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Irland: Starke Kritik am neuen Glücksspielgesetz

Viele Länder entwickeln die Idee, Glücksspiele über Werbeeinschränkungen zu verringern. Zudem soll eine eingeschränkte Werbung für Glücksspiele Minderjährige davor schützen, überhaupt mit Glücksspielen in Berührung zu kommen und ebenfalls an solchen Spielen teilzunehmen. In Irland sind Pferderennen besonders beliebt, weshalb auch in diesem Bereich Glücksspielwerbung stark eingeschränkt werden soll. Hiergegen wehren sich nicht nur bekannte Buchmacher, sondern auch die Besitzer von Pferderennbahnen.

Neun Pferde kämpfen bei einem Rennen um den Sieg.

Irland möchte die aktuellen Werbebedingungen für Glücksspiele drastisch einschränken. Deshalb zeigen sich Besitzer von Pferderennbahnen besorgt, da Pferderennen enorm beliebt sind. (©macayran/Pixabay)

Die Gründe für die neuen Werberegeln

Laut dem bereits im letzten Jahr veröffentlichten Gesetzesentwurf soll Glücksspielwerbung im Zeitraum von 5:30 Uhr bis 21:00 Uhr verboten werden. Ebenso soll in dieser Zeit keine Glücksspielwerbung über soziale Medien ausgestrahlt werden. In erster Linie möchte die Regierung hierdurch Minderjährige schützen, da diese immerhin ebenfalls ein Smartphone besitzen und somit sehr schnell mit Glücksspielwerbung in Berührung kommen. Nach solch einer Werbung könnten Kinder und Jugendliche ebenfalls mit dem Spielen anfangen. In Irland nutzen die meisten jedoch Wetten auf Pferderennen, da diese in Irland generell enorm beliebt sind. Somit befinden sich unter den Zuschauern nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Das trifft nicht nur auf Besucher vor Ort zu, auch die Fernsehübertragungen sind sehr beliebt und werden oft von der ganzen Familie gesehen. Die genauen Werberegeln standen letztes Jahr, als Irland die Glücksspielregeln angepasst hat, noch nicht fest. Man hat sich also mehr Zeit genommen um ein mögliches Werbeverbot genau zu prüfen.

Abgesehen hiervon, dass Kinder sehr schnell Glücksspielwerbung sehen können, sollen auch Erwachsene geschützt werden. Neuesten Analysen zufolge hat in Irland jeder dreißigste Bürger Probleme mit Glücksspielen. Um auch diese zu schützen, beziehungsweise eine fachliche Hilfe zukommen zu lassen, sieht der neue Gesetzesentwurf auch vor, dass alle Glücksspielunternehmen abhängig von ihrem Umsatz einen Beitrag leisten müssen. Dieser Beitrag soll in die Projekte fließen, mit denen Spielsüchtige behandelt werden. Ferner soll im Rahmen des neuen Gesetzes der Einsatz von Kreditkarten verankert werden – zusätzlich zum Verbot, in bestimmten Lokalen Geld abzuheben.

Entain kritisiert Verbot von Glücksspielwerbung

Zum Glücksspielunternehmen Entain zählt die Sportwettenmarke Ladbrokes. Der Vorsitzende Barry Gibson meldete sich inzwischen öffentlich zu Wort, in dem er seine Bedenken bezüglich des Werbeverbots äußerte. Wetten auf Pferderennen seien in Irland besonders beliebt und ein gänzliches Verbot könnte dazu führen, dass es bald keine Pferderennen mehr gibt. Insbesondere in ländlichen Gegenden seien die Pferderennen enorm wichtig und stellen auch einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor dar. Deshalb rät Gibson davon ab, Glücksspielwerbung komplett zu verbieten. Stattdessen solle erreicht werden, dass Glücksspielwerbung kontrolliert abläuft. Was er unter solch einem kontrollierten Ablauf versteht, hat er allerdings nicht zur Sprache gebracht. Auf diese Äußerung reagierte bereits das Justizministerium, indem dieses versprach, dass sich das Werbeverbot nicht auf Pferderennen beziehen soll.

Hierzulande können die legalen Wettanbieter auch während einer Fußballübertragung Werbung schalten und diese auch direkt in den Stadien platzieren.

In Irland soll es jedoch weiterhin möglich sein, während der Übertragung von Pferderennen Glücksspielwerbung zu platzieren. Das wäre zum einen möglich, indem Werbung bei einer TV-Übertragung zu sehen sein darf und auf der anderen Seite dürfen Glücksspielunternehmen weiterhin Werbung direkt an der Pferderennbahn anbringen. Ebenso sollen Jockeys nach wie vor Werbung auf ihrer Kleidung tragen dürfen. Das bedeutet jedoch, dass Kinder und Jugendliche weiterhin Glücksspielwerbung sehen können. Aber: Das ist nicht bei jedem Sender der Fall.

Racing-TV nur für Erwachsene

Der Sportsender Racing-TV, der unter anderem Pferderennen überträgt, lässt sich zum Beispiel nur von Erwachsenen abonnieren. Somit scheinen bei diesem Sender Minderjährige abgesichert zu sein, da diese den Sender nicht abonnieren können. Allerdings treten in diesem Fall die Eltern in die Verantwortung, wenn sie gemeinsam mit ihren Kindern den Sender sehen. Trotzdem fordern Experten, dass es kein Werbeverbot für Fachsender geben soll, die immerhin nur von Fans von Pferderennen gesehen werden. Immerhin wäre es auch in anderen Ländern so geregelt worden, dass bestimmte Sender vom generellen Werbeverbot ausgenommen sind. Einen Schutz, insbesondere für Kinder und Jugendliche, kann diese Regelung jedoch nicht gewährleisten.

Starke Kritik an den neuen Werbevorschriften kommt auch von den Betreibern der Rennbahnen. Auch diese befürchten einen enormen Umsatzverlust beziehungsweise hegen sie die Bedenken, dass bei fehlender Werbemöglichkeit Pferderennen früher oder später gar nicht mehr stattfinden. Käme es soweit, dann würden nicht nur die Besitzer der Pferderennbahnen einen Verlust erleiden. Auch der Staat würde nicht mehr die Einnahmen erhalten, die er bislang über Pferderennen einnahm. All dies wird wahrscheinlich nicht eintreten, da das Verbot von Glücksspielwerbung nicht die Übertragung von Quoten und weiteren Informationen beinhaltet. Deshalb würden trotz umfangreichem Werbeverbot alle Wettfans weiterhin mit den richtigen Informationen versorgt werden und können weiterhin ihre Wetten platzieren. So gesehen muss auch Entain nicht mit Umsatzeinbußen rechnen.

Ladbrokes: weltweit größter Buchmacher

Wenn sich der Betreiber von Ladbrokes Sorgen macht, dann hat dies auf jeden Fall einen Grund. Immerhin ist Ladbrokes zwar weltweit tätig, betreibt jedoch in Irland, Belgien und Großbritannien mehr als 2700 Wettbüro. Somit generiert Ladbrokes in Irland einen relativ hohen Umsatz, der stark zurückgehen könnte, wenn keiner mehr Wetten abschließt. Angesichts dessen, dass das Unternehmen im Jahr 1886 gegründet wurde und immer noch besteht, scheint die Argumentation logisch zu sein, dass es auch an der bisher erlaubten Werbung liegt. Würde diese stark zurückgedrängt werden, könnte sich auch die Anzahl der platzierten Wetten verringern. Nachdem jedoch Werbung während der Pferderennen weiterhin erlaubt sein wird, dürfte sich die Einschätzung von Ladbrokes nicht bewahrheiten. Lediglich zwischen den Rennen solle es keine Werbemöglichkeiten mehr geben.

Der Betreiber von Ladbrokes hingegen möchte die Aufsichtsbehörde stärker in die Verantwortung nehmen. Deshalb gab es die öffentliche Stellungnahme, derzufolge die Behörde dafür zuständig sei, eine gesunde Wett- und Glücksspielbranche zu fördern. Wenn weiterhin Werbung und Sponsoring während der Pferderennen erlaubt sei, würde Ladbrokes das geplante Gesetz unterstützen. Hierbei muss auch bedacht werden, dass sich die Anzahl der problematischen Spieler seit 2019 um das Zehnfache erhöht hat. Mit den neuen Werbevorschriften soll verhindert werden, dass noch mehr Personen eine Spielsucht entwickeln. Die Betreiber von Rennbahnen und Wettbüros müssen jedoch keine Bedenken hegen, dass sie durch das neue Gesetz Nachteile erleiden.

Der Beitrag wurde am 31.10.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
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