Startseite

Deutschland: Neue Glücksspiel-Lizenzen vergeben

Geduldig sein ist das Motto der Stunde in der deutschen Glücksspielbranche. Und das nicht erst seit gestern. Bereits im vergangenen Jahre wurden die Regularien für den Markt deutlich angepasst. Seit dem dürfen sich Unternehmen um eine Lizenz für den deutschen Markt bewerben. Bisher mangelte es jedoch an Zustimmungen. Jetzt wurden mittlerweile wieder eine Reihe von neuen Lizenzen vergeben, wobei viele Konzerne jedoch weiterhin geduldig sein müssen.

Online Spielautomat.

Acht Lizenzen für den Vertrieb virtueller Automatenspiele wurden in Deutschland bisher vergeben. Es könnten aber offenbar noch viel mehr sein. (©tom69green/Pixabay)

Lizenzvergabe geht nur langsam voran

Das deutsche Glücksspiel hat sich im Jahre 2021 nachhaltig verändert. Bis letztes Jahr war das Online-Glücksspiel in der Bundesrepublik stetig ein Streitthema. Während der hohe Norden in Form von Schleswig-Holstein jahrelang eigene Lizenzen vergab, wollten die restlichen Bundesländer das Online-Spiel gerne verbieten. 2021 kippte dieser Trend und so erfolgte die Legalisierung der Branche. Allerdings nur unter strengen Bedingungen. Unternehmen müssen eine deutsche Lizenz vorweisen können. Und genau da liegt der Knackpunkt. Obwohl bereits zahlreiche Unternehmen eine Lizenz beantragt haben, geht die Vergabe der Konzessionen nur sehr schleppend voran. Die Gauselmann Gruppe zählt zu den frühen Anbietern.

Insgesamt acht Unternehmen können mittlerweile eine Erlaubnis für die Veranstaltung von virtuellen Automatenspielen des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt ihr Eigen nennen. Zehn weitere Konzessionen sollen sich demnach noch in der Pipeline befinden. Doch worin liegt der Grund für die Verzögerung? Hierfür gibt es offenbar gleich mehrere Argumente.

Komplexe Entscheidungsfindung bei der Lizenzvergabe

Bereits mehrfach wurde berichtet, dass die Entscheidungsfindung im Glücksspielkollegium offenbar sehr komplex und schwierig sei. Dieses hat aktuell bei den Lizenzanträgen noch das letzte Wort. Zusätzlich dazu muss jedes Spiel der Glücksspielanbieter zunächst im Vorfeld vom Landesverwaltungsamt geprüft werden. Streng genommen benötigen die Konzerne also sogar gleich zwei Erlaubnisse. Eine Lizenz für die Erlaubnis der Veranstaltung, eine andere Lizenz für die angebotenen Spiele.

Noch etwas komplexer gestaltet sich die Ausgangslage offenbar im Bereich der Online-Sportwetten. Zahlreiche Unternehmen warten auch hier noch auf eine Erlaubnis, die bereits unter dem alten Rechtsregime beantragt wurde. Das führt dazu, dass trotz einer Vielzahl an mehr eingegangenen Bewerbungen, bisher lediglich 34 Anbieter für Sportwetten in Deutschland lizenziert sind. Abgeschlossen werden soll die Reformation der Sportwetten-Lizenzen in Deutschland allerdings bis zum 1. Januar 2023. Es ist also zu erwarten, dass bis zum Ende des Jahres noch eine Menge passieren könnte. Geht es nach Experten der Branche, ist das auch zwingend notwendig. Aktuell würden sich gerade Geschäftspartner der Spielhallen und Glücksspielunternehmen vor allem nach der sogenannten Whitelist des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt richten. Hier sind jedoch nur die Unternehmen aufgeführt, die bereits eine Erlaubnis erhalten haben. Unternehmen, die auf diese aktuell noch warten, könnten demnach beim Aufbau von Partnerschaften mit anderen Konzernen Probleme bekommen.

Strenge Bedingungen für Lizenzvergabe

Damit die Unternehmen eine Lizenz für den Vertrieb ihrer Spiele in Deutschland erhalten, müssen diese strenge Vorgaben erfüllen. Mit diesen möchten die Regulierungsbehörden sicherstellen, dass Spieler bestens vor den möglichen Gefahren des Glücksspiels geschützt sind. So wurde der monatliche Einsatz auf ein Maximum von 1.000 Euro für die Einzahlungen begrenzt. Pro Spielrunde dürfen die Spieler in den deutschen Online Casinos wiederum einen Einsatz von maximal einem Euro platzieren. Eine weitere Einschränkung findet sich unter anderem im Spielangebot. Dieses ist bei den deutschen Anbietern beschränkt auf Spielautomaten. Tischspiele, Jackpot-Spiele oder auch Live-Dealer-Games sind nicht zugelassen.

Darüber hinaus wurde mit der Reformation des Glücksspiels auch eine neue Datenbank eingeführt. Alle Spieler werden in dieser erfasst und können mit Hilfe der Datenbank auch gesperrt werden. In diesem Fall greift die Sperre dann nicht nur für ein Casino, sondern alle Lizenznehmer in der Bundesrepublik.

Ausländische Anbieter sollen mit Netzsperren ausgeschlossen werden

Längst nicht jedem Spieler allerdings gefallen diese strengen Vorgaben, die zum Teil kräftige Einschränkungen für den eigenen Spielspaß bedeuten. Genau das sorgt dafür, dass sich immer öfter Spieler aus den lizenzierten Casinos verabschieden und stattdessen einen Anbieter ohne eine deutsche Lizenz ansteuern. Diese Casinos arbeiten für gewöhnlich mit Lizenzen aus Malta, Gibraltar oder Curacao. Auch diese werden also von einer europäischen Regulierungsbehörde kontrolliert, sollen vom deutschen Markt aber dennoch ferngehalten werden. Spieler wiederum schätzen hier die Vorzüge, die uneingeschränkte Spielrunden oder der Verzicht auf eine Datenbank bringen.

Der Politik ist das ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund werden Pläne besprochen, wie die ausländischen Unternehmen vom deutschen Markt ferngehalten werden können. Als angepeilte Variante gelten aktuell Netzsperren. Mit diesen würde die Politik die Netzbetreiber dazu verpflichten, die Domains der Glücksspielanbieter zu sperren. In der Theorie ein effektives Mittel. In der Praxis allerdings weist dieses System Lücken auf, wie Erfahrungen aus anderen Nationen zeigen. So ändern die Casinos meist einfach ihre Domains und sind dann weiterhin wie gewohnt abrufbar. Zusätzlich ist noch unklar, in wie weit die Netzsperren überhaupt zulässig sind. Immerhin handelt es sich dabei um einen starken Eingriff in das Informationsrecht der Verbraucher. Für technisch ambitionierte Spieler gibt es zudem zahlreiche weitere Möglichkeiten, eine solche Sperre zu umgehen. In welche Richtung die Politik hier am Ende also steuern wird, bleibt für den Moment erst einmal abzuwarten.

Der Beitrag wurde am 2.9.2022 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
News teilen: