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Australien: Schritt für Schritt zum Werbeverbot

Viele Länder sehen in der Glücksspielwerbung ein Problem. Diese soll dazu verführen, zu Glücksspielen zu greifen. Vor allem wird Werbung für Glücksspiele als problematisch angesehen, wenn während der Werbung ein Gewinn „versprochen“ wird. Das würde insbesondere problematische Spieler zum vermehrten Spielen animieren. Um das in Zukunft zu verhindern, plant Australien ein Werbeverbot. Allerdings handelt es sich derzeit noch um einen Vorschlag, der von der Regierung noch nicht abgesegnet wurde.

Die Oper in Sydney – ein berühmtes Wahrzeichen Australiens.

Um Glücksspielschäden zu verhindern, könnte es in Australien bald ein Glücksspielwerbeverbot geben. Das fordern zumindest einige Mitglieder der Regierung – die Regierung selbst muss jedoch noch zustimmen.(©pattyjansen/Pixabay)

Vier Phasen bis zum vollständigen Verbot

Ein vollständiges Glücksspielwerbeverbot wird nicht von einem Tag auf den nächsten funktionieren. Deshalb hat die australische Regierung beschlossen, das geplante Werbeverbot in mehreren Schritten durchzuführen, sodass in drei Jahren keine Glücksspielwerbung mehr ausgestrahlt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt soll die Glücksspielwerbung aufgrund einer Planung in vier Phasen reduziert werden:

In der ersten Stufe soll zum Beispiel verhindert werden, dass über die Werbung Anreize zum Spielen entstehen. Das bedeutet, dass in einer Glücksspielwerbung nicht mehr auf Gewinnmöglichkeiten hingewiesen werden sollte. Als Anreiz könnte natürlich auch verstanden werden, wenn Boni und Freispiele erwähnt werden. So könnte der Spieler versuchen, über diese kostenlosen Angebote mehr zu spielen, um einen Gewinn zu erhalten. Ferner soll in der ersten Phase verboten werden, Werbung während der Bring- und Abholzeit der Kinder in und aus der Schule auszustrahlen. Das betrifft selbstverständlich nur Rundfunkwerbung, während sich der Anreiz zum Spielen auf alle Werbemöglichkeiten bezieht.

Die zweite Phase soll lediglich im Bereich der Sportwetten gültig werden. Für diese gibt es ein Werbeverbot während der Spiele und zusätzlich je eine Stunde vor und nach den Spielen. Zugleich soll auch hier nicht mehr auf die Gewinnmöglichkeiten hingewiesen werden. Zusätzlich soll es während eines Spiels und entsprechend davor und danach keine Werbung auf den Trikots und im Stadium mehr geben.

So sehen die dritte und vierte Phase aus

Während es in den ersten beiden Phasen noch möglich ist, Glücksspielwerbung zu betreiben, ist dies in den letzten beiden Phasen fast nicht mehr möglich. In der dritten Phase soll es zwischen sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends keine Glücksspielwerbung mehr über Rundfunksendungen geben. Die vierte Phase beinhaltet bereits, dass keine Glücksspielwerbung mehr ausgestrahlt werden darf, und zwar über kein Medium mehr. Demzufolge betrifft die vierte Stufe nicht nur Rundfunkanstalten, sondern auch Internet und schriftliche Medien. Diese Phase tritt demnach bis zum Ende des dritten Jahres ein, da in drei Jahren keine Glücksspielwerbung in Australien mehr möglich sein soll.

Nachdem die Rundfunkanstalten über die Glücksspielwerbung einen Verdienst generieren, wurde der dreijährige Plan entworfen. Somit hätten laut Peta Murphy alle Rundfunkanstalten ausreichend Zeit, Alternativen zu finden. Peta Murphy ist die Vorsitzende des Ausschusses für Sozialpolitik und Rechtsangelegenheiten des Repräsentantenhauses und schlug die vier Phasen im Rahmen einer Untersuchung vor. Diese muss jedoch noch von der Regierung abgesegnet werden. Hiergegen könnten sich einige Fernsehsender wehren, nachdem sich diese ebenfalls zum Teil über die Werbeeinnahmen finanzieren. So könnten einige Sender argumentieren, dass ohne diese Einnahmen keine kostenlosen Übertragungen der Sportveranstaltungen mehr möglich wären.

Untersuchungsausschuss wendet sich mit Appell an Regierung

Der Untersuchungsausschuss wendet sich mit einem dringenden Appell an die australische Regierung, Glücksspielwerbung komplett zu unterbinden. Nur so könne verhindert werden, dass die nächste Generation einen Schaden durch Glücksspiele erleiden könnte. Zudem müsse natürlich verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche mit Glücksspielen in Berührung kommen. Deshalb fordert der Ausschuss auch eine Abgabe von den Sportwettenanbietern, um zum Beispiel eine öffentliche Aufklärungsarbeit leisten zu können. Zugleich wird eine unabhängige Untersuchung und eine bessere Erfassung von Daten verlangt. Damit ist jedoch noch nicht das Ende aller Forderungen erreicht. Der Ausschuss betont auch, dass es notwendig wäre, dass alle Sportwettenanbieter ihre Kunden besser überprüfen, bevor diese eine Wette platzieren.

Ebenso müsse der Verbraucherschutz für legale Glücksspielangebote erhöht werden, während ein strengeres Vorgehen gegen illegale Angebote gefordert wird. Im Vordergrund dieser Forderungen steht die Schadensminderung. Immerhin könnten Glücksspiele zu einem erheblichen Schaden führen, vor allem würde dies auf Online-Glücksspiele zutreffen. Deshalb wäre es auch notwendig, alle Kinder, Jugendliche, Eltern und auch Lehrer über Glücksspielschäden zu informieren. Prävention wäre somit enorm wichtig. Um all das zu erreichen, sollen unter anderem auch Lootboxen in den Fokus rücken, da diese den ersten Kontakt mit Glücksspielen darstellen.

Dienste seien überfordert

Wie Murphy bekannt gab, wäre eine Überarbeitung der Glücksspielwerbung notwendig, da die Dienste überfordert seien. Hiermit sind professionelle Beratungen und Behandlungsmöglichkeiten gemeint, die sich mit Glücksspielschäden beschäftigen. Zudem läge immer noch eine Stigmatisierung der Glücksspielprobleme vor, weshalb sich viele betroffene Spieler nicht trauen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Abgesehen hiervon gibt es innerhalb der Regierung weitere Parteien, die sich schon länger mit der Glücksspielwerbung auseinandersetzen und ebenfalls eine Änderung verlangen. So lässt sich Presseberichten entnehmen, dass auch die Grünen seit langer Zeit ein Glücksspielverbot fordern.

Andere Politiker wiesen ebenfalls darauf hin, dass insbesondere während der Übertragung von beliebten Spielen zu viel Glücksspielwerbung zu sehen sei und dass er dies als sehr ärgerlich empfinde. Eine andere Politikerin, Rowland, stand vor wenigen Monaten in der Kritik, da sie Spenden eines Glücksspielunternehmens angenommen hatte. Das geschah vor einer Wahl. Sie wandte jedoch ein, dass alles rechtens ablief und verwies darauf, dass sie ein Selbstausschussregister einführte.

Bisherige Aktionen der Regierung zum Schutz der Spieler

Der Untersuchungsausschuss möchte seine Ideen noch einmal prüfen und sie dann der Regierung zur Verabschiedung vorlegen. Derzeit lässt sich nicht abschätzen, wie diese reagieren wird. Bislang war die australische Regierung jedoch nicht untätig. Vielmehr gab es bereits die Festsetzung von Schadensminimierungsvorschriften in der Glücksspielwerbung und das Verbot der Verwendung von Kreditkarten in Bezug auf Sportwetten. Zudem wurde bereits auf eine weitere Weise reagiert und glücksspielähnliche Aktivitäten in Videos verboten. Zudem werden regelmäßig hohe Strafen verhängt. Trotzdem bleibt es spannend, ob es in Australien zu einem kompletten Glücksspielverbot kommt oder wie in anderen Ländern zu einem zeitlichen Verbot.

Der Beitrag wurde am 18.7.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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