Startseite

Deutschland: Trotz neuem Glücksspielstaatsvertrag weiterhin illegale Spielhallen

Der Deutsche Glücksspielstaatsvertrag wurde ins Leben gerufen, um allen Spielern die Möglichkeit zu bieten, an einem legalen und somit sicheren Glücksspiel teilzunehmen. Deshalb dürfen nur diejenigen Glücksspiele anbieten, die einen Antrag auf eine Lizenz gestellt haben und diese auch bekamen. Das trifft nicht nur auf Online-Glücksspiele, sondern auch auf Glücksspiele vor Ort zu. Trotzdem werden immer wieder illegale Spielhallen und „Casinos“ entdeckt, so wie erst vor kurzem in Hamburg.

In einem Casino stehen drei Spielautomaten nebeneinander.

Nicht jeder Glücksspielautomat wird in Deutschland legal aufgestellt. Im Rahmen von Razzien werden regelmäßig illegal aufgestellte Automaten sichergestellt. (©Bru-nO/Pixabay )

Zwei Betriebe wurden geschlossen

Ob die Polizei aufgrund einer Meldung tätig wurde oder von sich aus, lässt sich den Medienberichten nicht entnehmen. Auf jeden Fall wurde die Arbeitsgruppe „Illegales Glücksspiel“ tätig und hat Anfang Mai mehrere Betriebe in Hamburg kontrolliert. Hierbei handelte es sich zum Beispiel um ein Café, in dessen Hinterzimmer drei Spielautomaten aufgestellt waren. Zugleich wurden die dort anwesenden Personen bewirtet. All das deutet auf den Betrieb einer illegalen Spielhalle hin, sodass das Café sofort geschlossen wurde. Ein weiterer Grund für die Schließung lag darin, dass der gesetzlich vorgeschriebene Notausgang vergittert und so im Ernstfall nicht nutzbar war.

Abgesehen von den illegal aufgestellten Geldautomaten konnten die Beamten noch 5.000 Euro als Bargeld sicherstellen. Ob in diesem Café auch eine Verhaftung vorgenommen wurde, lässt sich dem Bericht nicht entnehmen. Es ist aber ziemlich sicher, dass auf die Inhaber des Cafés eine Anklage wartet, nachdem für das Aufstellen der Spielautomaten keine Genehmigung vorliegt. Anders sah es in einem anderen Lokal aus, indem sogar drei Personen von der Polizei abgeführt wurden.

Drei Verhaftungen in einem Verein vorgenommen

Nachdem das oben erwähnte Café kontrolliert wurde, setzte die Polizei die Razzia in einem anderen Viertel in Hamburg fort. Dort konnten in einem türkischen Kulturverein 1.000 Euro sichergestellt werden. Zugleich wurden drei Personen verhaftet, da sich diese scheinbar illegal in Deutschland aufhalten. Ein weitaus größeres Problem stellen die Fun-Games-Automaten dar, die in dieser Location gefunden wurden. Diese Automaten funktionieren ähnlich wie „normale“ Glücksspielautomaten, bergen aber Experten zufolge ein weitaus größeres Risiko in sich, eine Spielsucht zu entwickeln. Hinzu kommt, dass bei vielen dieser Automaten gar kein Gewinn ausgezahlt wird. Stattdessen wird nur um Punkte gespielt, obwohl vorher Geld gesetzt wurde. Manchmal gibt es für diese Punkte einen Sach- oder Geldgewinn.

Aber auch dann, wenn diese Automaten einen Gewinn ausschütten, sind sie in Deutschland seit 2005 komplett verboten. In der Regel werden diese Automaten im Ausland gekauft und versteckt in Hinterzimmern aufgestellt. Seit 2018 wird ein vermehrtes Auftreten dieser Automaten festgestellt: Im Jahr 2021 wurde über eine Studie herausgefunden, dass diese Automaten in 13 Bundesländern vorhanden sind. Es handelt sich geschätzt um 1.400 Lokale, in denen diese Automaten anzutreffen sind. Insbesondere in Hamburg ist dieses Problem bekannt, da hier in ungefähr 150 Lokalen solche Geräte stehen.

Die Probleme der Fun-Game-Automaten im Detail

Es gibt einen guten Grund, weshalb Fun-Game-Automaten in Deutschland verboten sind. Diese bieten zum Beispiel die Möglichkeit, wesentlich höhere Einsätze vorzunehmen, als dies bei anderen Automaten der Fall ist. So sei es unter anderem möglich, innerhalb weniger Sekunden mehrere Hundert Euro zu setzen. Ein weiteres Problem dieser Automaten liegt darin, dass diese durchgehend genutzt werden können. Einen Pausenknopf gibt es nicht. Sollten diese Automaten zugleich einen sehr hohen Gewinn versprechen, liegt ein entsprechend hoher Anreiz vor, der insbesondere von Problemspielern wahrgenommen wird. Somit erhöht sich das Risiko, eine Spielsucht zu entwickeln.

Hinzu kommt, dass in Deutschland ungefähr jeder dritte Spielautomat illegal aufgestellt wurde. Hierbei handelt es sich zwar nicht nur um Fan-Games-Automaten, diese treten jedoch immer mehr in Erscheinung. Ein weiteres Problem liegt darin, dass diese im Ausland sehr günstig zu erwerben sind und innerhalb kurzer Zeit zu hohen Einnahmen führen. Ferner ist es nicht verboten, diese Automaten zu kaufen. Das Aufstellen der Automaten und somit ein Betreiben dieser Geräte ist jedoch verboten. Trotzdem sind Schätzungen zufolge ungefähr 120.000 Geräte in Deutschland vorhanden.

Spielautomaten könnten legal aufgestellt werden

Es gibt natürlich viele Gründe, weshalb in einem Café oder Restaurant illegale Glücksspielautomaten stehen. Diese werden ohne Anmeldung aufgestellt, weshalb die Betreiber hierfür keine Steuern bezahlen. Das gilt in doppelter Hinsicht: Es fällt keine Einkommenssteuer für die Gewinne an und es muss keine Glücksspielsteuer bezahlt werden. Zudem führen die oben erwähnten Fun-Game-Automaten in sehr kurzer Zeit zu sehr hohen Einnahmen. Deshalb sind sie für den Betreiber attraktiv. Sollten Glücksspielautomaten legal aufgestellt werden, müsste der Betreiber dieser offiziell eine Lizenz beantragen. Daran sind jedoch strenge Bedingungen geknüpft. So muss zum Beispiel verhindert werden, dass Minderjährige Zugriff zu den Automaten haben. Das erweist sich besonders in einem Restaurant oder Café als schwierig.

Darüber hinaus muss jeder Betreiber von Glücksspielautomaten, genauso wie Online Automatenspielen, an das Sperrsystem OASIS angeschlossen werden. Über dieses System muss vor jedem Spiel überprüft werden, ob die betreffende Person dort gemeldet und somit vom Spielen ausgeschlossen ist. Diesen Aufwand möchten sich viele ersparen. Nachdem dies jedoch bekannt ist, gibt es in Deutschland regelmäßig Razzien, die auch zum Erfolg führen. Oben erwähnte Razzien stellen lediglich ein Beispiel dar und verdeutlichen, dass es trotz Glücksspielstaatsvertrag auch in Deutschland weiterhin illegale Spielhallen gibt.

Legale Anbieter stehen auch im Fokus von Überprüfungen

Über die White-List der Deutschen Glücksspielbehörde kann sich jeder Spieler vorher erkundigen, wer eine Lizenz besitzt. Bei diesen Anbietern sollen die Spieler sicher spielen können. Allerdings gibt es auch bei diesen Glücksspielunternehmen immer wieder Unregelmäßigkeiten, die in Zusammenhang mit Geldwäsche gebracht werden. Vor wenigen Wochen gab es bei Tipster Überprüfungen, obwohl dieses Unternehmen für Deutschland eine Lizenz besitzt und somit legale Sportwetten anbietet. Im Rahmen der Überprüfung bei Tipster wurden jedoch sechs Personen verhaftet. Die Gründe hierfür waren dem Bericht nicht eindeutig zu entnehmen. Das verdeutlicht, dass sich die Spieler in Sicherheit wiegen, wenn ein Glücksspielunternehmen eine Lizenz erhält, obwohl deren Geschäftspraxis nicht immer legal abläuft. Ob sich daraus für die Spieler ein Nachteil ergibt, ist jedoch nicht immer eindeutig.

Der Beitrag wurde am 25.5.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
News teilen: