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Großbritannien: Spielsuchtbehandlung soll über Glücksspielanbieter finanziert werden

Die britische Regierung möchte die bisherigen Vorschriften ändern, der zufolge Glücksspielunternehmen zwar bereits für die Suchtforschung und Behandlung von Spielsüchtigen freiwillig und nach eigenen Wünschen Abgaben bezahlt haben. Der neuen Vorschrift zufolge werden alle Anbieter von Glücksspielen künftig per Gesetz dazu gezwungen, sodass pro Jahr ungefähr 100 Millionen Pfund bezahlt werden sollen. Diesen Betrag erhält die NHS, die bereits Pläne bereithält, diese neuen Einnahmen sinnvoll einzusetzen.

Ein schwarzes T-Shirt wurde mit den Worten „Thank you NHS“ bedruckt.

Die NHS ist in Großbritannien für die medizinische Versorgung zuständig und betreibt in diesem Rahmen auch spezielle Zentren, in denen Spielsüchtige behandelt und beraten werden. All das soll in Zukunft über gesetzlich geregelte Abgaben aller in Großbritannien lizenzierten Glücksspielanbieter finanziert werden.(©jacohe/Pixabay)

Die Hintergründe der neuen Regelung

Bislang lief es in Großbritannien so ab, dass jeder Glücksspielanbieter freiwillig Abgaben leisten durfte. Diese Abgaben gingen an die NHS – dem National Health Service -, die sodann über die Einnahmen selbst bestimmten konnte. Das Problem der freiwilligen Zahlungen lag jedoch darin, dass entweder ein zu geringer Betrag überwiesen wurde oder dass zahlreiche Unternehmen gar nichts zahlten. Immerhin handelte es sich sozusagen um eine Spende, die schließlich nicht jeder freiwillig durchführen muss. Die neue Regelung für Glücksspielanbieter sorgt dafür, dass jeder eine Abgabe zahlen muss. Auf diese Weise erhält die NHS auch eine Planungssicherheit, da über die festgelegten Sätze gut erkennbar ist, mit welcher Summe die NHS jährlich rechnen kann. Allerdings gibt es einen weiteren Grund, weshalb die neue Regelung entstand: Der NHS zufolge durften die Glücksspielanbieter mitbestimmen, wofür die Spenden verwendet wurden. Diese Art der Finanzierung wollte die NHS nicht weiter akzeptieren.

Die nun per Gesetz verankerten Gebühren werden direkt an Projekte überwiesen. Hierdurch hat die Glücksspielbranche kein Mitspracherecht mehr, was bisher zum Teil ein großes Problem darstellte. So hatten sich Anfang dieses Jahres einige große Glücksspielanbieter wie Flutter und Bet365 dazu entschieden, ein Viertel der bisherigen Zahlungen einzustellen und für andere Projekte zu verwenden. Damit dies in Zukunft nicht mehr passiert und die NHS ausreichend Einnahmen erhält, wurde das neue Gesetz erschaffen. Ferner erhielt die britische Glücksspielbehörde die Aufgabe, die Verteilung der Abgaben zu überwachen, sodass garantiert sinnvolle Projekte unterstützt werden. Besonders bei den steigenden Zahlen der Selbstsperrungen in britischen Online Casinos wird deutlich dass Projekte zur Spielsucht einen Vorrang haben sollten.

Diese Pläne hat die NHS

Die NHS hat bereits ein paar Pläne vorgestellt, wofür sie die neuen Abgaben verwenden möchte. So sollen zum Beispiel sieben neue NHS-Zentren entstehen, und zwar bis zum Ende dieses Jahres. Lässt sich der Plan in die Tat umsetzen, dann gäbe es in Zukunft 15 solcher Zentren. Im Vergleich zu 2019 läge dann eine enorme Erhöhung vor, schließlich gab es im Jahr 2019 nur ein Zentrum. In diesen Zentren können unter anderem Spielsüchtige behandelt werden. Es ist jedoch auch möglich, solche Zentren für eine Beratung aufzusuchen, wenn eine Person das Gefühl hat, eine Spielsucht entwickelt zu haben oder zumindest bereits ein bedenkliches Verhalten zeigt. Dank solcher Beratungen lässt sich eine Spielsucht eventuell verhindern. Wesentlich wichtiger ist jedoch die Behandlung, wenn sich bereits eine Sucht entwickelt hat oder zumindest ein pathologisches Spielverhalten vorliegt.

Die neu definierten Abgaben werden jedoch nicht nur für die Behandlung, sondern auch für die Prävention und die Suchtforschung verwendet. Insbesondere die Forschung kann dabei helfen, eine Spielsucht von Beginn an zu verhindern, indem richtige und funktionierende Präventionsmaßnahmen angesetzt werden. Die errechnete Summe von 100 Millionen Pfund kann bei jedem Vorhaben behilflich sein. Doch wie wurde diese Summe errechnet? Sie lässt sich durch die per Gesetz festgelegten Abgabesätze und den bisherigen Umsatz der Glücksspielbranche errechnen. Wichtig ist hierbei, dass die neuen Abgaben nicht nur für Glücksspielunternehmen vor Ort, sondern auch für Online-Anbieter gelten. Um eine Gerechtigkeit zu erzielen, hat sich die britische Regierung für verschiedene Sätze entschieden.

Unterschiedliche Beiträge festgesetzt

Betreiber von Online-Casinos haben grundsätzlich weniger Fixkosten, da sie weder Mitarbeiter noch eine Miete zu zahlen haben. Um jedoch Unternehmen vor Ort zu entlasten, hat sich die britische Regierung dazu entschieden, von diesen Unternehmen nur einen Beitrag von 0,4 Prozent zu verlangen. Betreiber von Online-Casinos und Online-Wettbüros müssen eine Abgabe von einem Prozent erfüllen. Medienberichten zufolge sollen bei diesen Sätzen unterschiedliche Berechnungsgrundlagen angesetzt werden: Während Betreiber von Online-Casinos die Abgaben prozentual von ihrem Gewinn bezahlen müssen, wird bei Glücksspielanbietern vor Ort der festgelegte Gebührensatz auf den Umsatz errechnet.

Selbstverständlich wird die neue Vorschrift nicht nur positiv aufgenommen, es kommt wie immer, auch hier Kritik auf. So bemängelt der Verband BGC, dass die neue Pflicht zur Abgabe scheinbar nicht für die nationale Lotterie gilt. Nachdem es sich bei einer Lotterie jedoch ebenfalls um Glücksspiele handelt, die zu einer Spielsucht führen können, erscheint die Kritik auch logisch und nachvollziehbar. Noch ist nicht bekannt, ob es im Rahmen der generellen Überarbeitung des britischen Glücksspielgesetzes auch diesbezüglich eine Änderung geben soll. Immerhin standen auf dem Änderungsplan weitere Ideen, über die bislang noch nicht entschieden wurde. Die deutschen Online Spielotheken haben aufgrund der gesetzlichen Vorgaben einen Verpflichtung zum Spielerschutz zu erfüllen.

Diese Änderungsvorschläge stehen noch aus

Stehen in Großbritannien höhere Summen für die Prävention und die Forschung zur Verfügung, so kann dies bereits als eine Erhöhung der Spielersicherheit bezeichnet werden. Allerdings reichen diese Maßnahmen meistens nicht aus, um die bisher vorhandene Sicherheit zusätzlich zu erhöhen. Aus diesem Grund standen auf dem Plan zur Änderung des Glücksspielgesetzes weitere Ideen. Diesen zufolge hat die Regierung darüber beraten, das Einsatzlimit zu verringern. Solch ein verringertes Einsatzlimit war in erster Linie für Online-Spielautomaten angedacht – ob es auch für weitere Spielvarianten gelten soll, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen. Eine Entscheidung dieses Punktes liegt noch nicht vor.

Zudem wurde in britischen Regierungskreisen darüber diskutiert, eine detaillierte Prüfung dahin gehend durchzuführen, ob sich der Spieler seinen Einsatz überhaupt leisten kann. Dadurch sollte ein hoher Verlust vermieden werden, der in keinem Verhältnis zu der finanziellen Situation des Spielers steht. Allerdings stand auch solch eine Prüfung stark in der Kritik, vor allem bemängelten die Kritiker, dass der Datenschutz nicht eingehalten wird. Darin mag der Grund liegen, dass auch über diesen Punkt bis jetzt noch nicht verhandelt beziehungsweise eine Einigung erzielt wurde.

Der Beitrag wurde am 9.11.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , , veröffentlicht.
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