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Großbritannien: Glücksspiele auf dem Schwarzmarkt deutlich angestiegen

In jedem Land, das Online-Glücksspiele per Gesetz reguliert hat, gibt es einen Schwarzmarkt mit Glücksspielen. Innerhalb dieses Marktes befinden sich in der Regel die Glücksspielunternehmen, die keine Lizenz für das entsprechende Land erhalten haben. Das muss aber keinesfalls bedeuten, dass deren Angebot unsicher ist und somit ein geringer Spielerschutz vorhanden ist. Trotzdem versuchen alle Aufsichtsbehörden, den Umfang der nicht lizenzierten Angebote zu reduzieren. Aus diesem Grund hat die britische Aufsichtsbehörde eine neue Studie in Auftrag gegeben, um den Beliebtheitsgrad der illegalen Angebote zu ermitteln.

Das Feld eines voll besetzten Fußballstadions wird gerade bewässert.

Die britische Glücksspielaufsichtsbehörde hat eine neue Studie in Auftrag gegeben, die das Verhalten der Glücksspielfans während der vergangenen Fußball-WM erkunden sollte. Während dieser Zeit wurden illegale Angebote verstärkt genutzt. (©comrade_petruha/Pixabay)

Hintergrund für die aktuelle Analyse

Wie wir bereits vor wenigen Wochen berichtet haben, gab es während der Fußball-WM in Katar einige Probleme bezüglich der illegalen Sportwetten. Die britische Glücksspielbehörde BGC hat während der WM mindestens einen Sportwettenanbieter verwarnt, da sich dieser nicht an die in Großbritannien gültigen Gesetze hielt. Insbesondere wurden die Regeln bezüglich der Werbung missachtet, weshalb zum Beispiel Ladbrokes für Werbezwecke bekannte Profisportler nutzte. Das ist in Großbritannien generell verboten. Allerdings hatte dieser Sportwettenanbieter noch Glück und musste lediglich eine Verwarnung entgegennehmen. Sollte sich der Anbieter jedoch ein weiteres Mal gegen die Vorschriften verhalten, könnte auf jeden Fall eine Strafe ausgesprochen werden. Zuletzt wurde auch ein britisches Online Casino abgestraft.

Ladbrokes ist kein unbekannter Anbieter und besitzt in anderen Ländern eine Lizenz. Demzufolge handelt es sich nicht um einen unsicheren Glücksspielanbieter, der keine Spielersicherheit bietet. Umso ungewöhnlicher ist es, dass er eine Verwarnung erhielt. Der Grund liegt womöglich darin, dass während der Fußball-WM mehr Wetten platziert wurden als dies normalerweise in Großbritannien geschieht. Darin ist auch der Grund zu sehen, weshalb die BGC eine Analyse in Auftrag gegeben hat: Es sollte herausgefunden werden, wie beliebt illegale Glücksspielanbieter in Großbritannien grundsätzlich sind. Das Ergebnis hat zwar nicht überrascht, aber weitere Bedenken hervorgerufen.

Anstieg im illegalen Bereich um ungefähr 50 Prozent

Der Auftrag für die neue Studie ging an das Forschungsteam Yield Sec, die nicht nur die Beliebtheit der illegalen Angebote während der WM in Katar untersuchten sollte, sondern über das gesamte Jahr 2022 hinweg. Über diesen Auftrag sollte herausgefunden werden, ob nur aktuelle wichtige Ereignisse wie eine WM dazu führen, dass vermehrt illegale Angebote genutzt werden oder ob es generell einen Anstieg zu verzeichnen gibt. Das Ergebnis würde exakt widerspiegeln, ob illegale Angebote grundsätzlich ein Problem darstellen oder nur zu bestimmten Zeiten. Die Analyse des beauftragten Unternehmens zeigt deutlich, dass der Schwarzmarkt grundsätzlich beliebt ist, aber in besonderen Zeiten von spielsuchtgefährdeten Personen profitiert: Über das Jahr gerechnet liegt ein Anstieg von 50 Prozent vor, der aufgrund eines deutlich höheren Anstieges während der WM nur einen Durchschnittswert darstellt.

Gesperrte Spieler greifen ebenfalls auf illegale Angebote zu

Die Analyse hat weitaus mehr Bedenken zutage gefördert, als ursprünglich gedacht war. In Großbritannien gibt es ähnlich wie in Deutschland ein Zentralregister, in dem sich alle Spieler sperren lassen können. Solch ein Register erhöht den Spielerschutz, zumindest dann, wenn die Spieler verantwortungsbewusst handeln und sich selbst absichern möchten. Die neue Studie fand jedoch heraus, dass diejenigen, die das Sperr-Register nutzen, trotzdem zu illegalen Angeboten greifen. In diesem Bereich wurde ebenfalls ein Anstieg verzeichnet. In den Monaten November und Dezember 2022 haben 64.500 spielsuchtgefährdete Personen Kontakt zu illegalen Angeboten gesucht. Diese Zahl stellt eine Erhöhung um knapp 27 Prozent dar.

Dieses Ergebnis führt bei der BGC zu einigen Bedenken, es gibt jedoch eine weitere Information, die bei der britischen Aufsichtsbehörde Ängste auslöst: Nicht nur der Personenkreis hat sich vergrößert, auch die Anzahl der Besuche bei illegalen Angeboten stieg an. Dieser Anstieg ist sogar noch höher als die Erhöhung der Spielerzahl: Im November und Dezember 2022 fanden um knapp 83 Prozent mehr Besuche bei den illegalen Glücksspielseiten statt. Hinzu kommt, dass die Spieler ebenfalls mehr Zeit bei den illegalen Seiten verbrachten. Die Zeit stieg um 78 Prozent an.

Mögliche Gründe für Anmeldung bei illegalen Seiten gefunden

Der von der BGC an das Forschungsteam abgegebene Auftrag wurde sehr genau genommen, weshalb dieses auch ermittelt hat, weshalb Glücksspielfans gerne zu illegalen Seiten greifen. Abgesehen davon, dass die nicht lizenzierten Anbieter in Großbritannien nicht beim Sperrregister angemeldet sind, dauert die Anmeldung bei einem nicht legalen Anbieter weniger als 30 Sekunden, bei einem registrierten Glücksspielunternehmen jedoch mehr als 10 Minuten. Ob dies in der Tat der Grund ist, weshalb sich viele Glücksspielfans für illegale Anbieter entscheiden, lässt sich nicht sagen.

Der CEO der BGC sieht dies jedoch kritisch. Der Pressemitteilung zufolge hat er sich dahingehend geäußert, dass alle lizenzierten Glücksspielanbieter insbesondere während der WM alles unternommen haben, um Spieler zu schützen. Illegale Anbieter jedoch haben sich bewusst an die Schwachen gewandt. Zugleich würden die illegalen Glücksspielunternehmen einen schwächeren Spielerschutz bieten. Im weiteren Verlauf gab Michael Dugher zu verstehen, dass insbesondere die WM in Katar dazu geführt hat, dass der Schwarzmarkt stark anstieg. Hierdurch wäre ein besorgniserregender Glücksspieltrend in Großbritannien ausgelöst worden. Abgesehen hiervon hat sich im gesamten Jahr 2022 der illegale Glücksspielmarkt um 46 Prozent erhöht.

Analyse zeigt auch positiven Trend

Es gibt einen guten Grund, weshalb es in Großbritannien verboten ist, Prominente zu Werbezwecken zu verwenden. Schließlich stellen diese ein Vorbild dar, an denen sich nicht nur Jugendliche und jüngere Erwachsene orientieren. Grundsätzlich versuchen viele, ihr Idol nachzuahmen und greifen deshalb erst zu Glücksspielen, weil ihr Idol dafür wirbt. Die aktuelle Analyse zeigt jedoch auch, dass Werbung in denen vergangenen Jahren abnahm. Im Vergleich zum Jahr 2008 wurde im Jahr 2022 um 34 Prozent weniger Werbung für Glücksspiele ausgestrahlt. Das liegt unter anderem daran, dass sich alle BGC-Mitglieder freiwillig einer Regelung unterziehen: In dem Zeitraum von fünf Minuten vor bis fünf Minuten nach einem Spiel darf keine Werbung ausgestrahlt werden. In diesem Zusammenhang wurde jedoch eine Uhrzeit von 21 Uhr definiert. Um diese Zeit darf keine Werbung ausgestrahlt werden, um auch Jugendliche vor Glücksspielen zu schützen.

Der Beitrag wurde am 13.2.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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