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Online Glücksspiel: Hunderte Verstöße seit der Legalisierung

Im Jahre 2021 wurde in Deutschland der aktuelle Glücksspielvertrag verabschiedet. Dieser legalisiert zwar das Online-Glücksspiel, allerdings nur unter sehr strengen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen. In vielen Fällen gestalten sich diese offenbar zum Problem. So ergab eine Anfrage der AfD an die Landesregierung in Sachsen-Anhalt, dass bereits hundertfach gegen die Bestimmungen verstoßen wurde.

Slotmachine steht in einem Casino.

Spielautomaten sind seit 2021 in Deutschland auch in virtueller Form erlaubt.(©AidanHowe/Pixabay)

Rund 700 Verstöße gegen Regeln aus Glücksspielvertrag

Vor rund zwei Jahren ist der Glücksspielvertrag in Deutschland verabschiedet worden. Dieser legalisiert zwar das Online-Glücksspiel, allerdings nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Genau gegen diese Voraussetzungen und Rahmenbedingungen haben einige Anbieter aber offenbar mehrfach verstoßen. So geht aus einer Anfrage der AfD an die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hervor, dass seit Inkrafttreten des Vertrags bereits etwa 700 Verstöße gegen die Bestimmungen registriert wurden.

Darüber hinaus wurden offenbar mehr als 1.700 Verstöße von Zahlungsdienstleistern festgestellt, die bei verbotenen Zahlungen an Glücksspielanbieter mitgewirkt haben. Vorwiegend handelt es sich dabei offenkundig um illegale Glücksspielangebote. So geht aus der Anfrage nämlich auch hervor, dass lediglich 28 Verstöße von legalen Glücksspielanbietern bei der Landesregierung registriert wurden. Insgesamt hätte es vier Strafanzeigen gegen legale Anbieter gegeben, von denen zwei mittlerweile jedoch wieder eingestellt worden sein.

Spielfreigaben, Lizenzen und Kontrollen: Regulierungsbehörde in Halle hat viel zu tun

Die offizielle Seite der Glücksspielbehörde beherbergt wichtige Informationen zum Thema Online-Glücksspiel in Deutschland. Die Behörde hat ihren Sitz in Halle in Sachsen-Anhalt, weshalb auch die dortige Landesregierung von der AfD befragt wurde. Aufgaben der Behörde sind vor allem das Vorgehen gegen illegale Glücksspielangebote und die Überwachung aller Inhalts- und Nebenbestimmungen aus dem Glücksspielvertrag.

Sollten Hinweise zu möglichen Verstößen an die GGL herangetragen werden, wendet sich diese an den jeweiligen Lizenznehmer. Dieser erhält eine Frist, um die Verstöße aus der Welt zu schaffen. Sollten in diesem Zuge generelle Zweifel an der Zuverlässigkeit der Lizenzinhaber entstehen, kann die Behörde etwaige Nachweise zur Zuverlässigkeit verlangen. Sollten diese nicht eingereicht werden, kann die GGL in letzter Instanz erteilte Lizenzen auch wieder für nichtig erklären und widerrufen. Auch ein zeitlich begrenzter Widerruf, etwa für drei Monate, ist möglich.

Strenge regulatorische Vorgaben in Deutschland

Gebunden ist das Glücksspiel in Deutschland seit der Einführung des Glücksspielvertrags 2021 an strenge regulatorische Vorgaben. Diese sind gleichermaßen für Spieler und Anbieter relevant. So sieht der Glücksspielvertrag ein monatliches Einzahlungslimit vor, welches den Betrag von 1.000 Euro pro Spieler und Monat nicht überschreiten darf. Überwacht wird die Einhaltung dieses Limits durch das System von LUGAS. Dieses kontrolliert gleichzeitig, ob Spieler möglicherweise parallel in mehreren Online-Spielhallen spielen wollen. Auch dies ist gemäß der neuen Bestimmungen verboten.

Eingeführt wurde darüber hinaus ein neues Einsatzlimit von maximal einem Euro pro Spielrunde. Dieses bezieht sich auf die virtuellen Automatenspiele. Diese wiederum dürfen laut Glücksspielvertrag die einzige Spielform sein, die von Online-Spielotheken in Deutschland zur Verfügung gestellt wird. Das Spiel selbst wird ebenfalls begrenzt. So dürfen beispielsweise keine progressiven, also ansteigenden, Jackpots mehr ausgezahlt werden. Ebenso dürfen die virtuellen Automatenspiele nicht über eine Autoplay-Funktion oder einen Turbo-Modus verfügen. Stattdessen gilt, dass eine Spielrunde am digitalen Automaten mindestens fünf Sekunden Zeit in Anspruch nehmen muss.

Erhöht wurden zudem die Steuern für die Sportwettenanbieter und Glücksspielunternehmen. Darüber hinaus besteht eine Verifizierungspflicht für die Kunden innerhalb der ersten 72 Stunden. Neu eingeführt wurde zudem das System von OASIS als sogenannte Sperrdatei. In dieser können sich Spieler selbst sperren lassen, aber auch von Dritten wie etwa Wettanbietern und Casinos gesperrt werden.

DSWV lobt verbesserten Spielerschutz

Um eben jenes OASIS-System gab es zuletzt kräftige Diskussionen. So wurde bekannt, dass im Jahr 2020 lediglich rund 47.000 Sperren bei OASIS aktiv waren. Anfang Mai 2023 lag diese Zahl bei 192.600 Sperren. Zahlreiche Medien hatten so die Schlussfolgerung gezogen, dass sich in der Gesellschaft ein problematisches Spielverhalten ausbreite. Genau diesem Widerspricht der Deutsche Sportwettenverband.

Der DSWV erklärte, dass nicht die Anzahl der Spielsüchtigen gestiegen sei, sondern lediglich die Anzahl der Spieler, die sich in OASIS hätten eintragen lassen. Für den Verband ein klares Signal, dass der Spielerschutz und das Sperrsystem funktionieren. Ein Angriff, wie ihn verschiedene Medien jüngst in Richtung Glücksspielvertrag gestartet hätten, würde den Bemühungen und den Maßnahmen des Marktes nicht gerecht werden.

Der Verband gab an, dass die bundesweite Spielersperre mitsamt der Datenbank auch aufgrund einer starken Unterstützung der Glücksspielveranstalter ins Leben gerufen worden sei. Diese sei eine große Unterstützung im Bereich des Spielerschutzes in Deutschland und gleichermaßen eine „Erfolgsgeschichte“, auf die Politik und beteiligte Glücksspielanbieter stolz sein könnten.

Anstieg der Spielersperren noch moderat?

Der DSWV weist in diesem Zusammenhang auch auf die gestiegene Anzahl der an OASIS angeschlossenen Anbieter hin. So seien bis Juni 2021 lediglich 464 Glücksspielveranstalter mit 1.529 Betriebsstätten an das System angeschlossen gewesen. Dabei hätte es sich im Wesentlichen um Spielhallen in Hessen und Rheinland-Pfalz sowie einige Spielbanken gehandelt. Mittlerweile sind an das System jedoch über 6.400 Veranstalter und fast 30.000 Betriebsstätten angeschlossen. Diese finden sich auch nicht mehr nur in Hessen und Rheinland-Pfalz, sondern in der gesamten Republik.

Für den Verband sei es deshalb nicht verwunderlich, dass bei einer derart starken Erhöhung der angeschlossenen Anbieter auch die Zahl der Spielersperren zulegen würde. Statistisch gesehen hätte man demnach sogar von einem noch höheren Anstieg ausgehen können.

Der Beitrag wurde am 29.6.2023 in dem Magazin von Betrugstest.com unter den Schlagwörtern , , veröffentlicht.
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