Land hat festgelegt, dass ähnlich wie bei der Werbung für Zigaretten auf die Risiken hingewiesen wird.

Nachdem Werbung zum Kauf eines Produktes oder im Falle der Sportwetten zum Spielen anregt, fordert das Bündnis eine weitestgehende Einschränkung der Sportwettenwerbung. Nachdem dies allein nicht reicht, soll auch die Prävention gestärkt werden. Ebenso sollen die Spieler dazu ermutigt werden, die zahlreich vorhandenen Suchtstellen und weitere Hilfsorganisationen aufzusuchen, falls eine Spielsucht entstanden ist. Damit sind die Forderungen des Bündnisses aber noch nicht beendet. Es wird zugleich gefordert, dass die Forschung bezüglich der Auswirkungen der Sportwettenwerbung vorangetrieben wird. Laut Bündnis soll erforscht werden, in welchem Zusammenhang der Anstieg der Sportwetten mit der Sportwettenwerbung steht.

Eigenverantwortung soll gefordert werden

Der Schutz der Kinder und Jugendlichen ist dem Bündnis ein besonderes Anliegen. Trotzdem soll durch ein Verbot der Sportwettenwerbung jeder Einzelne geschützt werden. Das wird jedoch nur dann erreicht, wenn es ein gesetzliches Verbot oder zumindest eine starke Einschränkung der Werbung gibt. Das stellt für das Bündnis den ersten Schritt dar. Zudem sollen die Sportwettenanbieter, Verbände und Vereine dazu aufgefordert werden, mehr Eigeninitiative zu zeigen und von sich aus Werbung einzuschränken oder gar komplett darauf zu verzichten.

Aber auch die Medien sollen mehr Verantwortung übernehmen. Welche Ideen das Bündnis in diesem Bereich hat, lässt sich weder der Homepage noch der Pressemitteilung entnehmen. In der Regel wird es so ablaufen, dass Medien nur über ein Gesetz die Veröffentlichung von Werbung einschränken oder gar komplett beenden können. Das ist dem Bündnis auch klar, weshalb es bis zur Regelung per Gesetz eine Übergangsphase fordert, in der die Eigenverantwortung aller Beteiligten deutlich zum Ausdruck gelangt. International setzt sich übrigens die EGBA für sehr ähnliche Anliegen ein.

Der Beitrag wurde am 15.8.2022 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , veröffentlicht.
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